Das italienische Dörfchen Seborga ist das kleinste Fürstentum der Welt. Viele kleine Eigenheiten machen den Ort einen Besuch wert.

Es gibt skurrile Ministaaten wie Vatikanstadt oder Monaco, und dann gibt es das Fürstentum Seborga. Das Dörfchen in der Küstenregion Ligurien im Westen Italiens ist für seine verträumten Gassen und die atemberaubende Lage über dem Mittelmeer bekannt – und für seinen Unabhängigkeitskampf.

Denn 1993 hat sich der Ort für eigenständig erklärt und macht seitdem sein Ding – mit einer deutschen Prinzessin an seiner Spitze. Im Urlaub in Italien lohnt sich ein Besuch.

Für die "Seborghini", wie sich die Einwohner nennen, ist die Unabhängigkeit mehr als nur ein Gag, um Touristen anzulocken. An ihren Autos haben sie eigene Kennzeichen angebracht, am Ortseingang gibt es eine Kontrolle, sogar eine eigene Währung wird im Dorf akzeptiert. Reisende können es trotzdem problemlos besuchen und sich vom Charme der rebellischen Bewohner anstecken lassen.

Regentin Nina I. - Herrscherin aus Kempten im Allgäu

Nina Menegatto, geborene Döbler, herrscht als Nina I. über die 320 Einwohner des Dorfes. Ursprünglich war ihr Ex-Mann Marcello Menegatto 2009 zum Fürsten von Seborga gewählt worden. Der reiche Bauunternehmer mit dem Beinamen "seine Ungeheuerlichkeit" ließ seine Gattin damals gleich zur Außenministerin wählen.

Die Prinzessin Nina I. bei ihrer Krönung.
Die Prinzessin Nina I. bei ihrer Krönung. © IMAGO / Mandoga Media

Nach dem Rücktritt des Fürsten übernahm 2020 die Amtsgeschäfte seine Frau Nina, die ursprünglich aus Kempten im Allgäu stammt. Sie bemüht sich vor allem um die Anerkennung der Unabhängigkeit von Sebargo. Wegen eines Formfehlers vor 300 Jahren soll das Dorf nämlich nie offiziell Teil des italienischen Staatsgebiets geworden sein.

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Das will ein Blumenzüchter in den Sechzigerjahren herausgefunden haben. Der Kaufvertrag, mit dem das Fürstentum im 18. Jahrhundert in das Herrscherhaus der Savoyen übergehen sollte, sei nie offiziell registriert worden. Und deshalb wurde Seborga kein Teil Italiens, als sich Savoyen und die zahlreichen anderen Kleinstaaten Italiens zu einem Land vereinigten. Das zumindest meinen die Dorfbewohner.

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Auf 500 Metern ein Blick auf Berge und Mittelmeer

Der Hobbyhistoriker wurde von den glücklichen Dorfbewohnern gleich zum ersten Fürsten gewählt. Seitdem lockt das Dorf nicht nur mit seinem mittelalterlichen Stadtkern, sondern auch mit allerlei Eigenheiten Besucher an. Nina I. ist das nur recht. Für sie ist der Tourismus ein wichtiger Bestandteil, um ihren hoffentlich bald auch offiziell unabhängigen Staat zu finanzieren.

Der Brunnenplatz in Seborga mit der typischen Landesflagge.
Der Brunnenplatz in Seborga mit der typischen Landesflagge. © StefyMorelli / iStock

Besuchern bietet sich ein malerischer Ausblick auf das nahe Mittelmeer dar. Auf 500 Metern Höhe überblickt man die nahegelegene Küste und Berge voller Wein und Olivenbäume. Ein mittelalterliche Stadtkern mit engen Gassen bildet das Herz von Seborga. In der Ruhe der Berge scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. An den Häusern weht die weiß-blaue Flagge von Seborga.

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Seborga- einer der schönsten Orte Italiens

Kein Wunder, dass Seborga von einer Vereinigung zu einem der schönsten Orte Italiens gewählt wurde. Eine Visite lohnt sich besonders im Juni und Juli, wenn zahlreiche Feste gefeiert werden. Mit regionalen Spezialitäten wie Wein und Olivenöl kann man ein Stück Seborga nach Deutschland mitbringen.

Ob Seborga wirklich bald unabhängig ist, wird nicht von den Dorfbewohnern entschieden. In Rom macht man sich bisher wenig Sorgen um das skurrile Treiben der Seborghini. Doch die lassen sich nicht beirren: Innerhalb der nächsten Wochen soll der Luigino, die eigene Währung des Dorfes, mit dem neuen Konterfeit der deutschen Prinzessin in Umlauf gebracht werden. (os)

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