Berlin. Insgesamt 130 Menschen töteten Islamisten bei mehreren Anschlägen am 13. November 2015 in Paris. Nun gab es die Urteile im Prozess.

Der Hauptangeklagte Salah Abdeslam ist im Prozess um die islamistischen Terroranschläge von Paris zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ein Schwurgericht sprach den 32 Jahre alten Franzosen am Abend im Pariser Justizpalast schuldig. Vor Ablauf von 30 Jahren soll er keine Möglichkeit zur Haftverkürzung bekommen. Abdeslam war bereits in Belgien zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Auch gegen andere Angeklagte gab es lange Haftstrafen: 19 der 20 Angeklagten wurden in allen Punkten schuldig gesprochen. Einige der Männer wurden in ihrer Abwesenheit verurteilt.

Pariser Terrornacht: 130 Menschen starben bei mehreren Anschlägen

In dem Prozess im Pariser Justizpalast war mehr als neun Monate lang die Anschlagsserie vom 13. November 2015 aufgerollt worden. An jenem Abend hatten Extremisten in der französischen Hauptstadt binnen weniger Stunden 130 Menschen getötet und 350 weitere verletzt. Sie richteten ein Massaker im Konzertsaal "Bataclan" an und verbreiteten Terror in mehreren Bars und Restaurants.

Zudem sprengten sich parallel dazu drei Selbstmordattentäter während eines Fußball-Länderspiels zwischen Deutschland und Frankreich am Stade de France in die Luft. Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) reklamierte die Anschläge später für sich.

Einschusslöcher am Café Bonne Bière in Paris. Die Islamisten hatten nach der Konzerthalle auch Cafés angegriffen
Einschusslöcher am Café Bonne Bière in Paris. Die Islamisten hatten nach der Konzerthalle auch Cafés angegriffen © dpa

Abdeslam gilt als einziger Überlebender der damaligen Gruppe, die meisten Mitglieder des Terrorkommandos sprengten sich bei den Anschlägen selbst in die Luft. Einer wurde noch am Abend von der Polizei erschossen, weitere starben bei einem Polizeieinsatz wenige Tage später. Die Anschlagsserie sorgte weltweit für Entsetzen.

Neben Abdeslam mussten sich in dem Mammutverfahren 19 weitere Angeklagte verantworten. Sechs der Angeklagten wurden in Abwesenheit verurteilt: Einer sitzt in der Türkei in Haft, die fünf anderen sollen in Syrien gestorben sein.

Paris: Hinterbliebene schilderten Todesnacht hundertfach

Der Prozess mit mehr als 140 Verhandlungstagen wurde weit über Frankreich hinaus verfolgt. Mehrere Wochen zu Beginn des Prozesses waren den Aussagen von Überlebenden und Hinterbliebenen gewidmet, in denen die Horrornacht hundertfach in persönlichen Schicksalen geschildert wurde. Immer wieder fielen Sitzungen aus oder wurden gestrichen, weil sich Angeklagte mit dem Coronavirus infiziert hatten oder nicht vor Gericht erscheinen wollten.

Auch nach dem Urteil warten die betroffenen Familien und Angehörigen weiterhin auf Antworten: Neben der Frage der individuellen Schuld ging es auch um die Strukturen im Hintergrund. Vieles ließen die Beschuldigten hier allerdings im Vagen. Abdeslam etwa antwortete nur auf einige Fragen und schob Verantwortung von sich. In seiner letzten Wortmeldung nannte er es eine Ungerechtigkeit, sollte er für Mord verurteilt werden. (dpa/reba)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de