Was sollen Anleger machen? Spareinlagen und Lebensversicherungen bleiben sicher. Bundesanleihen bringen keine drei Prozent Rendite.

Hamburg. Die Krise der Euro-Zone wegen der ausufernden Staatsschulden schreckt Anleger wieder auf. Gerade schien die Bankenkrise verdaut, nun drohen neue Gefahren für Altersvorsorge und Spareinlagen. Immer mehr fragen sich: Wie sicher ist mein Geld noch? Das Abendblatt hat Experten befragt.

Sind Lebensversicherungen durch griechische Staatsanleihen gefährdet?

Die Deutschen bevorzugen Lebensversicherungen für die Altersvorsorge. Hier liegen 28 Prozent ihrer Geldanlagen. Die Lebensversicherungen legen das Geld vorwiegend in festverzinsliche Wertpapiere an. Mit Skepsis betrachtet werden jetzt Anlagen in Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien. Diese Länder werden in Investmentkreisen nach ihren Anfangsbuchstaben abfällig als PIIGS (englisch für Schweine) bezeichnet und gelten an den Finanzmärkten als mögliche Pleitekandidaten.

Doch die deutschen Versicherer sind in diesen Staaten nur gering investiert. Die R + V beziffert ihren Investmentanteil insgesamt mit 4,3 Prozent. Auch bei der Allianz machen diese Anlagen nur wenige Prozent des Gesamtportfolios aus. "In griechischen Staatsanleihen haben wir nur 900 Millionen Euro bei insgesamt 365 Milliarden in festverzinslichen Anlagen", sagt ein Sprecher der Allianz. "Wir gehen davon aus, dass das Engagement der deutschen Lebensversicherungen in den betreffenden Ländern mit Ausnahme von Spanien jeweils unter einem Prozent der Kapitalanlagen liegt", sagt Tim Ockenga von Fitch Ratings. Experten sehen diese Größenordnungen für die Versicherer als unbedenklich an, selbst wenn es zu einem teilweisen Ausfall der Forderungen kommen sollte. "Die größte Herausforderung für die Versicherer sind nach wie vor die niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt", sagt Manfred Poweleit vom Branchendienst map-Report. Deshalb sinkt seit Jahren die Überschussbeteiligung, die den Versicherten jährlich auf den Sparanteil ihres Beitrages gutgeschrieben wird. Aktuell beträgt sie im Durchschnitt 4,22 Prozent. Als sicher gilt der Garantiezins in Höhe von 2,25 Prozent. Anders sieht es bei fondsgebundenen Renten- und Lebensversicherungen aus. Hier trägt der Anleger das Kapitalanlagerisiko allein.

Wie sicher sind die Spareinlagen bei den deutschen Banken?

Die deutschen Banken haben sich mit insgesamt 33 Milliarden Euro an Krediten in Griechenland engagiert. Das betrifft in der Regel nur die großen Banken und nicht die vielen regionalen Sparkassen und Volksbanken, bei denen über 80 Prozent der Kunden ihre Konten haben. "Spareinlagen wie Tagesgeld, Festgeld oder Sparbriefe sind völlig sicher", sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von "Finanztest". "Die meisten deutschen Banken sind einer Einlagensicherung angeschlossen. Mindestens abgesichert sind in der EU 50 000 Euro pro Anleger." Wer dennoch Zweifel hat, teilt sein Geld unter verschiedenen Bankengruppen auf, also unter Sparkassen, Volksbanken und privaten Banken.

Sollten Anlagen in andere Währungen umgeschichtet werden?

"Es gibt für Anleger unter langfristigen Gesichtspunkten keinen Grund, sich mit anderen Währungen zu beschäftigen", sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. "Der Euro ist nicht schwach, denn die Kaufkraftparität liegt bei 1,23 Dollar." Anleger sollten auch bedenken, dass sie über internationale Aktien bereits in anderen Währungen investiert sind. "Sobald der Euro-Raum seine Probleme bewältigt hat, wird sich der Euro auch wieder erholen", sagt Kater.

In welche Staatsanleihen können Anleger noch investieren?

