Berlin. Gautam Adani ist der erste Asiate unter den Top 3 der Superreichen. Der Inder grenzt sich von Elon Musk ab – und fürchtet um sein Leben.

Wohin er auch geht, Gautam Adani ist umgeben von starken Männern. Nicht weil er das so möchte, sondern weil sein Leben davon abhängt. Zweimal schon ist der 60-Jährige dem Tod nur knapp entkommen. Ein drittes Mal will er sein Glück nicht strapazieren.

Also hat ihn die indische Regierung in die Kategorie Z aufgenommen, eine besonders hohe Sicherheitsstufe, die vor allem Prominenten gewährt wird. Der milliardenschwere Industrielle wird nun von einer 33-köpfigen Spezialtruppe beschützt.

Gautam Adani ist einer der reichsten Menschen der Welt. Sein Vermögen beträgt schwer fassbare 137,4 Milliarden Dollar, seit Kurzem rangiert er auf Platz 3 im Milliardärsindex des US-Medienunternehmens Bloomberg. Nur Tesla-Chef Elon Musk (51) und Amazon-Gründer Jeff Bezos (58) haben noch mehr Geld. Microsoft-Gründervater Bill Gates (66) und den französischen Luxusgüter-Unternehmer Bernard Arnault (73) hat Adani hingegen hinter sich gelassen. Wer ist der Mann, den in Europa kaum jemand kennt?

Gautam Adani: Normalo unter den Superreichen

Der Mars ist nicht sein Ding, ihm geht es um Kohle. Anders als die raumfahrtbegeisterten Musk und Bezos verschont Adani die Welt mit großspurigen Visionen, der Tycoon hat es nicht so mit vermeintlichen Zukunftstechnologien. Sein Firmenkonglomerat, die Adani Group, besitzt Bergwerke, Schiffe und Häfen, ist auch im Logistik- und Agrarbereich vertreten. Gautam Adani ist so etwas wie der bodenständige Normalo unter den Superreichen – auch wenn er seinen beiden Söhnen zum Examen gern mal einen roten Ferrari schenkt.

Aufsteiger mit Sinn fürs Geschäft: Gautam Adani, hier mit seiner Frau Priti, ist Indiens Kohle-Milliardär.
Aufsteiger mit Sinn fürs Geschäft: Gautam Adani, hier mit seiner Frau Priti, ist Indiens Kohle-Milliardär. © EPA-EFE | Divyakant Solanki

Geboren als eines von acht Kindern eines kleinen Textilkaufmanns in einem Dorf im westlichen Bundesstaat Gujarat, brach er mit 16 die Ausbildung ab, weil er lieber Geld verdienen wollte. Mit einem Zugticket dritter Klasse fuhr er in die Metropole Mumbai, um sich als Diamantenhändler zu versuchen. Innerhalb weniger Jahre kannte er sich im Edelsteingeschäft so gut aus, dass er sich selbstständig machte.

Der in Wien lehrende Reichenforscher Thomas Druyen (65) hat sich intensiv mit den Werdegängen von Multimilliardären beschäftigt. Der Professor glaubt, dass die Vormachtstellung extrem wohlhabender Amerikaner vorbei ist: „De facto kommen die meisten Milliardäre im Moment aus Asien, gefolgt von Nordamerika und etwas weiter dahinter Europa“, erklärt Druyen gegenüber unserer Redaktion.

Die westliche Welt habe lange „die absolut höchste Dichte von Multimillionären und Milliardären“ verzeichnet. „Seit 20 Jahren ist dieses Koordinatensystem in Bewegung geraten.“ In dieser Zeit sei die Zahl der Milliardäre von etwa 500 auf bald 3000 weltweit angewachsen. Das habe mit dem Aufstieg immer wohlhabender werdender Länder wie China und Südkorea zu tun. In einigen Jahren, erwartet Druyen, werde es den ersten Billionär geben.

Gautam Adani wird im Rekordtempo immer reicher

Gautam Adani arbeitet seit Jahrzehnten auf seinen Aufstieg hin. In den 1980er-Jahren fing er damit an, Kohle für staatliche indische Kraftwerke zu importieren – es war der Beginn seines heutigen Imperiums. Doch dass er Musk und Bezos Konkurrenz machen kann, hat er glücklichen Umständen zu verdanken. 1997 wurde er von Bewaffneten entführt und erst nach 18 Stunden freigelassen – angeblich gegen viel Lösegeld.

Jeff Bezos – hier mit seiner Partnerin Lauren Sanchez – und Elon Musk sind die einzigen Menschen, die noch mehr Geld haben als Adani.
Jeff Bezos – hier mit seiner Partnerin Lauren Sanchez – und Elon Musk sind die einzigen Menschen, die noch mehr Geld haben als Adani. © AFP | Niklas Halle'n

2008 überlebte er die Terroranschläge von Mumbai, bei denen mehr als 160 Menschen getötet wurden: Adani traf gerade Geschäftsfreunde in einem Hotel, als Terroristen dort eindrangen und das Feuer eröffneten. Während der Schießerei – sie dauerte die ganze Nacht – versteckte sich Adani in einem Kellerraum, verschickte per Handy Nachrichten an Familie und Freunde und betete. Hinterher sagte er: „Ich habe den Tod gesehen, er war nur 15 Fuß entfernt.“

Dass Adani mit Indiens führenden Politikern befreundet ist, schadet ihm sicher nicht. Seinen Aufstieg zu einem der reichsten Männer verdankt er indes auch der Großzügigkeit seiner Konkurrenten. Bill Gates etwa hat versprochen, den überwiegenden Teil seines Vermögens zu verschenken. Auch Adani will mehr als sieben Milliarden für wohltätige Zwecke geben. Er kann es sich erlauben: Allein seit Beginn dieses Jahres ist sein Vermögen laut Bloomberg um mehr als 60 Milliarden Dollar gewachsen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.