Paris. Der Wiederaufbau der Pariser Kathedrale Notre Dame läuft auf Hochtouren. Nun steht fest, wann dort wieder Gottesdienste gefeiert werden können.

Es war nur ein Gerücht, welches seit dem vergangen Herbst durch Paris geisterte. Doch jetzt ist es offiziell: Am 8. Dezember 2024 wird in der der Gottesmutter geweihten Basilika Notre Dame mit einem Hochamt nicht nur der Tag der unbefleckte Empfängnis Mariens gefeiert werden. Das Datum soll auch für den Beginn des erneut freien Zugangs der Gläubigen und der Besucher aus aller Welt stehen.

Die Bilder der lichterloh in Flammen stehenden Pariser Kathedrale sorgten im April 2019 weltweit für Bestürzung, Tatsächlich wurde das 850 Jahre Wahrzeichen der Seine-Metropole durch den verheerenden Brand so schwer beschädigt, dass sein Fortbestand in Frage stand. 39 Monate waren nötig, um die noch bis Ende 2020 einsturzgefährdete Ruine des Prachtbaus zu konsolidieren.

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Nach Brand: Innenarbeiten bis Dezember abgeschlossen

Doch im August des vergangenen Jahres konnte der Wiederaufbau endlich beginnen und er schreitet unter dem Druck eines ehrgeizigen Zeitplans rasch voran. Noch in der Brandnacht hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron versprochen, dass die Kathedrale innerhalb von fünf Jahren wieder aufgebaut werde. Spätestens zur Eröffnung der 2024 in Paris stattfindenden Olympischen Sommerspiele, so das Staatsoberhaupt, solle „Notre Dame in altem Glanz erstrahlen“.

Der Innenraum der Pariser Kathedrale soll bis Dezember fertig restauriert sein.
Der Innenraum der Pariser Kathedrale soll bis Dezember fertig restauriert sein. © dpa | Ian Langsdon

Ein Datum, soviel steht mittlerweile fest, welches nicht ganz einzuhalten ist. Aber mit einer halbjährigen Verspätung wird „Notre Dame für Gottesdienste und für Besucher wieder komplett zugänglich sein“, versichert Philippe Jost, Vizechef der Wiederaufbau-Behörde.

Mit anderen Worten: Innerhalb der kommenden 20 Monate soll die von Chefarchitekt Philippe Villeneuve geplante und überwachte Renovierung weitestgehend abgeschlossen werden. Jedenfalls gilt das für das Innere von Notre Dame, während die Arbeiten am Äußeren sich noch bis zum Sommer 2025 hinziehen dürften.

Fassade erstrahlt ab September in „altem Glanz“

Dennoch wird sich zumindest die Silhouette des gotischen Meisterwerks bereits in diesem September dem Auge des Betrachters wieder in ihrer ursprünglichen Form präsentieren. Dann nämlich, so heißt es im Kultusministerium, werden sowohl die Rekonstruktion des vollständig in Rauch aufgegangen Dachstuhls als auch die des eingestürzten Mittelturms abgeschlossen sein. Jedenfalls herrscht auf der Großbaustelle im Herzen von Paris fieberhafte Tätigkeit, es trifft ein Schwertransporter nach dem anderen ein.

Die Arbeiten an der Fassade von Notre Dame werden noch länger andauern. Zumindest der Dachstuhl der Kathedrale sowie der eingestürzte Mittelturm sollen aber bis September diesen Jahres bereits vollständig rekonstruiert sein.
Die Arbeiten an der Fassade von Notre Dame werden noch länger andauern. Zumindest der Dachstuhl der Kathedrale sowie der eingestürzte Mittelturm sollen aber bis September diesen Jahres bereits vollständig rekonstruiert sein. © dpa | Benoit Tessier

Sie schaffen die noch in den Steinbrüchen des benachbarten Departements Oise vorbehauenen Steinblöcke für die Gewölbebögen herbei und 2000 schwere Eichenbalken für den Dachstuhl. Auch die auffällige Biegungen aufweisenden Balken sind in Sägereien bereits passgenau geformt worden – aus rund 1300 in Frankreichs Wäldern gefällten Bäumen. Laut dem für die „Mission Wiederaufbau“ verantwortlichen General Jean-Louis Georgelin treiben täglich rund 1000 Menschen die Arbeiten voran.

Am Ende, davon sind sowohl Jost als auch Villeneuve überzeugt, wird die Basilika „schöner dastehen als vor dem Feuer“. Aber wohlgemerkt: originalgetreu! Wegen der heftigen Proteste der Denkmalschützer hat sich Macron von seiner ursprünglichen Idee einer „zeitgenössischen Neugestaltung“ der Kathedrale verabschiedet.

Wiederaufbau wird mit Spendern aus aller Welt finanziert

Eine Entscheidung übrigens, auf welche das Erzbistum Paris wegen der in Frankreich strikten Trennung von Kirche und Staat keinen Einfluss hatte. Tatsächlich befindet sich Notre Dame wie alle vor dem Jahr 1905 errichteten religiösen Gebäude in Staatsbesitz. Aus dem gleichen Grund müsste der Staat eigentlich auch die Finanzierung des Wiederaufbaus tragen.

Nach dem verheerenden Brand in der Kathedrale war die Anteilnahme aus aller Welt groß. Fast 340.000 Menschen spendeten.
Nach dem verheerenden Brand in der Kathedrale war die Anteilnahme aus aller Welt groß. Fast 340.000 Menschen spendeten. © dpa | Thierry Mallet

Doch von dieser Pflicht wurde er durch eine internationale Welle der Hilfsbereitschaft befreit, die der Brand der Kathedrale auslöste. Insgesamt 856 Millionen Euro sind bis heute von 340.000 Spendern aus aller Welt für die Rekonstruktion überwiesen worden, deren Kosten diese Summe höchstwahrscheinlich nicht überschreiten werden.

Ungeklärt bleibt demnach allein die Ursache des Feuers. Behörden wie Experten der Feuerwehr hatten nach dem Abschluss der Ermittlungen nur zwei Hypothesen anzubieten. Ihnen zufolge soll entweder ein Kurzschluss oder eine weggeworfene Zigarette zu dem Großbrand geführt haben.