Staatsanleihen galten bisher als der sichere Grundstock eines jeden Depots. Von den Papieren der PIIGS-Länder raten die meisten Experten jetzt ab. Wer diese Papiere bereits im Depot hat, kann allerdings darauf setzen, dass sich vor allem griechische Staatsanleihen wieder erholen. "Dieser Prozess wird nach dem 19. Mai einsetzen, wenn Griechenland Forderungen in Höhe von 8,4 Milliarden Euro zurückzahlt", sagt Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Hamburger Sparkasse. Andreas Beck vom Institut für Vermögensaufbau rät sogar zu einer griechischen Staatsanleihe, die noch bis 20. März nächsten Jahres läuft. "Mit der Rendite von 14 Prozent lässt sich die niedrige Rendite von Bundesanleihen aufpeppen", sagt er. Die deutschen Staatspapiere gelten nach wie vor als eine der sichersten Anlagen. "Doch angesichts einer Rendite von 2,90 Prozent für zehnjährige Papiere lohnt ein Investment kaum noch", sagt Intelmann. Da eine Reihe europäischer Länder als verlässliche Schuldner ausscheiden, rücken Staatsanleihen anderer Länder in den Fokus der Anleger. "Norwegen ist ein sehr solides Land mit einer stabilen Währung", sagt Intelmann. Eine zehnjährige Staatsanleihe bringt 3,35 Prozent. Auch Australien wird als relativ sichere Parkposition betrachtet. Eine zehnjährige Staatsanleihe wirft eine Rendite von 5,54 Prozent ab. Es gibt nur ein Problem: Der Anleger setzt sich einem Wechselkursrisiko aus.

Welche Risiken gibt es bei deutschen Pfandbriefen?

Die mit Immobilien oder durch Forderungen gegen die öffentliche Hand abgesicherten Anleihen sind sehr beliebt, weil sie eine etwas höhere Rendite als Bundesanleihen bringen. Doch die Pfandbriefbanken haben auch Kredite an die PIIGS-Staaten vergeben. Bei den öffentlichen Pfandbriefen der Deutschen Genossenschafts-Hypothekenbank liegt dieser Anteil bei rund 24 Prozent, bei der HSH Nordbank sind es rund sieben Prozent. "Anleger sollten sich ansehen, wie die Sicherheiten bei den Pfandbriefen verteilt sind", sagt der Hamburger Vermögensverwalter Herwig Weise. Eine Alternative sei, Hypothekenpfandbriefe mit überwiegend deutschen Sicherheiten in Form von Grundstücken den öffentlichen Pfandbriefen vorzuziehen. Nach Einschätzung des Verbandes Deutscher Pfandbriefbanken müssen sich Anleger mit solchen Details nicht auseinandersetzen. "Es gibt ein umfassendes Sicherungssystem", sagt eine Sprecherin.

Wird der Aktienmarkt jetzt wieder einbrechen?

Die meisten Experten erwarten nur leichte Korrekturen. "Die Unternehmensgewinne steigen, die Konjunktur zieht an und die Zinsen sind sehr niedrig", sagt Haspa-Experte Intelmann. Das sei ein ideales Umfeld für Aktien. Nur wenige sind abwartend wie Vermögensverwalter Weise. "Das Geld unserer Kunden steckt zu 80 Prozent in kurz laufenden Bundesanleihen und zu 20 Prozent in Edelmetallen."

Ist in unsicheren Zeiten Gold eine sinnvolle Anlage?

Für Experte Weise ist das keine Frage. "Ein Anteil von mindestens zehn Prozent im Depot ist empfehlenswert." Allerdings sollte man wegen der Kursschwankungen schrittweise in das Edelmetall investieren. Als physische Anlage ist es nicht von Ausfallrisiken bedroht und stellt eine Versicherung gegen den Zusammenbruch des Finanzsystems dar. Langfristig ist es ein guter Inflationsschutz. "Wer die Apokalypse fürchtet, sollte sich lieber einen Schrebergarten anschaffen, um Kartoffeln und Gemüse anzubauen", rät dagegen Verbraucherschützer Tenhagen. "Denn Gold kann man nicht essen."