Brüssel/Berlin. Die Analyse der EU-Drogenbehörde überrascht – auch für deutsche Städte: Wo Kokain eine Rolle spielt, und was in Ostdeutschland boomt.

Der Kokain-Konsum in Berlin und anderen deutschen Städten ist in den vergangenen Jahren massiv angestiegen. Das geht aus neuen Abwasseranalysen der europäischen Drogen-Beobachtungsstelle (EMCDDA) hervor. Demnach haben sich im Abwasser der deutschen Hauptstadt die Kokain-Spuren von 2015 bis 2022 mehr als verdreifacht – nachgewiesen wurden zuletzt im täglichen Durchschnitt 540 Milligramm je tausend Personen, 2015 waren es erst 169 Milligramm. Ein klares Indiz für den stärkeren Kokain-Gebrauch in Berlin.

Auch in weiteren deutschen Städten wie München, Dresden und Nürnberg nahm der Kokain-Konsum den Daten zufolge in den vergangenen Jahren deutlich zu, allerdings auf niedrigerem Niveau: Hinter Berlin liegen Dortmund (350 Milligramm pro tausend Personen), München (236 Milligramm) und Magdeburg (203 Milligramm).

In Antwerpen findet sich die höchste Kokain-Konzentration

Die Analysen zeigen auch, wann dieses illegale Rauschgift bevorzugt verwendet wird: In Berlin stieg die Konzentration im Abwasser am Sonnabend und Sonntag um die Hälfte an, ihren Tiefpunkt erreicht sie am Dienstag. Allerdings steht selbst Berlin im Vergleich mit anderen europäischen Städten nicht so ungünstig da: Die Messwerte bei Kokainspuren entsprechen Platz 16 unter allen untersuchten Städten.

Spitzenreiter Antwerpen hat voriges Jahr eine über viermal höhere Konzentration im Abwasser gemessen als Berlin - die belgische Hafenstadt gilt als das europäische Einfallstor für den Kokain-Schmuggel aus Südamerika. Auch Amsterdam, Tarragona (Spanien), Brüssel und Zürich weisen vergleichsweise hohe Werte auf. Bei dem Projekt werden von der Drogenbeobachtungsstelle der Europäischen Union seit 2010 Abwasserproben von über hundert europäischen Städten auf Rückstände und Abbauelemente von Drogen analysiert.

Ein von Drogenfahndern entdecktes Labor in Brandenburg, in dem eine Rauschgiftbande die synthetische Drogen Crystal-Meth hergestellt hatte.
Ein von Drogenfahndern entdecktes Labor in Brandenburg, in dem eine Rauschgiftbande die synthetische Drogen Crystal-Meth hergestellt hatte. © dpa

Auffällig: Ostdeutschland ist den Daten zufolge ein Zentrum für den Konsum des synthetischen Aufputschmittels Crystal Meth: Unter den zehn europäischen Städten mit den meisten Spuren dieser Droge finden sich Chemnitz (Platz 4), Dresden (Platz 5), Erfurt (Platz 6) und Magdeburg (Platz 8), dazu kommt Nürnberg auf Platz neun.

Methamphetamine wurden außerdem besonders in Tschechien und der Slowakei nachgewiesen. Die meisten Spuren von Amphetaminen („Speed“) wurden in Städten Nord- und Osteuropas gemessen, Schwerpunkt sind Schweden, Belgien, Deutschland, die Niederlande und Finnland. Hier liegt Berlin auf Platz acht der untersuchten europäischen Städte.