Berlin. Das E-Rezept sollte vieles einfacher und schneller machen. Doch die Einführung geht nicht voran. Nun gibt es einen weiteren Rückschlag.

Alles sollte schneller, einfacher und vor allem digitaler werden: Seit dem 1. September ist in Deutschland das sogenannte E-Rezept verfügbar. Patientinnen und Patienten können sich ihre Medikamente damit auf digitalem Weg verschreiben lassen – das rosa Papier-Rezept entfällt. Doch die Einführung stockt, weil kaum jemand das Angebot nutzt. Zudem gibt es Bedenken in Bezug auf den Datenschutz.

Nun hat auch noch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) die Einführung des E-Rezepts ausgesetzt. In der Region hatte es ein Pilotprojekt gegeben, das den Umstieg auf die digitalen Rezepte vorantreiben sollte. Zu dem nun ergriffenen Schritt sehe man sich wegen der Haltung des Bundesdatenschutzbeauftragten gezwungen, teilte die Ärztevereinigung laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) mit.

Datenschutz-Bedenken erschweren Umstieg auf das E-Rezept

Der Datenschutzbeauftragte Ulrich Kelber (SPD) hatte die Gefahr gesehen, dass es in Westfalen-Lippe zu Datenmissbrauch in Apotheken kommen könne. Er erkannte laut dpa eine Sicherheitsschwachstelle, die "Angreifern den unberechtigten Zugang zum E-Rezept-Fachdienst mit den dort gespeicherten E-Rezepten ermöglichen" könnte und legte daher sein Veto gegen die Nutzung von Versichertenkarten bei der Verwendung des digitalen Rezeptes ein. Lesen Sie dazu: So erkennen sie, ob ihre Versichertenkarte für das E-Rezept geeignet ist

Um die Sicherheitsbedenken zu zerstreuen sind nun Updates nötig. Diese werden wohl bis Mitte 2023 dauern. So lange wollte die KVWL aber offenbar nicht warten. Zuvor hatte bereits Schleswig-Holstein ein ähnliches Pilotprojekt wegen Bedenken in Bezug auf den Datenschutz abgebrochen.

Pilotprojekte sollten Einführung des E-Rezepts vorantreiben

Mit den beiden Projekten sollte die Einführung des E-Rezepts vorangetrieben werden, indem deren Einführung in Arztpraxen gezielt gefördert wurde. Derzeit sind zwar alle Apotheken in Deutschland technisch in der Lage, diese einzulösen – das Angebot wird aber kaum wahrgenommen.

Das liegt einerseits an der Skepsis vieler Ärztinnen und Ärzte, die vielfach weiterhin nur das Papier-Rezept anbieten. Andererseits ist das Interesse in der Bevölkerung offenbar gering: Die für die Nutzung des E-Rezepts via App nötige PIN wurde bisher kaum beantragt. Zuständig für die Ausstellung sind die Krankenkassen. Auch interessant: Krankenkassenbeiträge sollen steigen – Wen es wie hart trifft

Die Folge: In Deutschland wurden in diesem Jahr bisher nur rund 525.000 Digitalverschreibungen eingelöst. Insgesamt werden in der Bundesrepublik jährlich aber rund 500 Millionen Rezepte als rosa Papierscheine ausgestellt – ein enormer Unterschied. Lesen Sie auch: Online Apotheken im Test – Gespart, aber schlecht beraten

Bundesregierung plant Etablierung des E-Rezepts bis 2025

Das Ziel der Bundesregierung war es ursprünglich gewesen, das E-Rezept bis 2025 als Standard zu etablieren. Mit Blick auf die enormen Startschwierig scheint es aber fragwürdig, ob dieses Ziel erreicht werden kann. Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums sagte der dpa, dass man die Entscheidung der KVWL bedauere. Die Einführung des E-Rezepts gehe aber weiter und es könne weiterhin bundesweit eingesetzt werden. (nfz/dpa)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.