Berlin. Die Blutgruppe 0 RhD negativ kommt selten vor. Für die Notfallversorgung ist sie jedoch gefragt. Was die Blutgruppe so besonders macht.

Täglich benötigen rund 14.000 Menschen Blutspenden – für die Akuthilfe nach Unfällen, bei Operationen oder bei Immunkrankheiten. Die Blutgruppe 0 RhD-negativ gehört zu den gefragtesten bei Blutspenden. Was macht sie so besonders?

Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) tragen auf ihrer Oberfläche Moleküle, die als Antigene bezeichnet werden. Die Zusammensetzung dieser Oberflächenmoleküle bestimmt die jeweilige Blutgruppe. Das AB0-Blutgruppensystem bezieht sich auf die Antigene A und B, die auch namensgebend für die Blutgruppen sind:

Das Blutgruppensystem des Menschen kennt vier Gruppen:

  • Blutgruppe A: diese besitzt das Antigen A
  • Blutgruppe B: diese verfügt über das Antigen B
  • Blutgruppe AB: die Antigene A und B sind vorhanden
  • Blutgruppe 0: diese ist die einzige Blutgruppe ohne Antigene auf der Zellmembran

Es macht keinen Unterschied im Lebensalltag der Menschen, welche Blutgruppe sie haben. In der Frage von Spenden und Empfangen wird die passende Blutgruppe zum lebensentscheidenden Faktor, da die Blutgruppen von Spendern und Empfängerinnen zusammenpassen müssen.

Wenn die Blutgruppen nicht passen, wird es schnell lebensbedrohlich: Das Blut beginnt, zu verklumpen. Das kann zu tödlichen Thrombosen, Lungenembolien und Schlaganfällen führen.

Entscheidendes Merkmal: Rhesusfaktor der Blutgruppe

Nicht jeder Typ der Blutgruppe 0 ist universell einsetzbar. Bei der Rhesusblutgruppe muss beachtet werden, ob die Blutgruppe RhD-positiv oder RhD-negativ ist.

Der Rhesusfaktor ist ein Merkmal der Blutgruppe. Dieser zeigt, ob das Blut zweier Menschen kompatibel miteinander ist. Ob sich das Blut verträgt, hängt vom Rhesusfaktor D ab. Das ist ein Eiweißstoff auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen.

Diesen Eiweißstoff, der auch Antigen D genannt wird, haben die meisten Menschen – sie sind "rhesus-positiv". Einigen Menschen fehlt hingegen der Stoff – sie sind "rhesus-negativ". Das betrifft rund 15 Prozent der Bevölkerung in Deutschland.

Die Blutgruppe 0 RhD-positiv ist nach der Gruppe A RhD-positiv die zweithäufigste Blutgruppe.

Perfekt für jeden Empfänger: Blutgruppe extrem gefragt

Die Blutgruppe 0 RhD-negativ stellt eine Besonderheit dar, weil sich keines der Antigene A, B oder D auf den roten Blutkörperchen befindet. Deswegen kann es zu keiner Antigen-Antikörper-Reaktion im AB0- oder RhD-System kommen, wenn jemand mit einer anderen Blutgruppe 0 RhD-negative rote Blutkörperchen erhält, obwohl sich Antikörper gegen A, B oder auch D eventuell in seinem eigenen Blut befinden.

Beinahe jeder kann also Blutkörperchen der Blutgruppe 0 RhD negativ als Transfusion erhalten. Daher werden Personen mit dieser Blutgruppe als Universalspender bezeichnet.

Das könnte Sie auch interessieren: Kann man durch eine Blutspende Corona-Impfschutz bekommen?

Lebensretter bei akuten Notfällen

Dies ist vor allem bei Notfällen sehr nützlich, wenn keine Zeit zum Testen der Blutgruppe ist. Die Patienten können dann ohne Zeitverzug eine solche Universalspende der roten Blutkörperche bekommen. Abgesehen von Notfällen wird jedoch darauf geachtet, dass die Blutgruppe der Spende mit der Blutgruppe des Empfängers übereinstimmt.

Warnung zum Weltblutspendetag am 14. Juni: In mehreren Bundesländern werden die Konserven knapp.
Warnung zum Weltblutspendetag am 14. Juni: In mehreren Bundesländern werden die Konserven knapp. © dpa-tmn | Bernd Wüstneck

Corona-Studie: Blutgruppe macht weniger anfällig

Personen der Blutgruppe 0 RhD-negativ sind nicht nur begehrte Universalspender. Wer Blutgruppe 0 hat, der scheint auch weniger anfälliger für Corona zu sein. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Medizinischen Universität Graz berichteten Ende 2020 in einer Studie, dass nur wenige Corona-Infizierte die Blutgruppe 0 gehabt hätten. (pb/mit dpa)

Auch interessant: Wie ein Arzt mit einer Maschine alte Spenderorgane erneuert

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.