Er hat das Unglaubliche geschafft - direkt von der Schauspielschule ans Thalia-Theater geholt zu werden. Daniel Hoevels gilt als die Neuentdeckung in der Hamburger Theaterlandschaft. "Dabei bin ich erst relativ spät zur Schauspielerei gekommen", sagt der 27jährige Absolvent der staatlichen Theaterakademie in Hamburg.

Drei dröge Studienjahre der Politikwissenschaften in Berlin hat es gedauert, bis der dunkelhaarige junge Mann mit dem ernsten Blick merkte: "So finde ich keinen Beruf für mich." Er suchte etwas, das ihn so gefangennahm wie die Theaterproben als 16jähriger an der Waldorfschule in Heidelberg. In der Theater-AG arbeitete er sich an Klassikern wie Goethes "Faust" ab, lernte schwierige Texte, interpretierte sie und kehrte sein Innerstes nach außen. "Völlig überfordert fühlte ich mich damals, aber genau das hat mir im Politikstudium gefehlt."

Bereit, für eine solide Ausbildung und Schule in jede Stadt zu gehen, startete Hoevels den beschwerlichen Bewerbungsmarathon - und wurde nach Vorsprechen in Berlin, Köln, Bochum und Saarbrücken schließlich in Hamburg aufgenommen. Noch vor der Abschlußinszenierung "White Trash" für sein Schauspieldiplom spielte er am Thalia bereits den Huck im Familienstück "Tom Sawyer & Huckleberry Finn". Seit Januar 2005 ist er am Thalia-Theater engagiert.

Seine erste "Profi-Rolle" war der Haimon in Christine Eders "Antigone"-Inszenierung im Thalia in der Gaußstraße. Der junge Schauspieler mit dem komischen Talent und einer heute eher seltenen Gabe zur Eleganz, ist auch in "Mein Kampf" und in "King Lear" zu sehen. Am 3. Dezember hat Hoevels Premiere in der Bühnenadaption von Thomas Manns Roman "Die Buddenbrooks": Als Morten verführt er Toni in Travemünde zu einer romantischen Sommerfrischen-Liebelei.

Den frühen, eher ungewöhnlichen Erfolg schreibt Daniel Hoevels seiner schnellen Auffassungsgabe zu. "Ich kann Dinge wohl gut auf der Bühne umsetzen", sagt er - aus seinem Mund klingt das glaubwürdig. Schauspiel sei Handwerk und habe nicht viel mit dem eigenen Charakter zu tun.

"Allerdings gibt es wohl nur wenige Berufe, in denen Angstschweiß und Euphorie sich so häufig abwechseln", sagt er. Und genau das mache den Reiz des Theaterspielens aus.