Wer einen Krimi von Giles Blunt liest, muß sich warm anziehen und auf einiges gefaßt machen. In "Gefrorene Seelen" wird ein ermordetes Mädchen in einem Eisblock gefunden, den Mord an drei weiteren Teenagern kann Detective John Cardinal erst nach etlichen Pannen und nur aufgrund der guten Zusammenarbeit mit der cleveren Kollegin Lise Delorme aufklären.

Die knackigen Minusgrade mit zerberstenden Hochspannungsmasten und die Autofahrten über zugefrorene Seen gehören ebenso zum Markenzeichen der rasanten Blunt-Thriller wie der Kommissar mit der stark depressiven Ehefrau, dem herzkranken Vater und der nicht mehr blütenreinen Weste. Cardinal hatte nach der Verhaftung eines Bankräubers einen Teil der üppigen Beute selbst kassiert, um seiner Tochter ein teures Kunststudium in Yale zu ermöglichen - nun hat er die interne Sonderermittlung am Hals.

"Blutiges Eis" zeigt einen Detective Cardinal, der sich mit frettchenhafter Verbissenheit in alte Fälle vertieft, weil er spürt, daß der Mord an ehemaligen Geheimagenten mit lange zurückliegenden Vorgängen aus der Trudeau-Ära zusammenhängt. Damals hätten die Terror- Attacken und Entführungen der franko-kanadischen Separatisten das Land fast an den Rand eines Bürgerkriegs gebracht.

Algonquin Bay ist ja eigentlich ein idyllisches Provinznest, aber wenn Giles Blunt dieses Gebiet ins Visier nimmt, dann gibt es von Bären angefressene Leichenteile, mysteriöse Mordfälle unter Geheimagenten und untergetauchte, gewaltbereite Separatisten. Der Plot wird streckenweise ziemlich unübersichtlich, dafür entschädigt jedoch der Einfallsreichtum des Erfolgsduos Cardinal/Delorme und das einmalige frostige Ambiente dieses preisgekrönten (Bester Thriller 2004) Kanada- Krimis. (Peter Münder)

Giles Blunt: Blutiges Eis. Deutsch von Anke Kreutzer, Droemer-Verlag, 397 Seiten; 19,90 Euro.