Berlin. Strom und Internet können durchaus mal länger ausfallen – ein Blackout. Wie sich Familien mit Kindern auf den Ernstfall vorbereiten.

  • Trotz Vorsorgemaßnahmen: Ein Stromausfall lässt sich nicht komplett ausschließen
  • Sollte der Strom einmal länger ausfallen, ist für Haushalte gute Vorbereitung wichtig
  • Wie können sich Familien mit Säuglingen oder Kleinkindern für einen Notfall zuhause vorbereiten?

Das Licht fällt aus. Steckdosen liefern keinen Strom mehr. Kühlschrank und Herd springen nicht mehr an. Der Wlan-Router liefert nicht länger schnelles Internet. Wenn der Strom ausfällt, funktionieren viele selbstverständliche Dinge im Haushalt plötzlich nicht mehr wie gewohnt. Verkraftbar, sofern es sich um einen Stromausfall nur im eigenen Haus oder in der Nachbarschaft handelt, dessen Ursache schnell wieder behoben ist. Was aber, wenn es sich um einen ernstzunehmenden Blackout handelt – und Haushalte womöglich über viele Stunden oder Tage ohne Elektrizität und Warmwasser auskommen müssen?

Für Ernstfälle wie diese bietet unter anderem das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) Checklisten und Tipps zur Bevorratung mit Lebensmitteln und vielem Wichtigen sonst. Die meisten Haushalte dürften mit diesen Leitfäden zumindest eine gewisse Zeit gut über die Runden kommen. Was aber ist mit Familien mit Babys oder Kleinkindern? Diese benötigen mitunter einen Notfall-Vorrat, der ihre besonderen Bedürfnisse mit abdeckt. Wir klären, was mit Säuglingen und Kindern im Haushalt bei einem Blackout besonders wichtig ist.

Blackout: Was ist damit gemeint?

Unter einem sogenannten Blackout versteht man gemeinhin den unkontrollierten, großflächigen Zusammenbruch der Stromversorgung. Ein solches Szenario gilt in Deutschland laut Experten als unwahrscheinlich. Ausschließen lässt es sich dennoch nicht. So hatte der Städtetag bereits vor Sabotage-Akten auf die kritische Infrastruktur gewarnt und gefordert, solche Anlagen besser zu schützen.

Als wahrscheinlicher wird dagegen eingestuft, dass es zu einer Überlastung des Stromnetzes kommen kann, sollten angesichts steigender Heizkosten zu viele Haushalte gleichzeitig heimische Heizlüfter betreiben. Die Geräte gelten als energiehungrige Stromfresser und sollten höchstens für kurze Zeit in einzelnen Räumen genutzt werden.

In Zeiten mit sehr hoher Nachfrage wird mehr Strom verbraucht als in dem Moment produziert werden kann – es gibt dann zu wenig Strom. In der Fachsprache: Lastunterdeckung. Damit dann das Stromnetz als Ganzes sicher bleibt, kann als letztes Mittel ein Lastabwurf vorgenommen werden, sprich: örtlich begrenzte, zeitweise Stromausfälle. Meist geht es dabei um wenige Stunden. Von einem Blackout spricht man allerdings erst, wenn der Strom für mehrere Stunden oder Tage flächendeckend ausfällt.

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit solcher Szenarien überschaubar ist: Es kann beruhigend sein, zu wissen, was man für den Notfall im Haushalt auf Vorrat haben sollte – insbesondere als Familie mit Säuglingen oder Kleinkindern.

Blackout: Wie sich Familien mit Kindern auf den Ernstfall vorbereiten

Bei einem Blackout wäre die Stromversorgung im Haushalt unterbrochen. Beleuchtung, Kühlschrank und Herd würden nicht mehr funktionieren. Das Internet wäre zumindest über Wlan gekappt, im schlimmsten Fall auch die Mobilfunkverbindung. Steckdosen zum Aufladen von Handy, Laptop und Co. wären tot. Zusätzlich können Wasser- und Heizversorgung in der Wohnung ausfallen.

