Denpasar. Zu viele Verstöße und zu viele Unfälle: Die Urlaubsinsel Bali will noch in diesem Jahr den Verleih von Rollern an Touristen verbieten.

Lebendvieh, Sperrgut, fünfköpfige Familien – wer schon mal Urlaub in Südostasien gemacht hat, weiß, dass Roller und Motorräder dort als sehr beliebtes und oft genutztes Verkehrsmittel sind, auf denen so ziemlich alles transportiert wird. Insbesondere in städtischen Gebieten – wo viel Autoverkehr herrscht und die öffentlichen Transportmittel zu wünschen übriglassen – nutzen viele Menschen die motorisierten Zweiräder.

Auch auf Indonesiens Urlaubsinsel Bali zwängen sich die Rollerfahrer zu Tausenden durch die Straßen der größeren Städte Denpasar und Ubud. Und der Roller-Trend ist längst auch bei den Besuchern ankommen. In Urlaubslaune kommt es vor, dass sie ohne Helm, geeignete Kleidung oder sogar alkoholisiert unterwegs sind. Dabei gefährden sich die Urlauber selbst und andere Verkehrsteilnehmer, vor allem, weil sie – anders als die meisten Einheimischen – den chaotischen Verkehr auf der Insel nicht gewöhnt sind.

BaliInsel in Indonesien
Fläche5.780 km²
InselgruppeKleine Sundainseln
Bevölkerung4,362 Millionen (2019)
HauptstadtDenpasar

Bali erwägt ein Verbot für Roller für Besucher und will "würdevollen Tourismus" gewährleisten

Damit soll jetzt Schluss sein. Die Urlauber würden sich „schlecht benehmen“, wird Gouverneur Wayan Koster von der Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert. Deswegen will der Vorsteher der Insel ausländischen Touristen die Nutzung von Motorrädern noch in diesem Jahr verbieten. Sie sollen künftig nur noch Autos mieten dürfen und auch nur solche, die über Reisebüros bereitgestellt werden. So wolle man einen „qualitativ hochwertigen und würdevollen Tourismus" auf der Insel gewährleisten.

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Unklar ist jedoch noch, wie solch ein Verbot durchgesetzt werden könnte. Laut Bloomberg hat Koster um Unterstützung von Seiten der Regierung gebeten, um bei Verkehrsdelikten beispielsweise Visa sperren lassen zu können. Einem BBC-Bericht zufolge hat die lokale Polizei Ende Februar und Anfang März 2023 innerhalb weniger Tage 170 Fälle verzeichnet, bei denen Ausländer gegen Verkehrsregeln verstießen. Mehrere Touristen sollen dabei sogar mit gefälschten Nummernschilder unterwegs gewesen sein.

Das knatternde Geräusch der Motoren gehört dazu: Viele Reisende entdecken Bali auf eigene Faust mit dem Roller.
Das knatternde Geräusch der Motoren gehört dazu: Viele Reisende entdecken Bali auf eigene Faust mit dem Roller. © dpa

Im Februar wurde ein russischer Tourist von der Polizei festgenommen, nachdem er unter Alkoholeinfluss gefahren und mit einem einheimischen Fahrer zusammengestoßen war. Im Januar kamen ein ukrainischer Tourist und ein russischer Besucher bei einem Verkehrsunfall auf Bali ums Leben.

Bali möchte Roller für Touristen verbieten: Wirtschaft fürchtet Konsequenzen – zu "voreilig"

Nicht nur Balis Gouverneur, auch Einheimische finden, dass die Lage eskaliert. Auf einem Bali-Forum auf Facebook postete ein Nutzer ein Video, das eine ausländische Urlauberin ohne Helm und in sommerlicher Kleidung auf einem Motorroller zeigt. Als die Polizei sie stoppt, wird die Frau ausfällig und schreit die Polizisten an. Die Einheimischen würden sicher auch viele Fehler machen, kommentierte der Internetnutzer den kurzen Clip. Aber die Urlauber würden „die im Ausland geltenden Regeln zu wenig beachten, keinen Helm tragen, Motorradkennzeichen auf ihren persönlichen Namen ändern und zu schnell fahren“.

