Zürich/Stuttgart. Bei der Krankenhausaufnahme könnte ein Bluttest Hinweise auf einen schweren Corona-Verlauf geben. Was Forschende herausgefunden haben.

Forscherinnen und Forscher aus der Schweiz haben einen potenziellen Biomarker identifiziert, der schon bei der Krankenhausaufnahme per Bluttest Hinweise auf einen schweren Verlauf von Covid-19 geben könnte.

In ihrer im Fachmagazin „Cell“ veröffentlichten Studie hat das Team um Stefanie Kreutmair vom Institut für Experimentelle Immunologie der Universität Zürich die an der Immunabwehr beteiligten Zellen von 121 Covid-19-Patienten genauer untersucht. Die Ergebnisse wurden verglichen mit den Daten von 21 gesunden Menschen und mit den Daten von 25 Patientinnen und Patienten, die an einer schweren, aber nicht durch das Coronavirus Sars-CoV-2 verursachten Lungenentzündung erkrankt waren.

Immunabwehr: Es fehlen bestimmte T-Killerzellen

Mit einem neuartigen Analyseverfahren konnten die Forschenden dabei identifizieren, worin das Besondere in der Immunantwort bei schwerem Covid-19-Verlauf liegt: Es ist der Mangel an einer bestimmten Gruppe von Killer-T-Zellen im Blut.

Die Rolle der T-Zellen bei der Infektion mit dem Sars-CoV-2-Virus beschrieb Birgit Sawitzki, Leiterin der Abteilung Translationale Immunologie am Berlin Institute of Health an der Berliner Charitè, Ende des Jahres so: „Die T-Zellen sind die Dirigenten des ganzen Orchesters aus Immunbotenstoffen und -zellen.“ Die T-Helferzellen ermöglichten es, eine gezielte Abwehr mit maßgeschneiderten Antikörpern zu entwickeln, die T-Killerzellen töteten zielgerichtet befallene Körperzellen ab, und die regulatorischen T-Zellen sorgten dafür, dass das Ganze nicht aus dem Ruder laufe. Auch für Sawitzki steht fest, dass T-Zellen bei schweren Verläufen eine große Rolle spielten.

Bluttest: Engmaschigere Überwachung betroffener Patienten

Der von den Forschenden aus Zürich nun definierte Mangel bestimmter T-Zellen könnte ein Frühwarnzeichen für einen schweren Verlauf der Sars-CoV-2-Infektion sein und sich als Indikatorwert eignen, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). sie hat Stefanie Kreutmair für ihre Arbeit mit dem Theodor-Frerichs-Preis ausgezeichnet.

Ein mit Hilfe dieser Erkenntnisse entwickelter Bluttest könnte helfen, das Risiko für einen schweren Verlauf frühzeitig zu erkennen. „Diese Patienten könnten dann engmaschiger überwacht und frühzeitig spezifisch gegen Sars-CoV-2 behandelt werden“, sagt DGIM-Generalsekretär Georg Ertl. (kai)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.