In Hollywood ist es in, einfach mal Dreck am Körper zu lassen. Womit sich unsere Kolumnistin noch von der Weltlage ablenkt? CBD-Yoga.

Karl Lauterbach ist schon wieder dabei, uns den Sommer zu vermiesen mit seinen schlechten Corona-Aussichten. Dabei ist die Weltlage angespannt genug, das muss ich ja hier nicht vertiefen. Unsere Teenie-Tochter sinkt zwischen Bücherstapeln, Laptop und Karteikarten-Chaos in sich zusammen. Befeuert wird ihre permanent-latente Panikstimmung von den „Tagesschau“-Reels auf Instagram zum Ukraine-Krieg. Die Kinder. Die Toten. Die Flüchtlinge. Die Angst.

Zum Abendessen verordne ich leichte Unterhaltung und mache mich auf Themensuche. Cameron Diaz wäscht sich nicht mehr ihr Gesicht, lese ich. Die Tochter wird Cameron Diaz nicht kennen. Sie hatte mit Filmen wie „Die Hochzeit meines besten Freundes“ oder „Being John Malkovich“ Riesenerfolge, aber das ist Jahrzehnte her. Jetzt ist sie Ü 50, hat die Schauspielkarriere an den Nagel gehängt und macht, was ihr Spaß macht – und dazu gehört ausdrücklich nicht die Körperpflege.

Damit steht sie nicht allein, erfahre ich bei der Recherche mithilfe meiner Frauenzeitschriften-Sammlung: Immer mehr Hollywoodstars haben die tägliche Dusche durch Feuchttücher ersetzt, lese ich. Ashton Kutcher etwa wäscht sich nur unter den Achseln und im Schritt „and nothing else ever“. Ich bin baff, ausgerechnet Hollywood.

Brigitta Stauber schreibt in ihrer Kolumne „Frauengold“ über Politik und Gesellschaft.
Brigitta Stauber schreibt in ihrer Kolumne „Frauengold“ über Politik und Gesellschaft. © FUNKE Foto Services | eto Klar

Im KaDeWe werden Badeschlappen zum Luxusgut

Mag sein, dass diese neue Faulheit eine überdrehte Reaktion auf Umweltprobleme ist, die der US-Lifestyle hervorbringt; und in Kalifornien bildet sich sozusagen das Konzentrat all dieser Umweltsünden. Aber die Umwelt, das sind auch die anderen, die ungeduschte Promis ertragen müssen. Promis übrigens, die in Frauenzeitschriften in Jogginghose und Badelatschen abgebildet werden. Puschen als Street Style. Neulich sah ich welche im KaDeWe zu einem mittleren dreistelligen Preis. Immerhin bekommen die ungewaschenen Füße darin gut Luft, ein Gummistiefel-Trend wäre wohl schlimmer.

Ich erinnere mich an eine Chefin vor vielen Jahren in Süddeutschland, die mir vor allem wegen ihrer ständig fettigen Haare in Erinnerung geblieben ist. Mir, ihrer Praktikantin, erklärte sie, tägliches Duschen zerstöre den Säureschutzmantel der Haut. Ich hielt Abstand, denn sie war stets von einer gewissen Aura umgeben, die mir, nun ja, unangenehm in die Nase zog. Ich kann nichts dafür, aber ich stelle mir die Frage, ob sie jetzt wohl bei den Schwurblern aktiv ist.

CBD oder Cannabidiol – der Yogalehrer schwört drauf

Nächstes Unterhaltungsthema: CBD, der nicht berauschende Bestandteil von Cannabis, soll entspannen, entkrampfen, für guten Schlaf sorgen. Ich bin neulich regelrecht reingeschlittert in eine CBD-Präsenta­tion. Dort erklärte mir ein knorriger Typ, der die Resthaare seiner Halbglatze als Dutt im Nacken trägt, seine Produkte. Mundspray, Öl, Salbe, Inhalator. Ich probierte den Inhalator, und mir wurde sofort schlecht. Ich hätte wohl den Grünen Veltliner vorher weglassen sollen. Der Typ entpuppte sich als Yoga-Lehrer, der seine Übungen im Kurs mit CBD kombiniert. CBD-Yoga, sagte er, werde ein Megatrend.

Das ist nichts gegen SUP-Yoga. Schon mal „herabschauender Hund“ auf dem Stand-up-Paddling-Board probiert? Also Füße und Hände auf dem Boden, der Po zeigt in die Luft, der Körper formt ein Dreieck. Ich habe diese Übung letzten September am Strand von Bardolino bewundert. Eine Frau mit einem Körper wie in Stein gemeißelt, der Sonnenballon hinter ihr tauchte die spiegelglatte Wasseroberfläche in Orange, und sie senkte einfach ihren Körper ab, als wäre er eine mit Draht stabilisierte Puppe.

SUP-Yoga: Vor allem am Gardasee beliebt.
SUP-Yoga: Vor allem am Gardasee beliebt. © dpa | aja Hitij

Yoga auf dem SUP-Board? Da fällst du doch ins Wasser

Die Figur kenne ich von meinen Pilates-Übungen, die mir der Orthopäde gegen meinen Schreibtischrücken verordnet hat. Immerhin falle ich dabei nicht mehr um. Im Sommer kaufe ich mir vielleicht ein SUP-Board. Wenn ich viel übe, werde ich irgendwann darauf eine Weile auf einem Bein stehen können, bevor ich ins Wasser falle. Duschen brauche ich dann nicht mehr. Ich bin dann ganz bei den Hollywoodstars.

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