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Verleiher haben derweil Bedenken, wie sich ein Vermietungsverbot auf ihr Geschäft auswirken könnte. Dedek Warjana, Vorsitzender von Balis Verband für Motorradverleih, erklärte den Vorschlag für „voreilig“. Die Behörden sollten lieber konkrete Verstöße ahnden, anstatt ein pauschales Verbot für alle Urlauber auf Bali zu verhängen. Ausländische Touristen nur noch Autos mieten zu lassen, könne die Staus auf der Insel noch einmal verschärfen, so Warjana.

Bali ist ein beliebtes Reiseziel für Touristen aus aller Welt. Aber nicht alle wissen sich zu benehmen. Deshalb will die indonesische Insel den Verleih von Rollern und Motorrädern an Touristen verbieten.
Bali ist ein beliebtes Reiseziel für Touristen aus aller Welt. Aber nicht alle wissen sich zu benehmen. Deshalb will die indonesische Insel den Verleih von Rollern und Motorrädern an Touristen verbieten. © AFP | SONNY TUMBELAKA

Auch ein Tourismusexperte, den die BBC interviewte, kritisierte ein allgemeines Roller-Verbot für Urlauber. Sinnvoller sei es sicherzustellen, dass Mieter über gültige Führerscheine verfügten, man Kautionen verlange und Maßnahmen gegen Fahrer ergreife, die gegen Regeln verstoßen, sagt Nyoman Sukma Arida, der Tourismus an der Udayana-Universität in Bali unterrichtet.

Tourismus auf Bali: Roller- und Sex-Verbot könnten Tourismus schaden – "kontraproduktiv"

Die Coronavirus-Pandemie hatte den für Bali wichtigen Tourismussektor durch Grenzschließungen weitestgehend lahmgelegt. Laut des Statistik-Portals Statista besuchten 2021 gerade einmal 51 ausländische Touristen die Insel. Von Januar bis September 2022 waren es dann immerhin wieder 1,19 Millionen internationale Besucher. Doch gerade als der Tourismussektor sich wieder erholte, kam im Dezember vergangenen Jahres ein weiterer Schock: Indonesien verabschiedete eine Gesetzesreform, die international schwer kritisiert wurde.

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Demnach können Paare strafrechtlich verfolgt werden, wenn sie außerehelichen Sex haben oder vor der Ehe zusammenleben. Ehebruch kann dann eine zwölfmonatige Gefängnisstrafe nach sich ziehen. Die neuen Gesetze gelten auch für Ausländer, die im Land leben und für Besucher. Allerdings können die Paare nur dann strafrechtlich verfolgt werden, wenn sie von einem engen Familienmitglied angezeigt werden. In der dreijährigen Übergangsperiode bis 2025 könnten die Gesetze noch vor Gericht angefochten werden.

Bali investiert viel Geld in Tourismus: So soll die Insel für Urlauber noch attraktiver werden

Einige Stimmen aus dem Tourismussektor kritisierten das Sex-Verbot als „kontraproduktiv“. Auch das für Bali angekündigte Motorradverleih-Verbot für Ausländer schockierte viele Anbieter, will die indonesische Regierung doch eigentlich mehr Besucher ins Land locken. Beispielsweise wurden neue Visa-Optionen für Langzeiturlauber und digitale Nomaden eingeführt.

Seit Anfang 2020 plant der südostasiatische Inselstaat zudem zehn „neue Balis“: Touristenziele, die besser erschlossen werden sollen, wie Mandalika auf der Insel Lombok, der Tobasee in Nord-Sumatra oder Labuan Bajo, das „Gateway“ zum Komodo Nationalpark mit seinen Komodowaranen.