Sie sieht süß aus mit ihrer winzigen Zahnlücke und dem kleinen Leberfleck über der Lippe. "Vielleicht bekomme ich deshalb oft die niedlich-komischen Rollen", sagt Stefanie Hendrickx. Die 21jährige ist Schauspielschülerin, seit zwei Jahren besucht sie die Stage School of Music, Dance and Drama in der Hamburger Innenstadt.

Aufgewachsen ist sie im ländlich hessischen Funkstadt, mit Kirchenchor und Klavier und wollte ursprünglich Lehrerin werden. Oder Ärztin. Auf jeden Fall etwas, wofür sich der Abiturstress lohnt. Aber es kam anders. Stefanies Eltern schenkten ihrer Tochter einen Wochen-Workshop an der Stage School. Weil sie immer schon gern vor anderen gesungen und getanzt hat. "Das war absolut mein Ding", sagt Stefanie. Weil es ihr Ding war, nahm sie ein Jahr später an einem weiteren Workshop teil. Da war sie in der zwölften Klasse. Die Freude war groß, als die Schulleitung ihr anschließend mitteilte: "Damit hast du die Aufnahmeprüfung bestanden".

Es folgten lange Diskussionen mit den Eltern, in denen Stefanie hart blieb und ihren Wunsch, in Hamburg auf die Stage School zu gehen, durchsetzte. Mit Erfolg. Nach dem Abitur 2003 durfte sie als Schauspielschülerin an die Elbe ziehen - mitten ins Portugiesenviertel an den Landungsbrücken. "Die Anfangszeit war furchtbar", erinnert sich Stefanie. "Ich hatte Heimweh, fand alles so anonym." Im Supermarkt um die Ecke stellte sie sich bei der Kassiererin mit ihrem Namen vor. In Funkstadt gehört sich das so.

Mit ihrer offenen Art gewann die quirlige junge Frau schnell Freunde in ihrer Klasse. Mittlerweile ist Stefanie im dritten und letzten Ausbildungsjahr. Jobben mußte sie nie. Von ihren Eltern bekommt sie pro Monat etwa 800 Euro für Wohnen und Leben und jährlich die Schulgebühr von 6240 Euro überwiesen. Doch auch wenn diese Quelle einmal versiegen sollte - Angst vor einer brotlosen Zukunft hat die Optimistin nicht. Sie wünscht sich, einmal die Helena in Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" am Darmstädter Staatstheater zu spielen. "Wenn das nicht klappt, kann ich ja immer noch Lehrerin werden."