Wie bereitet man sich darauf vor? Allgemeine Empfehlungen für den Notfall gibt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Daraus können auch Familien mit Kindern nützliche Tipps für sich ableiten.

Wärme: Kinder sind noch stärker als Erwachsene im Winter auf Wärme angewiesen. Fällt die Heizung aus, lässt sich das eine Zeit lang durch warme Kleidung ersetzen, raten BBK und der Arbeiter-Samariter Bund. Dazu zählen dicke Pullover, Jacken, Schals, Mützen, Handschuhe, Decken und auch Hausschuhe. Gegen Auskühlen in der Nacht helfen Thermounterwäsche und Schlafsäcke. Einen Kamin oder Ofen im Haus? Dann an einen Vorrat an Kohle, Briketts oder Holz im Haushalt denken. Tipp: Gemeinsames Schlafen im Familienbett spendet zusätzlich Wärme und beruhigt Kleinkinder.

Kochen: Babybrei erhitzen oder Essen für die Kinder zubereiten: Herd und Mikrowelle lassen sich ohne Strom ersetzen durch einen gasbetriebenen Campingkocher. Er lässt sich platzsparend zuhause lagern und mühelos von A nach B transportieren. Gaskartuschen zum Wechseln finden Familien in jedem Baumarkt.

Bietet das Zuhause Platz im Garten, auf der Terrasse oder dem Balkon, lässt sich zum Kochen und Braten auch ein Garten- oder Tischgrill nutzen, der mit Gas oder Holzkohle betrieben wird. Wichtig: Beides nie in Innenräumen aufstellen – es besteht Erstickungsgefahr!

Stromausfall: Das brauchen Familien für Wärme, Licht und Lebensmittel

Licht: Gerade Kleinkinder finden es in dunklen Räumen schnell gruselig und können Angst bekommen. Für den Fall eines Blackouts ist es nicht nur darum sinnvoll, als Familie immer einen Vorrat an Kerzen und Taschenlampen im Haushalt zu haben. Dazu kommen Ersatzbatterien, Ersatzlampen sowie Streichhölzer oder kindersichere Feuerzeuge.

Praktisch beim längerem Stromausfall: Kurbel- oder Dynamotaschenlampen, mit denen durch Drehen oder mehrfaches Drücken Licht erzeugt werden kann. Einige Modelle laden auf diesem Weg auch den Handy-Akku etwas auf. Solar- und batteriebetriebene LED-Leuchten sind besonders nachhaltig. Knicklichter spenden buntes Licht und lassen sich in lustige Spiele einbinden. Nachts werfen fluoreszierende Sterne an der Kinderzimmerdecke etwas Licht ab.

Geräte mit Akku: Mit einem solarbetriebenen Batterieladegerät können Batterien oder teils auch Akkus selbst ohne Steckdose geladen werden. Wer eine oder mehrere große Powerbanks stets aufgeladen hat (das geht teils auch über Solarzellen), kann im Notfall sein Handy einige Male aufladen. Informationen erhalten Eltern mit Kindern notfalls über ein Kurbelradio.

Lebensmittel: Das BBK stellt online eine Liste für die Zusammenstellung des Vorrats zur Verfügung. Grundlage dafür ist Essen und Trinken für ungefähr 10 Tage. Familien mit mehreren Kindern müssen dafür entsprechend viel Lagerplatz einplanen. Schwerlastregale und Transparentboxen erleichtern das. Wichtig: Alle Lebensmittel kühl, trocken und dunkel aufbewahren und auf das Mindesthaltbarkeitsdatum achten.

