Nächsten Sonntag ist Bundestagswahl. Es gibt Kandidat A, B oder C und die dazugehörige Partei. Easy. Zwei Kreuze, das war's. So geht Demokratie. Auch wenn es einem die beiden Spitzenkandidaten dieses Mal nicht gerade leicht machen.

Kritiker sprechen von zu viel Harmonie, von zu geringen Unterschieden im Programm der beiden Volksparteien und vor allem über zu wenig Streit darüber. Siehe das sogenannte Duell von Steinmeier und Merkel. Wie sagte der Moderator Peter Limbourg doch gleich: Sie wirken wie ein altes Ehepaar, dessen Differenzen sich im Laufe der Jahre abgeschliffen haben. Zu wessen Gunsten diese Strategie am Ende ausgeht, werden wir sehen.

Bis dahin und auch danach müssen wir uns um die kleinen und großen Entscheidungen des Lebens kümmern. Wann stehe ich auf? Was ziehe ich an? Proust oder Joyce? Wir haben jeden Tag die Wahl. Und klar, manchmal auch die Qual. Schwierig wird es gerade dann, wenn von einer Entscheidung zu viel abhängt. Wie wollen wir leben? Und mit wem? Ziehe ich in die andere Stadt, und ist der neue Job besser als der alte? Manche Menschen fertigen Listen an, schreiben das Pro und Contra auf. Die Summe der Argumente und die Qualität sollen helfen. Andere Menschen setzen auf Bauchentscheidungen, doch auch die, so sagen es Wissenschaftler, sind eigentlich nicht spontan, sondern nur Ergebnis von Erfahrungen. Und wenn alles nicht hilft, so bleibt uns doch immer das von der Band "Fettes Brot" besungene "Jein", also keine Entscheidung zu treffen. Richtig gut geht es uns dabei aber wahrscheinlich nicht. Unentschlossenheit löst nämlich Stress aus. Sage "Ja, ja." Und "Nein, nein." Heißt es schon in der Bergpredigt. In die letzte Woche vor der Wahl begleitet Sie jedenfalls dieses Journal. Und hält es dabei mit dem Dichter Erich Fried: "Zweifle nicht an dem, der dir sagt, er hat Angst, aber hab Angst vor dem, der dir sagt, er kennt keinen Zweifel." Also, doch Jein. Oder?

Ihre Diana Zinkler