Apulien. Mykonos in Italien? Die Malediven in Europa? Tatsächlich hat die italienische Region Apulien einiges zu bieten. Tipps einer Expertin.

Die süditalienische Region Apulien bildet den Absatz des italienischen Stiefels. Sie umfasst eine 800 Kilometer lange Küste, die auf zwei Meere verteilt ist. Im Süden Apuliens treffen das Ionische Meer aus Westen mit der Adria im Osten zusammen.

Hier finden Sie einige der schönsten Sandstrände Italiens. Kein Wunder, dass die apulischen Badeortschaften als "Malediven des Südens" gelten. Entdecken Sie das Paradies Apulien mit Geheimtipps einer Italien-Expertin. Auch interessant: Spanien, Italien & Co.: Das sind die Trinkgeldregeln

Apulien: Bootfahren im Paradies der Klippenspringer

Polignano a mare liegt auf einem atemberaubenden Felsen über dem kristallklaren Meer der Adria und ist ein wahres Urlaubsparadies mit schönen Stränden und gutem Essen. Typisch für die Kleinstadt sind die durch die Brandung wie Käse durchlöcherten Felsen mit den Grotten, die man per Boot vom Meer aus erkunden kann. Überhaupt sind diese Sehenswürdigkeiten mit dem Boot am besten zu betrachten. Die renommiertesten Klippenspringer der Welt tragen hier jährlich ihren Wettbewerb aus und stürzen sich von diesen Felsen ins tiefblaue Meer. Bekannt ist Polignano a mare auch als Geburtsstadt des beliebten italienischen Liedermachers Domenico Modugno, Autor des Italo-Hits "Volare".

Polignano a mare in Italien.
Polignano a mare in Italien. © IMAGO / NurPhoto

Italien-Urlaub: Barockwerke im Florenz des Südens

Lecce wird als das Florenz des Südens bezeichnet. Die schönen Gebäude im typischen Barockstil sind eine unwiderstehliche Attraktion für Kunstbegeisterte. Die Stadt ist reich an Kunstwerken und Zeugnissen aus der römischen Zeit, dem Mittelalter und der Renaissance. Abseits der großen italienischen Barockstädte Neapel und Rom vollzog sich in Lecce eine eigenständige Stilentwicklung, die bis heute das Gesicht der Altstadt prägt. Die Lecceser Kirchen des 17. und 18. Jahrhunderts sind in der ursprünglich byzantinischen Form eines lateinischen Kreuzes angelegt. Das Amphitheater auf der Piazza Sant'Oronzo aus der Römerzeit wurde unter Kaiser Augustus gebaut und liegt mitten im Zentrum von Lecce.

Italiens märchenhaftes Dorf: Die Stadt der Trulli

Wer die wahre Seele Apuliens entdecken will, muss nach Alberobello reisen. Hier können Sie die Trulli, das Markenzeichen von Alberobello, bewundern. Die runden Häuser sind aus dem Kalkstein des Murge-Gebietes im Trockenbaustil gemauert. Was auf den ersten Blick wie ein märchenhaftes Zwergendorf erscheint, ist eine wahre architektonische Meisterleistung. Die Häuser und Dächer sind ganz ohne Mörtel aus aufgeschichteten Bruchsteinen gebaut. Mitten in den Olivenhainen und auf den Feldern stehen die Trulli wie kleine Inseln. Bei einer Fahrt über Land wird man sie ebenfalls in den Dörfern wiederfinden. Zum Wohnen besteht ein Trullo aus mehreren Räumen, wovon jeder einzelne mit einem runden Dach versehen ist. Auf dem Hügel Monti gibt es ca. 1030 Trulli, wo etwa 3000 Einwohner wohnen. Die ältesten Trulli stammen aus dem 14. Jahrhundert.

Die Trulli-Häuser in Alberobello.
Die Trulli-Häuser in Alberobello. © IMAGO / Panthermedia

Apuliens wilder Volkstanz: Festival der Taranta

Melendugno mit seinen knapp 10.000 Einwohnern liegt am unteren Stiefelabsatz von Apulien. Die eingeschossigen Häuser und alten Plätzen verleihen der Stadt das typische Flair einer südapulischen Ortschaft. Hier findet im August jährlich das große Festival der Taranta statt, dem wilden Volkstanz Apuliens, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Zur schnellen Musik, meist im 6/8-Takt mit Violine, Akkordeon und dem unentbehrlichen Tamburin werden vorwiegend Liebes-Lieder im apulischen Dialekt gesungen und dazu bis zur Erschöpfung getanzt. Das kristallklare, türkis-grüne Wasser steht der Karibik in nichts nach. Kaiser Karl V. ließ Wachtürme an der Küste errichten, um das Land gegen die Türken zu verteidigen. Der Ursprung des Gemeindenamens ist auf die lokale Honigproduktion zurückzuführen. Honig wird im lokalen Dialekt "Mele" genannt.

