Das weltbekannte schielende Oppossum Heidi ist tot. Es wird kein Denkmal für sie geben, im Leipziger Zoo wird aber ein Kondolenzbuch ausgelegt.

Leipzig. Sie war nicht hübsch, aber geliebt. Das weltberühmte Oppossum Heidi ist im Leipziger Zoo gestorben, Heidi musste eingeschläfert werden. Da behaupte noch einmal jemand, eine Frau müsse für eine internationale Karriere gut aussehen. Die struppige, schielende Opossumdame Heidi beweist das Gegenteil: Nach ihrem Tod am Mittwoch zeigte sich, wie bekannt und beliebt die kleine Beutelratte aus dem Leipziger Zoo in der Welt tatsächlich war. Weit über die Grenzen Deutschlands hinweg bekundeten Menschen ihre Anteilnahme im Internet, internationale Zeitungen meldeten das Ableben des schwarz-weißen Tierchens wie den Tod eines berühmten Stars.

Kurz nachdem die Nachricht vom Tod Heidis die Runde gemacht hatte, stellte die amerikanische Zeitung „Washington Post“ eine entsprechende Meldung auf ihre Internetseite. „The Daily Mail“ aus Großbritannien zog mit der Überschrift „Auf wiedersehen, pet: Heidi the cross-eyed opossum closed her eyes for good“ nach, ebenso wie die französische Zeitung „Le Figaro“, die das Opossum als „tierischen Star aus Deutschland“ bezeichnete.

Auch die Reaktionen der Fans im Internet ließen keinen Zweifel daran: Opossum Heidi, sie war für viele ein Star von Weltrang. Auf Heidis offizieller Facebook-Fanseite gab der Zoo Leipzig am Mittwochmittag den Tod des dreieinhalb Jahre alten Opossums bekannt. Fünf Stunden später wurde der Eintrag schon über 2.800-mal kommentiert und über 1.300-mal kopiert. Die meisten Nutzer drückten in ihren Beiträgen ihre Trauer aus und wünschten Heidi „alles Gute im Tierchenhimmel.“

Einige Fans legten eigene Facebook-Seiten zum Tod des Opossums an. Eine davon trägt den Titel „R.I.P Heidi – we will always love you“. Auch auf Twitter war die Anteilnahme groß: „Und ich dachte immer, Legenden sterben mit 27 nicht mit 3“, schrieb ein Nutzer. Ein Frau twitterte: „Was für ein Trauer. Zuerst Paul, dann Knut und jetzt Heidi!“. Minütlich kamen neue Tweets aus der ganzen Welt hinzu.

Neben mitfühlenden Beiträgen gab es aber auch den ein oder anderen verärgerten Kommentar. Einige Nutzer beschwerten sich in den Plattformen über den Hype, der um das kleine Tier gemacht wird: „Leute, das ist nur eine Ratte“, schrieb ein Mann auf Facebook. „Hat die Welt keine anderen Sorgen?“, fragt sich ein anderer auf Twitter.

Doch diese Beiträge blieben von den trauernden Heidi-Fans aus aller Welt weitgehend unbeachtet. Die berechtigte Frage, warum das sehbehinderte Opossum wie ein Popstar verehrt wird, stellt sich den meisten nicht. Herzensangelegenheiten erklärt man eben nicht mit dem Verstand.

Kein Denkmal für Heidi

Leipzigs Zoodirektor ließ keinen Zweifel: „Es ist nicht geplant, ihr ein Denkmal zu setzen.“ Mit „ihr“ meinte Jörg Junhold die wohl berühmteste Beutelratte Deutschlands, das schielende Opossum Heidi. Das Tier war in den vergangenen Monaten zu einem weltweit beachteten Medienstar aufgestiegen, am Mittwoch musste es wegen Altersschwäche eingeschläfert werden.

Heidi litt zum Schluss an Bewegungsstörungen, hatte sich immer weiter zurückgezogen und war von ihren Opossum-Mitbewohnern Naira und Teddy vom Futternapf verdrängt worden. „Erste Anzeichen hat Heidi schon vor vier Wochen gezeigt, aber am Mittwoch vergangener Woche ist es zu einer Krise gekommen“, schilderte Junhold den Verfall des Tieres. Trotz Vitamingaben und anderer unterstützender Behandlungen sei es aber nicht gelungen, Heidi zu stabilisieren. „Deshalb haben wir uns entschlossen, ihr Schmerz und Leiden zu ersparen.“

Leicht gefallen dürfte es den Tierärzten und Pflegern nicht sein, sich von Heidi zu verabschieden. Schließlich war es das schielende Opossum, das das weltweite Interesse auf den Zoo der Sachsenmetropole lenkte. Und das war auch so gewollt: „Heidi hat für uns eine hervorragende Botschafterrolle eingenommen und für unsere neue Tropenhalle ’Gondwanaland’ geworben“, sagte Junhold. Seit Eröffnung der Halle habe Heidi rund 700.000 Gäste gehabt. „Trotz Heidis Tod erwarte ich jetzt aber nicht einen großen Einbruch bei den Gästezahlen.“ (dapd/abendblatt.de)