Miley Cyrus war die süße Hauptdarstellerin der jugendfreien TV-Serie „Hannah Montana“. Jetzt zeigt sie sich oft nackt – in ihrem neuen Musikvideo etwa auf einer Abrissbirne. Das löst Diskussionen aus.

New York. Zuerst waren die Haare dran. Radikal ließ sich Miley Cyrus vor rund einem Jahr ihre braune Mähne abschneiden und eine blonde Punk-Frisur stylen. „Überglücklich“ sei sie damit, betonte die Schauspielerin und Sängerin, kurz nachdem die Disney-Serie „Hannah Montana“ ausgelaufen war, deren Star sie gewesen war. Dann folgten freizügige Fotos im Internet und immer kürzere und engere Outfits.

Bisherige Höhepunkte der Verwandlung vom Kinderstar zur Femme fatale: ein umstrittener Unterwäsche-Tanz bei den MTV Video Music Awards im August und neuerdings ein viel diskutiertes und bereits gern parodiertes Video zur neuen Single „Wrecking Ball“, in dem sie nackt auf einer Abrissbirne (was der Titel bedeutet) posiert.

Kollegen, Fans und Promi-Experten schauen der Cyrus-Show verwundert zu: Was ist bloß in die einstige „Smiley Miley“ gefahren? Wo ist das liebe, süße, brave Teenie-Idol aus der Wohlfühl-Serie hin, die Eltern ihre Kinder völlig bedenkenlos schauen lassen konnten?

„Miley, was tust du dir da nur an?“, kommentierte einer der weit mehr als 40 Millionen Menschen, die das „Wrecking Ball“-Video innerhalb weniger Tage angesehen haben. Lasziv schaukelt eine völlig nackte Cyrus darin auf einer Abrissbirne. Aber eigentlich gehe es doch um Verletzlichkeit, lässt die 20-Jährige wissen. „Die Menschen müssen sich einfach nur von dem Offensichtlichen lösen und ihre Fantasie bemühen, um zu sehen, was das Video wirklich bedeutet.“

Unklar, ob man sich dieser Tage Sorgen um Miley Cyrus machen oder sich für sie und ihr stetig füllendes Bankkonto freuen sollte. Ihr Verhalten erinnert manchen an die Eskapaden anderer Ex-Kinderstars wie Britney Spears (beide ließen sich die Haare abrasieren), Justin Bieber (beide beschimpften Paparazzi) oder aber Drew Barrymore und Lindsay Lohan. „Das nennt man Pubertät“, sagte Cyrus vor kurzem selbst im US-Fernsehen, „nur dass ich sie im Scheinwerferlicht durchmache und deshalb verfolgen es alle so gespannt.“

Die Menschen, die Cyrus eigentlich schützen könnten, erweisen sich bei der ganzen Sache als wenig hilfreich. Mutter Leticia klatschte in der ersten Reihe, als sich ihre Tochter bei den Video Music Awards vor Millionen Zuschauern mit einem überdimensionalen Schaumstofffinger zwischen die Beine griff.

Und Vater Billy Ray, selbst Country-Star, verteidigte das Nackt-Video zu „Wrecking Ball“ bei Twitter: „Versuchen, zu tippen, zu tweeten, mit dem Hintern zu wackeln und gleichzeitig nackt auf einer Abrissbirne zu schaukeln, während man einen Hammer herumträgt, ist echt schwierig.“ Ob die Verlobung der Sängerin mit dem Schauspieler Liam Hemsworth (23) noch besteht, gilt nicht mehr als sicher.

Cyrus' neuer Manager ist übrigens ein gewisser Larry Rudolph, der auch Britney Spears bei der Verwandlung vom Disney-Star zum Vamp beraten hat. Dessen Reaktion auf den umstrittenen Miley-Tanz bei der MTV-Show? „Besser hätte es nicht laufen können.“

Die Strategie, die Rudolph sich für seinen neuen Zögling ausgedacht hat, wirkt allerdings ziemlich althergebracht. Nackte Haut und Sex als kalkulierte Provokation? Das haben doch schon Rock-Opa Mick Jagger und Pop-Queen Madonna gemacht und Tausende kopierten es. Cyrus zudem macht das zudem nicht besonders gut, wie das Magazin „Time“ anmerkte. „Tollpatschig, unvorbereitet und erschreckend unsexy“ sei das „Cyrus-Fiasko“ bei den Music Awards gewesen.

Aber es hat seinen Zweck erfüllt – wenn der denn so gewollt war. Cyrus bekommt zurzeit viel Aufmerksamkeit, hat inzwischen fast 14 Millionen Fans bei Twitter und einen wohl minütlich steigenden Kontostand.

„Alles, was ich gerade mache, wird so eine große Sache“, kommentierte sie dann auch jüngst fast schon verwundert. Und auch wenn schwer vorstellbar ist, dass sich die Sängerin ihren MTV-Auftritt in einigen Jahren noch gerne anschauen wird: Man kann nur hoffen, dass sie das Ganze wirklich so gerne macht, wie sie zurzeit immer wieder betont. „Ich habe einfach nur Spaß. Und wie immer die Menschen das alles auch benennen wollen, ist doch egal.“