Lohnt sich das kleinste Kleingeld tatsächlich? Das will das EU-Parlament prüfen. Hamburger Verbraucherschützer sind für den Erhalt der Münzen.

Hamburg. Wie wichtig sind in den Euro-Ländern die Ein- und Zwei-Cent-Stücke? Werden Sie noch viel genutzt, oder sind die Herstellungskosten gemessen am Nominalwert zu hoch? Das EU-Parlament will die Stückelung des Euro-Bargelds künftig regelmäßig auf den Prüfstand stellen. In einem mehrheitlichen Beschluss für eine neue Verordnung zur Ausgabe von Euro-Münzen wird die EU-Kommission aufgefordert, die Verwendung von Euro-Münzen und Banknoten "hinsichtlich ihrer Kosten sowie öffentlichen Akzeptanz regelmäßig und sorgfältig" zu prüfen. Insbesondere solle für die Ausgabe von Ein- und Zwei-Cent-Münzen eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellt werden.

+++ Leitartikel: Wer den Cent nicht ehrt+++

Mit dem Beschluss eröffnen die EU-Parlamentarier eine neue Debatte über den Sinn und Zweck der kleinen Münzen. In Finnland und in den Niederlanden gibt es schon seit Einführung des Euro-Bargeldes keine Ein- und Zwei-Cent-Stücke. Stattdessen werden dort die Preise auf die nächste Fünfer- oder Zehnerstelle gerundet. Beide Länder verzichten deshalb auf die Prägung der Münzen, akzeptieren aber die Zahlung mit den kleinen Stücken.

Anders in Deutschland: Hierzulande sind laut Deutscher Bundesbank rund 25 Milliarden Ein-Cent-Stücke im Wert von 250 Millionen Euro in Umlauf, sowie 19,8 Milliarden Zwei-Cent-Stücke für 396 Millionen Euro. Die Bundesbürger zahlen gerne bar. Eine Abschaffung der kleinen Münzen würde laut Umfrage nur von einem Drittel der Bevölkerung befürwortet.

Im Einzelhandel sind die Meinungen geteilt. "Die Marketing-Verantwortlichen wollen die Ein- und Zwei-Cent-Stücke im Sinne der Preisklarheit erhalten", sagt Ulrich Binnebößel, Experte für Zahlungssysteme beim Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE). Eine Rundung der Preise würde den Handel unglaubwürdig machen. Die Logistiker, die Bargeld transportieren und abrechnen, bewerten dagegen den Aufwand für die geringen Beträge als zu hoch.

+++Die älteste Münzprägeanstalt Deutschlands+++

Die Hamburger Verbraucherschützerin Edda Castelló spricht sich für den Erhalt des Kleingeldes aus: "Schwellenpreise sind zwar ein Ärgernis für Verbraucher. Trotzdem sind wir hier konservativ: Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert." Zudem würde durch eine Abschaffung das Gefühl für den Wert des Geldes verschoben.

Fakt ist: Die Ein-Cent-Münze kostet in ihrer Herstellung inklusive Material - ein kupferummantelter Stahlkern - etwa ein Cent. Rund ein Fünftel der deutschen Ein- und Zwei-Cent-Münzen kommen aus der Hamburgischen Münze, sagt deren Leiter Ralph Thiemann: "Im vergangenen Jahr haben wir 124,32 Millionen Ein-Cent-Münzen und 105,42 Millionen Zwei-Cent-Münzen geprägt." Ein Wegfall dieser Aufträge würde die Auslastung der Prägeanstalt mit rund 50 Beschäftigten verschlechtern. Kanada will wiederum die Produktion ihrer Ein-Penny-Münze einstellen, zumal die Herstellung mit 1,5 Penny höher liege als der Nennwert.

In Europa hat der Vorstoß der EU-Parlamentarier dennoch wenig Aussicht auf Erfolg. In der EU-Kommission gibt es keinen Plan, die kleinen Münzen abzuschaffen, heißt es aus EU-Kreisen. Zudem habe weder das EU-Parlament noch die EU-Kommission Einfluss auf die Entscheidung. Die Stückelung des Euro-Bargeldes bestimme alleine und unabhängig die Europäische Zentralbank (EZB). In der Notenbank bestehe derzeit kein Bestreben, an der Stückelung etwas zu ändern.