Berlin/Hamburg. Am Mittwoch wurde die „Goldene Bild der Frau“ verliehen. Ausgezeichnet wurden Heldinnen des Alltags. Eine sorgte für Standing Ovations.

Sechs Heldinnen des Alltags standen an diesem glamourösen Abend im Hamburger Stage Theater Neue Flora im Mittelpunkt. Zum 15. Mal verlieh „Bild der Frau“, ein Titel der FUNKE Mediengruppe, am Mittwochabend die „Goldene Bild der Frau“. Eine Auszeichnung für Frauen, die mit ihrem Projekt oder ihrem Verein für Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und mehr soziales Miteinander kämpfen. Moderiert wurde die Gala, zu der rund 450 geladene Gäste kamen, von Kai Pflaume.

Die Preisträgerinnen flanierten mit ihren prominenten Paten über den roten Teppich. Der wurde von Fotografen und Kamerateams gesäumt. Für viele Prominente ist die Verleihung der "Goldenen Bild der Frau" ein Termin, der ihnen besonders am Herzen liegt. Moderatorin Katja Burkard war extra aus Köln an die Elbe gekommen.

"Ich bin immer bei der 'Goldenen Bild der Frau Gala' dabei", sagte Burkard. "Es ist eine meiner Lieblingsveranstaltungen. Ich bin jedes Mal wieder tief bewegt davon, was die Frauen leisten, die hier ausgezeichnet werden"". Dafür hatte die Moderatorin sogar Taschentücher in ihrer Handtasche verstaut – "weil es an diesem Abend soviele rührende Momente gibt."

NDR-Moderator Yared Dibaba und seine Frau Fernanda
NDR-Moderator Yared Dibaba und seine Frau Fernanda © Thorsten Ahlf / Funke Foto Services

Und es war auch ein Abend der Komplimente. NDR-Moderator Yared Dibaba sagte über seine Frau Fernanda, die ihn über den roten Teppich begleitete. "Bei meiner Frau werde ich immer schwach, denn sie ist die Stärkere von uns beiden." Schauspielerin Andrea Lüdke sagte: "Es ist einfach schön, dass an diesem Abend mal ganz normale Frauen im Mittelpunkt stehen."

"Goldene Bild der Frau": Promis begleiteten Preisträgerinnen

Um 20 Uhr startete die Gala. Kai Pflaume kündigte als erstes Newcomerin Alina an, die stimmgewaltig ihren Song "Selbstgemacht" präsentierte. Danach kamen die Preisträgerinnen mit ihren prominenten Paten auf die Bühne und nahmen ihre Auszeichnung entgegen.

Die erste Auszeichnung ging an Günes Seyfarth, deren Pate Spitzenkoch Nelson Müller war. Die 42-Jährige kocht privat seit langem mit Lebensmitteln, die sonst im Müll gelandet wären. Als die Mutter von drei Kindern dann im Dezember 2020 die Chance bekommt, eine frühere Firmenkantine in München zu mieten, startet sie mit der "Community-Kitchen" ein einmaliges Klimaschutz-Projekt.

Inzwischen begrüßen sie und Team hunderte Menschen zum täglichen nachhaltigen Mittagstisch. 5,50 Euro kostet ein Gericht, Nachschlag ist umsonst. Im Gespräch mit Kai Pfaume kündigte Seyfarth an: "Wir wollen nun auch in anderen Städten Lebebnsmittelverschwendung verhindern." Die Laudatio hielt Judith Williams, bekannt als Jurorin aus der TV-Sendung "Die Höhle der Löwen".

"Goldene Bild der Frau": Emotionale Widmung für diese Frauen

Danach war Shahrzad Enderle an der Reihe, deren Patin Moderatorin Victoria Swarovski war. Die gebürtige Iranerin gründete den Verein "Bike Bridge". Diese Initiative bringt geflüchteten Frauen das Fahrradfahren bei, vernetzt Einheimische und Neu-Angekommene zu Coaching-Teams und erreicht damit noch viel mehr: Die geflüchteten Frauen finden Freundinnen, Zugehörigkeit, Selbstständigkeit und neue Freiheit.

Die 35-jährige Enderle aus Freiburg hatte den Verein 2017 gegründet. Inzwischen gibt es das Angebot in acht Städten. Die Laudatio hielt die ehemalige Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel. Zum Abschluss widmete Enderle ihre Auszeichnung den Frauen, die aktuell Widerstand gegen das iranische Regime leisten und erhielt dafür vom Publikum Standing Ovations.

Kristina Vogel (Radsportlerin)
Kristina Vogel (Radsportlerin) © Thorsten Ahlf / Funke Foto Services

"Goldene Bild der Frau": Unterhaltung von Conchita Wurst

Seit vielen Jahren gibt Kerstin Held aus dem niedersächsischen Ovelgönne, deren Pate an diesem Abend Musiker Rea Garvey war , behinderten Kindern ein zu Hause. Die 46-Jährige hat insgesamt schon zwölf Pflegekinder aufgenommen, aktuell ist sie in ihrem „Heldenhaus“ liebevolle Mutter für vier schwerbehinderte Mädchen und Jungen.

