Der Kerzenhersteller Aeterna baut Auslandsgeschäft aus und sucht neue Mitarbeiter. Der Umsatz verdoppelte sich in den letzten zehn Jahren.

Hamburg. Eine nach der anderen laufen die roten Kunststoffhüllen über die Produktionsstraße. Zehntausende sind es täglich bei der Aeterna Lichte am Georgswerder Damm. Maschinenarme kleben einen Docht in ihre Mitte und füllen sie mit Pflanzenöl auf. Dann geht es durch einen Kühltunnel, der das Aushärten der fast klaren Flüssigkeit bei 18 Grad beschleunigt. So entstehen jedes Jahr gut zehn Millionen Grablichter und Kerzen für das sogenannte ewige Licht in den katholischen Kirchen.

Abgepackt zu 20 Stück in Kartons verschicken die Hamburger sie in die Beneluxstaaten, nach Italien, England oder nach New York. "Mit dem internationalen Geschäft haben wir unseren Umsatz innerhalb der vergangenen zehn Jahre verdoppelt", sagt Geschäftsführer Jörg Wolkenhaar, 49. Und das Wachstum soll anhalten. "Wir setzen jetzt auf neue Kontakte zu Händlern in den skandinavischen Ländern."

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Allein 2012 will der Manager, der Biologie und Chemie auf Lehramt und im Anschluss Betriebswirtschaft studiert hat, den Umsatz um fünf bis sechs Prozent steigern. Ende dieses Jahres sollen sechs Millionen Euro erreicht sein. Aeterna, lateinisch für ewig, sucht neue Mitarbeiter, um die Belegschaft in Hamburg auf 15 aufzustocken.

Marktführer bei den Kerzen für die katholischen Kirchen in den deutschsprachigen Ländern ist die Firma bereits. Für die Premiumprodukte gibt Wolkenhaar sogar eine Brenngarantie. Die jeweiligen Küster können ganz sicher sein, dass sie ihre Lichter am Altar erst nach Ablauf einer Woche auswechseln müssen.

Abgesichert wird der Wachstumskurs durch die Unternehmensgruppe, in die Aeterna eingebettet ist. Sie gehört den beiden Hamburger Familien Lohmann und Snyckers. Größtes Unternehmen ist die D.O.G. Deutsche Oelfabrik, ein Zulieferer für die Kautschukindustrie. Daneben gibt es den Schleifmittelhersteller Artifex in Kaltenkirchen. "Da alle Firmen auf unterschiedlichen Märkten anbieten, können Flauten gut ausgeglichen werden", sagt der Hamburger Wolkenhaar, der seit 2001 an der Spitze von Aeterna steht.

Derzeit schreibt das Unternehmen schwarze Zahlen. Das Ergebnis hängt jedoch stark davon ab, wie teuer Rohstoffe wie Soja- oder Palmöl eingekauft werden können. Kein Wunder: Denn die Preise für die Öle, die bei 50 Grad in fünf insgesamt 125 Tonnen fassenden Tanks lagern, tragen zu mehr als 50 Prozent zu den Kosten der Produktion bei.

Traditionell schwillt die Fertigung in der zweiten Jahreshälfte deutlich an. Denn gerade zu den katholischen Feiertagen sind die Kerzen für verstorbene Angehörige begehrt. "Wir können uns aber, auch wenn es eng wird, auf unser eingespieltes Team verlassen", sagt Betriebsleiter Wolfgang Gröger.

Das gilt auch für Überstunden und Arbeit an den Sonnabenden. Fast alle Mitarbeiter sind seit zehn Jahren und länger dabei. Gröger selbst schaffte es in der Unternehmensgruppe vom Hilfsschlosser bis an die operative Spitze von Aeterna. "Ich kann mir vorstellen, den Job bis zur Rente zu machen", sagt der 48 Jahre alte Zerspanungsmeister.

Im Fertigungsablauf hat sich in den vergangenen Jahren einiges verändert. So setzen inzwischen Maschinen goldfarbene Deckel auf die Lichter, um die Flamme auf den Gräbern vor tückischen Winden zu schützen. Der Großteil der Hüllen, die eine Aeterna-Tochter in Brandenburg fertigt, wird aus einem selbst entwickelten, biologisch abbaubaren Grundstoff gefertigt. Und als Etikett gibt es auf einem der insgesamt 50 verschiedenen Kerzen zwei Engel, die nachdenklich gen Himmel schauen. "Wir heben uns mit solchen schönen und nützlichen Innovationen von der Konkurrenz ab", sagt Wolkenhaar.

Dass gerade Hamburg zum Standort der größten deutschen Produktion von Öllichtern wurde, ist dabei fast ein Zufall. Denn ursprünglich begann die Herstellung des damals noch hauptsächlich verwendeten Ewiglichtöls in Augsburg, wo die Mehrheit der Bevölkerung im Gegensatz zur Hansestadt katholisch ist.

Als die Deutsche Oelfabrik 1929 die damalige Ölmühle Dr. Grandel kaufte, gehörte die Produktion des Öls für die Kirchen mit zum Paket. Das bereits seit 1865 eingeführte Geschäft versprach Profite und so wurde es mit nach Hamburg verlagert. In den 1960er-Jahren begann die heute überwiegende Kerzenproduktion, wobei Aeterna als einziger Anbieter noch heute das flüssige Ewiglichtöl verkauft.

Den heutigen Standort, gleich gegenüber der ehemaligen Adresse am Georgswerder Damm, bezog das Unternehmen 1998 und beließ es für die Zukunft nicht beim Vertrauen auf die eigenen Kräfte. Vielmehr bat die damalige Geschäftsführung bei der Eröffnung zu einer ökumenischen Feier, während der die neuen Räume evangelisch gesegnet und katholisch geweiht wurden.