Rom. Der Vatikan wirft einem toskanischen Konvent zu viel Weltoffenheit vor. Aber die Nonnen wehren sich – und sind damit nicht allein.

Der Vatikan ist derzeit mit rebellischen Nonnen konfrontiert. Klausur-Klosterfrauen in der Toskana sorgen in Italien für Schlagzeilen, nachdem sie sich über das harte Vorgehen des Vatikans gegen ihre Facebook-Seite, ihren Lebensmittelmarkt und ihre Gastfreundschaft hinweggesetzt haben.

Die 13 Benediktinerinnen protestieren gegen die Entscheidung des Vatikans, ihre Oberin, Diletta Forti, in ein neues Nonnenkloster zu versetzen. Diese wird beschuldigt, zu viel Zeit im Internet und zu wenig Zeit mit dem Gebet in der Stille der Klausur zu verbringen.

Italienisches Kloster öffnet sich der Außenwelt

Forti ist seit fünf Jahren Oberin des Klausurklosters „Maria Tempel des Heiligen Geistes“ in der idyllischen Kleinstadt Pienza in den toskanischen Hügeln. Unter ihrer Leitung hat sich das Klausurkloster immer mehr der Welt geöffnet und eine Reihe sozialer Aktivitäten ins Leben gerufen. Sogar ein kostenloses „Bed & Breakfast“ wurde eingerichtet, das Besucherinnen lockt, die einige Tage lang die Stille des Klosters genießen wollen.

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Oberin Diletta hat eine starke Persönlichkeit und offensichtlich ein gewisses Talent für Marketing. „Wollen Sie ein neues Abenteuer erleben? Kommen Sie für fünf Tage in die Stille der Klausur“, lautet der Slogan für die Unterkunft im Kloster, die auf Facebook als „winzigklein, aber mit allem Komfort ausgestattet“ beschrieben wird. Die kontaktfreudigen Nonnen haben einen Lebensmittelmarkt mit Produkten aus ihrem Garten, Marmelade und Kerzen organisiert.

Bürgermeister legt Beschwerde gegen Kloster ein

Damit weckten sie die Aufmerksamkeit des Bürgermeisters der Stadt in der Provinz Siena, Manolo Garosi. Er beklagte, dass der Lebensmittelmarkt und das „Bed & Breakfast“ ohne die notwendigen Behördengenehmigungen betrieben würden und meldete den Fall der Kurie. Dies brachte eine Lawine ins Rollen. Die Äbtissin wurde abgesetzt, das Bankkonto des Klosters gesperrt. Die Oberin und die übrigen zwölf Benediktinerinnen wurden aufgerufen, sich wieder an ihre Gelübde und Regeln als Klausurschwestern zu halten.

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Die Nonnen ließen sich jedoch nicht einschüchtern und gaben nicht nach. In einer verärgerten Erklärung betonte Forti, sie und ihre Schwestern seien „gedemütigt“ worden. „Diese Klostergemeinschaft wurde des Ungehorsams und des Widerstands bezichtigt, während sie sich einfach geweigert hat, eine Maßnahme umzusetzen, die grobe Anomalien und eklatante Kritikpunkte juristischer Art enthält“, hieß es im Schreiben.

Sie kündigten Berufung bei den vatikanischen Stellen an und wollen kirchenrechtlich gegen die als Strafe empfundenen Maßnahmen vorgehen; insbesondere gegen die zwangsweise, zeitlich befristete Versetzung der Äbtissin in die gemischtgeschlechtliche Kommunität von Bose in Norditalien. Wie es im Streit weitergehen soll, ist noch unklar. Bis auf weiteres sind die Fronten verhärtet. Die Schwestern haben die Klosterpforten geschlossen und beten. Ihr Schicksal ist ungewiss: Sie könnten wegen Ungehorsams in den Laienstand zurückversetzt werden.

Auch andere Nonnen wehren sich gegen Vatikan

Der Vatikan war bereits in den vergangenen Tagen mit rebellischen Ordensschwestern konfrontiert. So hat der Heilige Stuhl harte Maßnahmen gegen zwei Klausurnonnen des Klosters Santa Chiara im süditalienischen Ravello ergriffen. Die beiden Nonnen, eine Italienerin und eine Inderin, hatten sich im Kloster verbarrikadiert, um dessen Schließung zu verhindern. Wegen Widerstands wurden sie „von den Verpflichtungen der kirchlichen Ordination entbunden“, teilte der Vatikan mit.

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Die beiden Nonnen lebten im Kloster der Kleinstadt Ravello an der Amalfi-Küste zusammen mit einer weiteren 97-jährigen kranken Schwester, die sie betreuten. Die drei Frauen hatten sich bereits im vergangenen Juni geweigert, in drei verschiedene italienische Klöster versetzt zu werden. Sie traten dafür ein, dass der Besitz des Klosters, in atemberaubender Lage mit Blick auf das Meer, dessen Wert 50 Millionen Euro übersteigt, dem Heiligen Stuhl übertragen werde. In ihrem Schreiben an Papst Franziskus hatten sie die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass damit das Kloster zumindest als Ort des Gebets gerettet werden könne.

Stattdessen kam jedoch direkt aus dem Vatikan der von Papst Franziskus unterzeichnete Befehl zur Auflösung des Klosters. Die Liegenschaft wird jetzt vermutlich verkauft.