Berlin. Furtwängler ist als „Tatort“-Kommissarin eine feste TV-Größe. Jetzt ist sie komödiantisch unterwegs: als durchgedrehte Fahrlehrerin.

Wer bei Maria Furtwängler in erster Linie an eine „Tatort“-Kommissarin denkt, der wurde spätestens letztes Jahr eines Besseren belehrt, als in der Comedy-Serie „Ausgebremst“ eine Fahrlehrerin am Rande des Nervenzusammenbruchs spielte. Dieses Format bewährte sich so, dass ab dem heutigen Samstag (18.30 Uhr) auf dem Pay-TV-Spartensender TNT Comedy eine zweite Staffel folgt (ab 28. Mai auch in der ARD-Mediathek).

Das große Thema, das die Entstehung der ersten Folgen prägte, ist immer noch akut - der Lockdown, zu dem sich die 54-Jährige im Interview ein paar Gedanken macht.

„Ausgebremst“ spiegelt die Bedingungen des Lockdowns, denn die Protagonisten begegnen sich fast nur am Computer. Hätten Sie sich gewünscht, dass es nach der ersten Staffel keinen Anlass zur zweiten gegeben hätte?

Maria Furtwängler: Als Produzentin und Schauspielerin bin ich froh, dass es die zweite Staffel gibt. Die erste entstand aus dem totalen Stillstand des ersten Lockdowns, wo man sich fragte: Was kann man denn überhaupt noch drehen? So haben wir einen kleinen hemdsärmeligen Schnellschuss unter besonderen Drehbedingungen gewagt.

Der Sender TNT meinte dann, man müsse das ganz schnell ausstrahlen, weil die Pandemie nach dem Sommer vorbei sei. Rückblickend würde man sagen: ‚Na ja, da hätte man sich doch noch ein bisschen Zeit lassen können...’

Was gab denn den Anlass, das Ganze fortzusetzen?

Furtwängler: Ich hatte das Gefühl, die Geschichte der Fahrlehrerin Beate Harzer ist noch nicht auserzählt. Am Wahnsinn dieser Frau können wir noch eine Schraube drehen, so wie der Corona-Wahnsinn, den wir alle erleben, sicher noch etliche Schrauben weitergedreht wird. Abgesehen davon ist es für mich als Produzentin ein Vergnügen, ein Projekt in dieser Geschwindigkeit und Hemdsärmeligkeit zu realisieren. An anderen Projekten sitze ich zum Teil schon fünf Jahre und konnte sie immer noch nicht realisieren.

Mit „Ausgebremst“ verfolgen Sie ja auch hehre Ziele. Die Einnahmen gehen an die Aktion #KunstNothilfe, die Kreative in der Pandemie unterstützt. Was haben Sie mit der ersten Staffel erreicht?

Furtwängler: Wir, das heißt die Produzenten und der Sender TNT, haben da ganz konkret Geld überwiesen, da ja alle kreativen Beteiligten der Serie auf ihr Geld verzichtet haben. Außerdem haben wir auf die Organisation aufmerksam gemacht, die auf diese Weise viele neue Spender gewinnen konnte. Das wünschen wir uns auch diesmal.

Die Lizenz der ersten Staffel wurde an die ARD verkauft. Auch dieses Geld wird der Kunstnothilfe direkt zugutekommen, und wir werden mit Trailern und in den sozialen Medien auf die Situation der Kulturschaffenden hinweisen.

Wie stark waren und sind Sie denn selbst beruflich betroffen?

Furtwängler: Ich gehöre zu jenen, die nicht klagen können. Ich habe im letzten Jahr so viel gearbeitet wie selten. Die Schauspieler im Fernseh- und Kinobereich waren weniger betroffen, zumal auch die Streamingdienste viele Formate beauftragen. Aber alle, die auf Live-Auftritte angewiesen sind, hat es massiv erwischt. Das gilt auch für einige Mitwirkende der Serie wie Carolin Kebekus oder den Kabarettisten Maxi Schafroth.

Ein anderer Teilbereich Ihres Engagements ist die MaLisa-Stiftung, mit der Sie sich für eine freie, gleichberechtigte Gesellschaft einsetzen. Was hat sich da in den letzten Monaten bewegt?

Furtwängler: Letztes Jahr haben wir eine Erhebung durchgeführt, und bezüglich der Ergebnisse bin ich sehr zuversichtlich. Ich glaube, dass sich das Bewusstsein verändert hat. Dass mehr Projekte mit diverseren Teams besetzt werden oder dass im journalistischen Bereich mehr Frauen zu Wort kommen. Beim WDR gibt es immerhin eine erste Quizshowmoderatorin, was eine halbe Sensation ist. Es bewegt sich langsam, aber es bewegt sich.

Haben Sie nach all den Verwerfungen noch Vertrauen in die Politik?

Furtwängler: Es ist ziemlich leicht, sich zu empören und zu ärgern. Ich bin davon nicht frei. Gleichzeitig mache ich mir immer bewusst, dass auch die Politiker das alles vorher noch nicht durchgemacht haben. Trotzdem tut es schon mal gut, sich furchtbar darüber aufzuregen, was ich auch tue. Gleichzeitig bin ich demütig und denke, boah krass, die wissen am Ende nicht viel mehr als ich und müssen auf Experten vertrauen. Das ist eine schwierige Situation.