Berlin. Oscar-Preisträgerin Anne Hathaway spricht über ihre Rolle in der Mini-Serie „WeCrashed”, ihre zwei Kinder, ihr Glück und ihre Ängste.

Mit der Mini-Serie „WeCrashed” (ab 18. März auf Apple TV+) zeigt sich Oscargewinnerin Anne Hathaway in einer Welt jenseits der großen Hollywoodfantasien wie „Les Misérables“ oder „The Dark Knight Rises”.

Stattdessen schlüpft die 39-Jährige in die Rolle einer realen Person: der Frau des skandalträchtigen Gründers des Coworking-Unternehmens „WeWork“.

„WeCrashed“ handelt vom Aufstieg und Fall des Start-ups „WeWork“ und seines machtgierigen Gründerpaares. Lieben Sie es, solche Charaktere an den Pranger zu stellen?

Anne Hathaway: Im Gegenteil. Ich hätte bei so einem Projekt nie mitgemacht. Mich interessiert nur die rein menschliche Seite. Wir alle haben unsere Schwächen, und ich will mich nicht über eine Person erheben und über sie richten. Erniedrigung ist nicht mein Ding. Aber als mir die Urheber der Mini-Serie garantierten, dass ich diese Frau eben als normalen Menschen zeichnen kann, anstatt sie lächerlich zu machen, war ich interessiert.

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Woher kommt bei Ihnen diese Rücksichtnahme? Immerhin sind diese Eheleute keine Engel.

Hathaway: Ich wollte diese Frau so behandeln, wie ich behandelt werden möchte, wenn die Rollen vertauscht wären. Und das bedeutet: Ich wollte fair sein und die Wahrheit darstellen. Aber es ging mir eben nicht darum, jemand in den Schmutz zu ziehen. Ich finde es wichtig, dass wir Achtsamkeit praktizieren. Das bedeutet, dass wir auch aufpassen, welche Gedanken wir hegen und welche Sprache wir gebrauchen. Und das entscheidende Prinzip für unser Leben ist nun mal Liebe. Sie ist die Antwort, die uns seit Tausenden von Jahren zur Verfügung steht. Wir müssen nicht mehr darauf warten, sondern können einfach auf sie zugreifen.

Anne Hathaway vor wenigen Tagen in New York.
Anne Hathaway vor wenigen Tagen in New York. © GC Images | Gotham

Die Serie wird auch als „Lovestory“ angekündigt. Sie selbst erleben Ihre private Liebesgeschichte in den 13 Jahren, in denen Sie mit Ihrem Mann zusammen sind. Wie haben Sie zu diesem Glück gefunden?

Hathaway: Es hat einige Zeit gedauert, ist nicht über Nacht passiert. Letztlich musste ich dafür etwas in mir ändern. Früher habe ich immer in folgenden Kategorien gedacht: ‚Ich muss das und das tun, ich muss meditieren, ich muss etwas vollbringen, und so werde ich eines Tages an den Punkt kommen, wo ich Liebe erfahre.’ Aber das ist ein Irrtum. Letztlich habe ich einfach losgelassen. Ich habe gewissermaßen kapituliert, und so habe ich mein Glück gefunden. Denn Liebe umgibt uns, wir müssen sie nicht erarbeiten oder ihr nachjagen, sondern uns ihr einfach preisgeben.

Hat Ihnen zu dieser Erkenntnis auch die Tatsache geholfen, dass Sie Mutter von zwei Kindern sind?

Hathaway: Mutter zu werden, hat mich komplett verwandelt. Es ist eine erstaunliche Erfahrung, wenn du jemand zuschauen kannst, wie sich sein Gehirn entwickelt, wie sich sein Selbst und sein Bewusstsein heranbilden. Dadurch habe ich eine Lektion nach der anderen gelernt. Es war die reinste Offenbarung.

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Welche Lektionen haben Sie da genau gelernt?

Hathaway: In meiner Laufbahn als Schauspielerin war ich immer sehr hart zu mir selbst. Auf diese Weise habe ich mich angepeitscht. Aber seit ich Kinder habe, weiß ich: Es ist hilfreicher, wenn du dich so akzeptierst, wie du bist, und dich mit Liebe motivierst. Das machen mein Mann und ich bei unseren Kleinen: Wir lieben sie, wir nehmen sie so an, wie sie sind. Sanfte Methoden fruchten viel mehr – auch mir selbst gegenüber. Deshalb bin ich viel glücklicher, mein Herz ist mir aufgegangen.

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Wenn Sie solche Glücksgefühle verspüren, heißt das, dass Ängste aus Ihrem Leben verbannt sind?

Hathaway: Oh, keineswegs. Wir haben in unserem Leben nur ein bestimmtes Maß an Kontrolle. Genauer gesagt, wir können nur den Bereich in unserem persönlichen Umfeld kontrollieren, auf den wir uns konzentrieren. Aber wir alle wissen, geschehen in dieser Welt unzählige furchterregende Dinge. Teilweise spielt uns auch die Chemie in unserem Gehirn einen Streich, und die Hormone spielen verrückt. Dann habe ich eben einen Tag, an dem ich mich unglaublich panisch fühle.

Wie gehen Sie dann mit solchen Angstattacken um?

Hathaway: Mir helfen die Menschen in meinem Umfeld, da sie mich erden und zeigen, was echt ist und was nicht. Außerdem habe ich meine persönliche Strategie entwickelt. Wenn ich solche Momente von Panik erlebe, dann drücke ich die nicht weg, sondern setze mich ruhig hin und versuche, sie ganz bewusst wahrzunehmen. Ich versuche, mich daran zu erinnern, dass alles im Leben eine helle und eine dunkle Seite hat. Es gibt ein wunderbares Gedicht des persischen Dichters Rumi, der das genau zum Ausdruck bringt – „Das Gasthaus“. Er sagt darin, dass jeder Gedanke, den wir haben, jedes Gefühl, das wir empfinden, unser Gast ist. Und wir sollten jeden dieser Gäste mit Respekt behandeln, egal, ob er nun Sorge oder Freude mitbringt. Jeder ist willkommen, denn er wird ja nicht ewig bleiben.