Italien: Die weiße Stadt Ostuni

Ostuni ist auch als "Città Bianca" bekannt – die weiße Stadt Italiens. Schon aus der Ferne zeigt sich Ostuni dem Betrachter, während man sich durch Olivenhaine der Stadt nähert. Auch vom Meer aus ist Ostuni gut sichtbar. In der Altstadt sind alle Häuser weiß gekalkt, eine andere Farbe ist hier nicht gestattet. Auf diese Weise wird es durch das reflektierte Sonnenlicht in den engen Gassen heller. Schon im Mittelalter war Ostuni für seine weißgekalkten Häuser bekannt und der oft erneuerte Kalkanstrich hatte die Funktion, die Bevölkerung vor Ausbreitung der Pest zu schützen. Im Stadtzentrum geht man durch ein dichtes Gewirr gewundener und enger Gässchen, Plätze und Höfe. Zu den Juwelen der Stadt zählt die Kathedrale aus dem 15. Jahrhundert mit dreiteiliger spätgotischer Fassade. Die mittlere Rosette ist die zweitgrößte Europas.

Ostuni, die weiß Stadt Italiens.
Ostuni, die weiß Stadt Italiens. © IMAGO / Panthermedia

Europa-Reise: Die Pilgerstätte des Erzengels Michael

Im Vorgebirge des Gargano auf 800 Meter Höhe mit sagenhaftem Ausblick auf die Mittelmeerlandschaft dieser Ecke Apuliens befindet sich Monte Sant'Angelo. Die alte Pilgerstätte mit ihrem mystischen Flair fasziniert nicht nur Gläubige. Über dem Portal der ursprünglich langobardischen Wallfahrtskirche "Basilica San Michele Arcangelo" thront die Statue des Erzengels. Hier liegt auch die Grotte, wo der Erzengel Michael zwischen 490 und 493 n. Chr. einer Legende zufolge dreimal erschienen ist. In der Vergangenheit pilgerten Gläubige aus aller Welt nach Monte Sant'Angelo, viele reisten von hier aus ins Heilige Land weiter. So wurde der kleine Ort zu einer der wichtigsten Wallfahrtsstätten Europas.

Wundersamer Ort zu Ehren von Italiens Nationalheiligem

Wer vom Volksglauben fasziniert ist, sollte das kleine Städtchen San Giovanni Rotondo besuchen. Dank Italiens Nationalheiligem Padre Pio (1887-1968), der hier in einem Kloster lebte, ist San Giovanni Rotondo zu einer wichtigen Pilgerstätten Italiens aufgerückt. Padre Pio wurde 1918 berühmt, weil er an den Händen ähnliche Wundmale wie Jesus aufwies. Er soll hier auch mehrere Wunder bewirkt haben. Nach Plänen des Stararchitekten Renzo Piano wurde von 1991 bis 2004 eine vergoldete Basilika zu Ehren Padre Pios errichtet, der 2002 von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen wurde. Die Leiche Padre Pios wurde 2008 exhumiert und ist seit 2010 als Reliquie mit Silikonmaske im Glassarg dauerhaft in der Kirche ausgestellt.

Naturpark Gargano: Der Sporn des italienischen Stiefels

Der Gargano-Nationalpark liegt im Nordosten Apuliens. Die Landzunge, die sich in die Adria erstreckt, wird auch als der Sporn des italienischen Stiefels bezeichnet. Die bezaubernde Natur besteht aus üppiger Vegetation auf karstigen Felsen über einem kristallklaren Meer. Im größten Naturpark Italiens findet man innere Ruhe und Sammlung. Die riesige grüne Fläche mit Wäldern, Wiesen, kleinen Tümpeln und Hügeln gehört zu den artenreichsten Regionen Italiens. Dort, wo die Vegetation etwas lichter wird, gedeihen mehr als 60 Orchideen-Arten. Hier finden Wanderer und Mountainbiker ihr Paradies.

Krone Apuliens: Festung Castel del Monte,

Der Stauferkaiser Friedrich II. (1194-1250) ließ die sogenannte Krone Apuliens, das Castel del Monte, um 1240 erbauen. Die Festung hat keine Verteidigungsanlage, denn sie diente vielmehr als Erholungsort und Machtsymbol des Kaisers. Sie besteht aus acht Türmen, die einen achteckigen Innenhof umgeben. Wer das Castel del Monte besichtigt, kann durch die vielen Zimmer streifen und die typische achteckige Bauweise bewundern. Die Festung hat schon mehrmals als Filmkulisse gedient, unter anderem für den Film "The American" (2010) mit George Clooney.

Strände der Tremiti-Inseln: Paradies für Ruhesuchende

Wer völlige Abgeschiedenheit sucht, der wird auf den Tremiti-Inseln sein Paradies finden: Gerade einmal 500 Einwohner umfasst die in der Adria nördlich des Sporns liegende Inselgruppe. Nur zwei der insgesamt fünf Eilande, die allesamt zum Nationalpark Gargano gehören, sind bewohnt und zwar die Insel San Nicola und San Domino. Umgeben von steilen Felsen und dem satten Grün der Pinienwälder bezaubern die Inseln mit Korallen, leicht zugänglichen Unterwasserhöhlen, farbenfrohen Fischschwärmen und wunderbaren Stränden . Die Inseln sind bei Tauchern besonders beliebt. Eine Maske und ein Paar Flossen, genügen, um das kristallklare Meer zu genießen.

Die Tremiti-Insel in Apulien.
Die Tremiti-Insel in Apulien. © IMAGO / UIG