Ein Wirbelsturm hat in Neuseeland Tausende Häuser zerstört und Straßen unter Erdrutschen verschüttet. Mindestens vier Menschen starben.

Am Mittwochmorgen war der Himmel über Neuseeland wieder weitestgehend klar, der Wirbelsturm, der zuvor mit Böen von 140 Kilometern pro Stunde über den Inselstaat fegte, ist aufs Meer hinausgezogen.

Bilder, die die neuseeländische Armee veröffentlicht hat, geben einen kleinen Eindruck, welch immensen Schaden der Wirbelsturm „Gabrielle“ vor allem auf der Nordinsel Neuseelands angerichtet hat: Straßen und Häuser stehen unter Wasser, umgestürzte Bäume versperren vielerorts den Durchgang, Brücken wurden weggeschwemmt. Etliche wichtige Verbindungsstraßen sind unter Erdrutschen begraben oder von den Wassermassen unterspült worden. Fast 150.000 Haushalte waren auch am Mittwoch noch immer ohne Strom, zehntausend Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

Die Australische Navy Rettet einen Seegler, der von den Wassermassen überrascht wurde.
Die Australische Navy Rettet einen Seegler, der von den Wassermassen überrascht wurde. © Australian Defence Force

Einige Neuseeländerinnen und Neuseeländer hatten sich in den vergangenen Tagen schwimmend in Sicherheit bringen müssen, nachdem das Wasser über ihre Häuser gestiegen war. „In einigen Fällen reichte das Hochwasser bis zur zweiten Etage von Häusern“, hieß es in einer Mitteilung des neuseeländischen Militärs. Mehrere hundert Menschen mussten von ihren Hausdächern gerettet werden, auch ein Pferd war auf einem Dach gestrandet. Ein Bild von der absurden Szene machte auf sozialen Medien die Runde. Die auf den ersten Blick amüsante Situation nahm jedoch ein tragisches Ende: Das Pferd überlebte sein Abenteuer auf dem Dach leider nicht.

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Zyklon verwüstet Australien: Minister fürchtet weitere Tote

Bei den Aufräumarbeiten sind die Behörden auf bisher vier Menschen gestoßen, die der Wirbelsturm das Leben gekostet hat, darunter ist auch ein Kind, das anscheinend von den Wassermassen mitgerissen wurde und ertrank. Eine Frau wurde getötet, nachdem ein Erdrutsch ihr Haus zerstört hatte, und eine weitere Person wurde tot an der Küste aufgefunden. Auch der bis gestern vermisste freiwillige Feuerwehrmann, der bei einem Erdrutsch eingeschlossen wurde, konnte nur noch tot geborgen werden.

Der neuseeländische Minister für Notfallmanagement, Kieran McAnulty, der am Dienstag aufgrund der ernsten Lage den nationalen Notstand verhängt hat, sagte, es wäre nicht überraschend, wenn die Zahl der Todesopfer in der Region weiter steigen würde. „Das würde mich nicht überraschen“, sagte er. „Natürlich hoffen wir, dass das nicht passiert.“

Nach Zyklon Gabrielle: Nervenaufreibende Ungewissheit

Besonders groß ist die Sorge derzeit um eine Gemeinde, die bisher weitestgehend von der Kommunikation abgeschnitten ist. In Wairoa in der Region Hawke’s Bay leben über 8000 Menschen. Angehörige warten verzweifelt auf Nachrichten aus der Kleinstadt. Anthony Johansen sagte dem neuseeländischen Medium „Stuff“, dass er zuletzt am Montagabend gegen 22:30 Uhr von seiner Mutter gehört hatte. „Sie sagte mir, dass das Wetter etwas rauer wird und sie ins Bett gehen würde“, meinte Johansen. Das sei das Letzte, was er gehört habe. „Sie lebt allein und mein Großvater, der 87 Jahre alt ist, auch.“ Er mache sich große Sorgen um ihn und seine Mutter. „Es ist einfach schrecklich, es ist nervenaufreibend.“

Laut des „Guardian“ hat ein Zivilschutzteam aus der Stadt in den frühen Morgenstunden des Mittwochs eine Nachricht per Satellitentelefon geschickt, in der stand: „Wir schaffen es, aber wir sind geografisch isoliert und stehen vor großen Herausforderungen.“ Lebensmittel- und Wasserversorgung, Treibstoff und Kommunikation seien problematisch. Im Moment würden sie rein daran arbeiten, die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten. Laut der Nachricht hat die Stadt nur noch Lebensmittel für einen Tag und Trinkwasser für zwei Tage.

Neuseeland: Botschaft von Prinzessin Anne „Kia Kaha“

„Dies ist eine schwerwiegende Katastrophe und es wird viele Wochen dauern, bis sich die am stärksten betroffenen Gebiete erholt haben“, sagte der neuseeländische Minister McAnulty. Großbritanniens Prinzessin Anne, die einzige Tochter von Königin Elizabeth II. und Schwester von König Charles III., die sich gerade in Neuseeland aufhält, hat eine Botschaft an die Neuseeländerinnen und Neuseeländer gesendet, in der sie schrieb, dass sie „den Mut der Menschen in Aotearoa in dieser alarmierenden und schwierigen Zeit“ bewundere. Aotearoa ist der indigene Name Neuseelands. Am Ende fügte sie die Māori-Worte: „Kia Kaha“ hinzu, was so viel bedeutet wie „seid stark“.

Der Wirbelsturm „Gabrielle“ hatte sich Anfang Februar vor der Nordostküste Australiens gebildet, bevor er über den Südpazifik zog. Es war am Sonntag mit Böen von 140 Stundenkilometern auf die Nordküste Neuseelands gestoßen. Bis zu elf Meter hohe Welle schlugen auf die Küsten ein und es regnete in Strömen. Da viele Bereiche auf der Nordinsel bereits zwei Wochen zuvor überschwemmt waren, konnte der Boden vielerorts die Wassermassen nicht mehr aufnehmen.

Neuseeland hat erst dreimal den nationalen Notstand ausgerufen. Zuvor war der Notstand nach dem schweren Erdbeben in Christchurch 2011 verhängt worden, bei dem 185 Menschen ums Leben kamen, das zweiten Mal zu Beginn der Covid-19-Pandemie.