Fukushima. Zwölf Jahre nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima will Japan kontaminiertes Wasser in den Ozean leiten. Ist das wirklich sicher?

Mehr als 18.000 Menschen kamen vor 12 Jahren ums Leben, als eine Erdbeben vor der Ostküste Japans einen Tsunami auslöste, der das Atomkraftwerk in Fukushima Daiichi zerstörte. In drei Reaktoren kam es zur Kernschmelze. Mehr als 150.000 Menschen mussten ihr Zuhause verlassen. Es war nach Tschernobyl 25 Jahre zuvor die schlimmste Atomkatastrophe weltweit. Beinahe zwölf Jahre nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima, der Jahrestag ist am 11. März, plant Japan ehemals radioaktiv-verseuchtes Wasser in den Pazifischen Ozean zu leiten.

Etwa 1,3 Millionen Tonnen Wasser stauen sich derzeit in Tanks auf dem Gelände und täglich kommen 100 Tonnen kontaminiertes Wasser hinzu, Grundwasser, Meerwasser und Wasser, das zum kühlen der Reaktoren genutzt wurde. Das Wasser wird schließlich gefiltert, bis es in einem Zustand ist, der das Einleiten in den Ozean erlaubt – so zumindest der Plan der Regierung.

Fukushima: Experten stützen den Plan der japanischen Regierung

Dieser Plan ist seit Längerem bekannt. Bereits 2021 beschloss das japanische Parlament, dass das Wasser in den Ozean geleitet werden soll. Nachbarländer, Umweltschützer und die lokal ansässigen Fischer waren jedoch skeptisch. Sie befürchteten eine Verseuchung der Umwelt und Gesundheitsfolgen für Menschen. Dennoch will die Regierung im Frühling oder im frühen Sommer dieses Jahres mit dem Plan fortfahren.

Die Regierung ist sich sicher, dass weder Umwelt noch die menschliche Gesundheit von dem Vorgehen betroffen sein werden. Und sie bekommt dabei Rückendeckung von Experten der Internationalen Atomernergie-Organisation (IAEA). Die IAEA ist überzeugt, dass das Vorgehen der japanischen Regierung sicher ist. Das Wasser werde ausreichend gefiltert, bis die meisten radioaktiven Isotope entfernt seien. Lediglich geringe Spuren von Tritium blieben zurück, diese seien allerdings nur in großen Mengen gefährlich für Menschen, sagten Experten der IAEA gegenüber der "BBC".

Nach Reaktorkatastrophe in Fukushima: Fischer sorgen sich um ihr Geschäft

Trotzdem hat die japanische Regierung noch einiges an Überzeugungsarbeit vor sich. Ortsansässige Fischer sorgen sich nämlich weiterhin um ihr künftiges Geschäft. "Obwohl es sicher ist, könnten die Preise für Fukushimas Seafood fallen, das ist auch vor zwölf Jahren passiert", gab Junichi Matsumoto zu, der für die technische Umsetzung der Wassereinleitung zuständig ist, gegenüber dem "Guardian". Die Regierung wolle sich deshalb um den Ruf der lokalen Fischerzeugnisse kümmern. Dafür wird es PR-Kampagnen geben, die der Bevölkerung die Angst vor kontaminiertem Meerwasser oder kontaminiertem Fisch nehmen sollen.

Bleiben noch die Einwände von Greenpeace und von anderen Ländern: Südkorea, China und ein Verbund aus Pazifikstaaten hatten in der Vergangenheit Bedenken geäußert. Die Umweltorganisation Greenpeace widerspricht der japanischen Regierung vehement und meint, das Wasser müsse langfristig an Land verstaut werden – auch wenn das Unmengen an Kapazitäten brauche. Die Einleitung in den Ozean sei nicht sicher. Trotzdem, so scheint es jetzt, will Japan mit den Plänen fortfahren. (lro)