Berlin. Eloy de Jong war Mitglied der Boygroup Caught in the Act. Im Interview spricht er über sein Coming-out und den Tod seines Sohnes.

Was macht man als ehemaliges Mitglied einer Boyband, wenn man vom Frührentner-Dasein genug hat? A) Man tritt auf 90er-Jahre-Partys auf. B) Man nimmt an einer Reality-TV-Show teil. C) Man wagt eine Solokarriere. Eloy de Jong (47) machte von allen drei Möglichkeiten Gebrauch.

Der Niederländer war Mitglied der Boygroup Caught in the Act („Love Is Everywhere“), die beachtliche 23-mal das Cover der Bravo zierte. Nach einem Boygroup-Comeback und „Promi Big Brother“ mischt de Jong jetzt im deutschen Schlager mit. Sein erstes Album schaffte es auf Platz eins. Nun erscheinen der Nachfolger „Auf das Leben, fertig los“ und die Biografie „Egal was andere sagen“.

Welcher Fehler aus Ihrer Zeit als Boygroup-Sänger passiert Ihnen heute nicht mehr?

Eloy de Jong: Inzwischen weiß ich auch, wo meine Grenzen liegen. Nach fünf Tagen Promoreise brauche ich jetzt ein paar Tage zu Hause, ich will dann meinen Lebensgefährten und unsere neunjährige Tochter sehen, was kochen, die Füße hochlegen. Es ist so wichtig, die Balance zu halten. Früher haben andere Menschen für mich entschieden, wann oder wo oder wie lange ich auftrete. Jetzt entscheide ich das selber.

Der Druck in einer Boygroup muss groß sein.

De Jong: Eine Boyband hält vielleicht drei, vier Jahre. Dann stehen zig andere hübsche Jungs in den Startlöchern. Da denken die Verantwortlichen, sie müssten alles in dieser Zeit rausholen. Wir befanden uns damals in einer Achterbahn und habe vieles, was uns passiert ist, Positives, aber auch Negatives, in dem Moment gar nicht wirklich realisiert. Es ging immer weiter.

Aber es macht doch bestimmt auch Spaß.

De Jong: Natürlich war es auch geil. Ich habe meinen Traum gelebt. Als Jugendlicher habe ich nicht davon geträumt, Fußballer oder Feuerwehrmann zu werden, ich wollte Mitglied in einer Boygroup sein. Die meisten schönen Sachen haben auch ihre Schattenseite.

Eloy de Jong: Froh über zweite Chance

Wie schwierig war es für Sie, in einer Boygroup heimlich schwul zu sein?

De Jong: Ich habe immer Angst gehabt. Ich dachte: Jetzt erkennen die Leute es, jetzt wissen sie Bescheid. Das ist einfach eine mental ungesunde Situation gewesen. Ich bin so froh, dass ich meine zweite Chance bekomme habe und nun als ich selber Erfolg habe.

Trotz Ihres Beispiels trauen sich aber auch in der Schlagerbranche des Jahres 2020 manche nicht, sich zu outen. Haben Sie dafür Verständnis?

De Jong: Ich kann nur sagen, es ist ein freieres Leben. Aber jeder muss selber entscheiden, wann und wie er sich outet. Ich bin ja mit meinem damaligen Freund Stephen Gately von Boyzone damals selbst unter Druck gesetzt worden. Jemand wollte unsere Story an die Boulevardpresse verkaufen, da haben wir gesagt: Wir wollen unsere Geschichte selber erzählen. Wir haben dann der „Sun“ ein Interview gegeben.

Meghan Markle ist froh, wieder zu Hause zu sein

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    Wie waren die Reaktionen?

    De Jong: Wir bekamen Blumen von Elton John, eine Karte von den Spice Girls, Glückwünsche von George Michael. Viel wichtiger: Noch heute schreiben mir Leute, wie ihnen das selbst Mut gemacht hat.

    Mit Ihrem Partner leben Sie seit 13 Jahren zusammen. Sie haben eine Tochter mit einer Freundin. Wie organisieren Sie das?

    De Jong: Unsere Tochter lebt halb bei der Mutter, halb bei uns.

    Zwei Väter, eine Mutter – können Sie verstehen, wenn manche Leute sagen: Ich komme bei solchen Familienmodellen nicht mehr mit?

    De Jong: Kinder brauchen Liebe, Harmonie und Struktur. Wenn sie das bekommen, dann ist es gut, egal, ob es nur von einer Mama oder einem Papa kommt oder Mama und Papa oder zwei Mamas oder zwei Papas.

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    Ist eine Hochzeit geplant?

    De Jong: Ich bin vor neun Jahren gefragt worden und habe auch Ja gesagt. Aber dann sind Sachen passiert wie die Frühgeburt unseres Sohnes, der es nicht geschafft hat. Und wenn man so etwas erlebt, kostet es einen viel Kraft. Wir haben gemerkt, dass unsere Beziehung dazu in der Lage ist, auch so etwas durchzustehen, und das bedeutet dann mehr als eine Hochzeit. Wir werden aber heiraten. Wir haben schließlich unserer Tochter versprochen, dass sie dafür ein weißes Kleid bekommt.

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