Berlin. Medizinischer Durchbruch in den USA: Erstmals konnte einem Menschen eine Schweineniere transplantiert werden. Ein Zukunftsmodell?

Schweine können Menschenleben retten. Was nicht besonders alltagsnah klingt, ist tatsächlich eine Erkenntnis jahrelanger Forschung von Medizinern in den USA. In einem Krankenhaus in Massachusetts ist es Ärzten erstmals gelungen, die Niere eines Schweins bei einem lebendigen Menschen zu transplantieren. Wenn weitere positive wissenschaftliche Erkenntnisse folgen, können Schweine also auf lange Sicht dem gravierenden Mangel an Spenderorganen für Menschen entgegenwirken.

Beim ersten nun geglückten Fall war der Patient ein 62-jähriger Mann mit einer Nierenerkrankung im Endstadium. Schweineherzen wurden zuvor schon zweimal erfolgreich bei lebenden Menschen transplantiert, beide Patienten starben jedoch wenige Wochen nach Erhalt der Organe. In besonders schwierigen Situationen für Patienten ist es in den USA rechtlich erlaubt, Tierorgane bei Menschen zu transplantieren. Auch in Deutschland wird schon seit einigen Jahren in diesem Bereich der Xenotransplantation, also der Organtransplantation zwischen verschiedenen Spezies, geforscht.

Schweineniere wird durch Genmanipulation vom Menschen angenommen

Um dieses Verfahren möglichst erfolgversprechend zu gestalten, werden die Tiere vorab gentechnisch verändert. Beim Fall der erfolgreich transplantierten Schweineniere in den USA wurde das von der Firma eGenesis umgesetzt, deren Geschäftsführer Dr. Michael Curtis in einer Mitteilung des Unternehmens erklärt: „Dieses erfolgreiche Verfahren läutet eine neue Ära in der Medizin ein, in der wir das Potenzial haben, das Organangebot als Hindernis für die Transplantation zu beseitigen und unsere Vision zu verwirklichen, dass kein Patient stirbt, während er auf ein Organ wartet.“

Die Organe eines Schweins sind denen des Menschen grundsätzlich physiologisch ähnlich. Auch mit Affen wurde bezüglich einer Xenotransplantation experimentiert, doch die entsprechende Genmanipulation kann bei Schweinen deutlich einfacher umgesetzt werden. Diese führt dann dazu, dass der menschliche Körper die Spenderorgane nicht abstößt.

Gravierender Mangel an Organspendern in Deutschland

Auf der offiziellen Warteliste für Organspenden stehen in Deutschland laut aktuellem Stand 8496 Menschen, die meisten von ihnen warten auf eine Niere. 2022 gab es bundesweit jedoch nur 869 Organspender – der Mangel ist also drastisch. Wenn es nun positive Erkenntnisse bei der ersten Spenderniere eines Schweins gibt, kann die „neue Ära“ der Medizin also möglicherweise schon bald eine deutlich größere Anzahl an Menschenleben retten.