Ihre Familie organisiert die Vorsitzende des Bundesverbandes behinderter Pflegekinder e.V. wie ein kleines Unternehmen – mit der Unterstützung mehrerer Pflegekräfte, denn ihre Kinder brauchen eine 24-Stunden-Betreuung. Die gebürtige Dortmunderin unterstützt mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung aber auch andere Familien, die ein behindertes Kind aufgenommen haben.

Rea Garvey und Preisträgerin Kerstin Held.
Rea Garvey und Preisträgerin Kerstin Held. © Thorsten Ahlf / Funke Foto Services

Nicht nur als Pate, sondern auch als Laudator agierte Rea Garvey, dessen Mutter einst auch Erzieherin für behinderte Kinder war und diese auch mit nach Hause brachte. Garvey sagte zu Held. "Du kämpfst für die Rechte der Kinder und du darfst nicht aufgeben" und gestand. "Kerstin Held ist meine Heldin." Ein Publikumsliebling war auch Helds Pflegesohn Maximilian, der auf die Bühne kam und seine Pflegemutter umarmte. Musikalisch ging es danach mit Tom Neuwirth alias Conchita Wurst weiter.

Kai Pflaume hat eine Überraschung für Jasmin Thamer

Und dann ging Kai Pflaume ins Publikum und überraschte Jasmin Thamer. Die 32-jährige Gründerin und Vorsitzende des Vereins "Geschenke gegen Kindertränen" sollte auf die Bühne. Die Kölnerin erhielt den Sonderpreis, der von "Bild der Frau"-Chefredakteurin Sandra Immoor überreicht wurde. Die Deutsche Postcode Lotterie stellte 10.000 Euro für den Verein von Jasmin Thamer zur Verfügung.

Den kürzesten Anfahrtsweg zur Gala und sozusagen ein Heimspiel hatte Marga Flader aus Oststeinbek, die Gemeinde grenzt an Hamburg. Die 68-Jährige ist Vorsitzende des Vereins "Afghanistan-Schulen". In den 38 Jahren seit Bestehen des Vereins hat das Team schon mehr als 65 Schulen im Norden des Landes neu gebaut, noch mehr ausgebaut oder renoviert. Außerdem haben Flader und ihre Mitstreiter ein Förderzentrum für 1200 Schülerinnen und Schüler gegründet, Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet, Frauenzentren errichtet.

Die ehemalige Rechtsanwaltsgehilfin, deren Patin an diesem Abend Nachrichtensprecherin Susanne Daubner war, weiß zu berichten: „Gut ausgebildete Mädchen sind die einzige Zukunft, die Afghanistan hat.“ Marga Flader wurde überrascht von Mahtab. Die junge Frau, die ihr den Preis überreichte, ging in Afghanistan auf eine von Fladers Schulen und studiert heute in der Türkei.

"Goldene Bild der Frau": Publikum vergab Sonderpreis von 30.000 Euro

Mit dem Netzwerk-Preis der "Goldenen Bild der Frau" wurde Katharina Bach ausgezeichnet, ihr Pate war Guido Cantz. Die 25-jährige Bach ermöglicht benachteiligten Schülerinnen und Schülern kostenlose Nachhilfe auf einer digitalen Plattform. Denn in den letzten zwei Jahren wurde deutlich, dass zu wenige Kinder Zugang zu Nachhilfe-Angeboten haben – sei es aus sozialen, finanziellen, kulturellen oder persönlichen Gründen.

v.l.: Guido Cantz, Preisträgerin Katharina Bach und Moderator Kai Pflaume
v.l.: Guido Cantz, Preisträgerin Katharina Bach und Moderator Kai Pflaume © Thorsten Ahlf / Funke Foto Services

So entwickelte sich aus einem Blitz-Projekt im ersten Lockdown der Verein „Lern-Fair“ mit Sitz in Bonn, bei dem die Dorstenerin inzwischen Aufsichtsrätin ist. 23.000 Schülerinnen und Schüler haben sich seit März 2020 registriert, 15.000 Studierende bieten ehrenamtlich virtuell pädagogische Förderung an. Bach wurde der Preis von Yared Dibaba überreicht, der der Preisträgerin auch noch ein kleines Ständchen sang.

Jedes Projekt der Preisträgerinnen wird von "Bild der Frau" mit 10.000 Euro unterstützt. Zudem wählen die Leserinnen und Leser per Telefon und Online eine Preisträgerin aus, die zusätzlich den mit 30.000 Euro dotierten Leserpreis erhält. Dieser wurde am Ende der Gala von Niklas Jakob Wilcke, Gesellschafter der Funke Mediengruppe, verkündet: Kerstin Held nimmt die besondere Auszeichnung mit nach Hause.