Berlin. Boris Becker legt sein Geld seit Jahrzehnten an. Bis zuletzt machte er als Geschäftsmann von sich reden – blieb aber meist glücklos.

Crown Court statt Centre Court: Mehr als 15 Jahre lang hechtete Boris Becker über die Tennisplätze, und er war erfolgreich - sportlich. Als Geschäftsmann agierte der 54-Jährige hingegen häufig unglücklich.

Bereits als Tennisprofi wurde Becker zum Unternehmer. Auf Anraten seiner Manager – erst der Rumäne Ion Tiriac, später der Münchener Anwalt Axel Meyer-Wölden – begann er, sein Geld zu investieren. Gut 25 Millionen US-Dollar sammelte er als Preisgeld ein. Dazu, so schätzt er selbst, die gleiche Summe mit Werbeeinnahmen.

Sein erster unternehmerischer Versuch: Der Badener übernahm 1993 mehrere Autohäuser an der Ostsee, genauer: die Mercedes-Vertretung in den Hansestädten Greifswald und Stralsund sowie im nahe gelegenen Ribnitz-Dammgarten, die als „Autohaus Boris Becker GmbH&Co KG“ firmierten. 2017 verkaufte er die drei Betriebe. Mehr zum Thema:Boris Becker vor Gericht: Schuld sollen alle anderen sein

Manager Ion Tiriac riet Boris Becker zu Investitionen

Die Wahl des Herstellers war kein Zufall: Bereits vor seiner Investition war er Werbebotschafter für Mercedes gewesen. Nach seinem Sieg beim wichtigen Tennisturnier in Wimbledon als 17-Jähriger 1985 und der damit verbundenen Popularität rissen sich große deutsche und internationale Firmen um Becker. Bald waren auch die Deutsche Bank, BASF und Puma an Beckers Seite.

„Nur das Beste ist gut genug für Boris“, sagte Ion Tiriac seinerzeit. „Wir können uns aussuchen, mit wem wir zusammenarbeiten.“

Boris Becker (M.), seine Lebensgefährtin Lilian De Carvalho Monteiro und sein Sohn Noah vor dem Southwark Crown Court in London.
Boris Becker (M.), seine Lebensgefährtin Lilian De Carvalho Monteiro und sein Sohn Noah vor dem Southwark Crown Court in London. © dpa | Tayfun Salci

Becker baute sich über die Jahre ein Firmengeflecht mit Hunderten Mitarbeitern auf. Ihm gehörten die Sportmarketing-Agenturen BBM (Boris Becker Marketing) in München und BBI (Boris Becker Sportmarketing) im schweizerischen Pfäffikon. Letztere betreute etwa den Fußballspieler Andrej Shevchenko, der damals beim AC Mailand spielte. Becker war außerdem Gesellschafter des Sportartikelherstellers Völkl Tennis GmbH.

Desweiteren warb er weiter für diverse Marken. Bekannt wurden Werbespots für den Internet-Anbieter AOL Ende der 90er-Jahre, in denen er fragte: „Bin ich schon drin?“ Heute tritt er in Werbespots eines deutschen Vergleichsportals auf, in denen er selbstironisch über Kreditvergaben spricht. Auch als Pokerprofi hat Boris Becker zwischenzeitlich auf sich aufmerksam gemacht. Auch interessant:Prozess um insolventen Boris Becker: Kommt er in Haft?

Becker war außerdem am Internetportal Sportgate beteiligt, das 2001 Insolvenz anmeldete – nur wenige Monate nach dem Start. Glamourös war Sportgate als Internetportal, das mit Sportinformationen und Kontaktbörsen vor allem Freizeitsportler ansprechen wollte, angekündigt worden: Vor dem Brandenburger Tor in Berlin posierte Becker für Zeitungen und TV-Sender. Mit dem neuen Ansatz des Portals wolle er Sportfans direkt erreichen – und natürlich Geld verdienen. „Ist ja klar“, sagte er damals in die Mikrofone. Aus beidem wurde nichts.

Boris Beckers Erfolge

Im Tennis bewies er mehr Fortune. Er tritt als geachteter Co-Kommentator beim Fernsehsender BBC auf. Zudem verdiente er als deutscher Daviscup-Teamchef und erfolgreicher Trainer des Langzeit-Weltranglistenersten Novak Djokovic phasenweise sehr gut.

So finanzierte er sich ein aufwendiges Leben. Beckers Vermögen soll früher einmal mehr als 100 Millionen Euro betragen haben. Davon ist nicht viel geblieben: Becker hat Schulden. Beim Versuch, Geld zurückzuzahlen, nahm er Kredite auf, teils zu enormen Zinsen. (Joe)

Dieser Artikel erschien zuerst auf www.morgenpost.de

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