Das BBK rät: Kaufen Sie vor allem haltbare Lebensmittel auf Vorrat, die Sie selbst auch gern essen – dabei auch an den Geschmack der Kinder denken. Das können etwa Toast- und Knäckebrot oder haltbarer Schmelzkäse sein. Für zwischendurch eignen sich etwa Energie- und Müsliriegel. Familien mit Säuglingen sollten an ausreichend Babynahrung denken. Die hält sich etwa in Gläsern auch länger ungekühlt. Familien mit Haustieren sollten für Hund oder Katze einen Vorrat an Nahrung, Einstreu, Medikamenten und Co. berücksichtigen.

Babybedarf: Familien mit Babys und Kleinkindern sollten bei Babynahrung und Windeln auf einen gewissen Vorrat achten. Glaskost kann mit dem Gaskocher im Wasserbad erwärmt werden. Elternratgeber rechnen mit etwa sieben Windeln pro Tag und etwa 100 Windeln auf Vorrat. Wichtig ist mindestens eine Rolle Müllsäcke, um gebrauchte Windeln luftdicht zu verwahren.

Fallen Baden und Waschen bei fehlender Wasserversorgung weg, ist ein neben Wasserkanistern ein Vorrat an Feuchttüchern wichtig. Handwaschmittel hilft bei größeren Fleckenunfällen oder ausgelaufenen Windeln.

Beim Blackout ersetzen in der Familie Kerzen und warme Kleidung die fehlende Beleuchtung und die Heizung.
Beim Blackout ersetzen in der Familie Kerzen und warme Kleidung die fehlende Beleuchtung und die Heizung. © Getty Images/iStockphoto | MarianVejcik

Hausapotheke und Kinderbeschäftigung im Blackout

Bargeld: Ratsam für den Kauf von Lebensmitteln oder Bekleidung ist zudem eine gewisse Reserve an Bargeld, falls Geldautomaten ausfallen oder die Kartenzahlung nicht funktioniert.

Hausapotheke: Das BBK bietet eine Liste mit Dingen, die in jede Hausapotheke gehören. Nicht nur im Krisenfall sollten Eltern neben einem Fieberthermometer auch Schmerz- und fiebersenkende Mittel sowie Mittel gegen Erkältungskrankheiten parat haben. Für die Kleinen können Wundschutzsalbe sowie Fieber- und Schmerzzäpfchen oder -saft sinnvoll sein. Benötigt das Baby oder Kind aufgrund von Vorerkrankungen regelmäßig Medikamente oder besondere Behandlung, sollte das mit der Kinderärztin abgesprochen sein. Pflaster und Verbandmaterial gehören wie Desinfektionsmittel ebenfalls in die Familien-Hausapotheke.

Beschäftigung: Kinder wollen beschäftigt werden und spielen – auch im Falle eines Blackouts. Eltern sollten daher auf ausreichend kindgerechte Spiele im Schrank achten, die – anders als eine Tonie-Box oder das Tablet – auch ohne Strom funktionieren. Für kleinere Kinder können das Spiele zum Fühlen, Stecken und Schütten oder Holzspielzeug sein. Etwas ältere Kinder sind mit Malbüchern oder spannenden Brett- und Kartenspielen zu begeistern. Die dunkle Wohnung lädt auch zum Höhlenforscher-Rollenspiel ein. Tipp: Tagsüber viel rausgehen, um den Lagerkoller zu vermeiden und Licht zu tanken.

Blackout-Gefahr: Kein Anlass für Panikmache

Anlass für Panikmache vor einem flächendeckenden, länger anhaltendem Blackout ist Experten und Netzbetreibern zufolge allerdings nicht gegeben. Durchgeführte Stresstests und selbst pessimistische Szenarien für den kommenden Winter würden keinen ernsthaften Grund zur Besorgnis geben. Die durchschnittliche Dauer von Stromausfällen ist im vergangenen Jahr laut Bundesregierung weiter gesunken auf knapp 11 Minuten. Angriffe auf deutsche Versorgungseinrichtungen, etwa Cyberattacken, hat es zwar auch in der Vergangenheit gegeben – bisher jedoch ohne Auswirkungen. (mahe)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.