Berlin. Einige Urlaubs-Paradiese sind immer noch coronafrei. Aber es werden weniger. Wo diese wenigen Länder liegen und wie man hinreisen kann.

Seit zwei Jahren sind die Cookinseln im Pazifik ein Eiland der Glückseligen inmitten der weltweiten Corona-Pandemie. Kein einziger Fall von Covid-19 im tropischen Südsee-Paradies, dank umfangreicher Sicherheitsvorkehrungen und einer sehr vorsichtigen Bevölkerung: 96 Prozent der Bürger ab 12 Jahren sind geimpft. Doch seit kurzem herrscht im Inselstaat helle Aufregung. Der erste Corona-Fall: Eine infizierte Frau ist mit einem Flug aus dem 3000 Kilometer entfernten Neuseeland auf der Insel gelandet.

„Sie hatte bei der Ankunft keine Symptome, aber einige Stunden später brachte ein Test ein positives Ergebnis“, sagte Premierminister Mark Brown. Regierungschef Brown warnt nun zwar vor einer stillen Ausbreitung der Pandemie, aber Touristen bleiben unter strengen Auflagen willkommen.

Die Turbulenzen auf den Cookinseln, zwischen Samoa und Fidschi gelegen, zeigen zweierlei: Auch im dritten Jahr der Pandemie gibt es noch Staaten auf der Welt, die bisher coronafrei geblieben sind. Aber: Es wird für sie immer schwerer, sich zu schützen, wie aktuell nicht nur die Cookinseln erleben. Neun Staaten weist die aktuelle Liste der Weltgesundheitsorganisation WHO aus, in denen bislang kein einziger Corona-Fall registriert wurde. Allerdings zählen auch Nordkorea und Turkmenistan dazu – bei beiden Ländern gibt es jedoch erhebliche Zweifel, dass die Angaben stimmen.

Glaubhafter ist der Status „coronafrei“ für die übrigen sieben Länder. Es sind überwiegend Inseln, mit denen viele Menschen in Deutschland die Vorstellung eines Urlaubsparadieses verbinden: Sankt Helena im Südatlantik und die pazifischen Inselstaaten Tuvalu, Tokelau, Pitcairninseln, Niue, Nauru und Mikronesien. Ihr Vorteil: Die Insellage und eine teils sehr strikte Abschottung haben die Ausbreitung der Pandemie verhindert, dazu kommen sehr frühzeitige und konsequente Impfkampagnen.

Sankt Helena wirbt mit einer Welt wie vor Corona

Beispiel Sankt Helena: Praktisch alle Erwachsenen wurden auf der Insel 2600 Kilometer westlich von Afrika frühzeitig geimpft, die Maskenpflicht ist deshalb abgeschafft, das Leben wieder normal, weshalb die Tourismusbehörde jetzt mit dem Status „vorpandemische Welt“ um Besucher wirbt.

Einreisende müssen ein negatives Covid-19-Testergebnis vorweisen und dann in eine zweiwöchige Quarantäne in eine spezielle Unterkunft. Aber immerhin darf, wer viel Zeit mitbringt, überhaupt wieder auf die kleine Insel, auch ohne Impfung. Sankt Helena lockt mit konstant mildem Klima und wilder Natur – was schon Napoleon erleben durfte, bis er 1821 hier in der Verbannung starb.

Die Insel ist mit gelegentlichen Flügen von London aus erreichbar und ab Ende März auch aus dem südafrikanischen Johannesburg – als Alternative wirbt die Regierung mit der Anreise im Segelboot. Nur mit dem Schiff erreichbar ist auch das coronafreie Tokelau im Südpazifik. Die Insel mit 1500 Einwohnern hat gar keinen Flughafen, was auch vor der Pandemie vor manchen Übeln dieser Welt schützte.

Beispiel Föderierte Staaten von Mikronesien: Der Inselstaat im Westpazifik direkt am Äquator führte schon im vorigen Juli eine allgemeine Impfpflicht für die Erwachsenen unter den 114.000 Einwohnern ein, als eines der ersten Länder weltweit. „Wir lieben unsere Bürger, und das ist die Maßnahme, die wir ergreifen, um unsere Bürger zu schützen“, erklärte Panuelo damals zur Begründung. Zugleich erhielt das Land frühzeitig Hilfe von den USA, China und Japan bei der Corona-Prävention. Die Föderierten Staaten von Mikronesien mit ihren 2000 Inseln gelten als Traumziel mit langen Sandstränden und einem der schönsten Tauchreviere der Welt – doch für Reisende etwa aus Deutschland gilt nach Angaben des Auswärtigen Amtes schon lange ein komplettes Einreiseverbot, nur Einheimischen ist der Flug mit Sondergenehmigung möglich.

Die Cookinseln hatten ebenfalls strenge Auflagen und Quarantäneregeln für alle.

Cookinseln wieder für Touristen offen

Doch der Inselstaat mit Regenwäldern, feinen Sandstränden und Kokospalmen hat die Auflagen Mitte Januar vorsichtig geöffnet, der Tourismus rollt langsam wieder an: Aktuell einreisen dürfen Geimpfte mit zusätzlichem Test, wenn sie sich vorher schon mindestens zehn Tage in Neuseeland aufgehalten haben; die Regeln können sich kurzfristig ändern.

Die Auflagen schützen nicht vor Panik im Paradies: Schon Anfang Februar gab es den Verdacht, dass ein Neuseeländer auf Inselbesuch unbemerkt an Corona erkrankt gewesen sein könnte; nach seiner Rückkehr in die Heimat war auch bei ihm das Virus festgestellt worden. Im Dezember herrschte vorübergehend große Aufregung, ein Lockdown war in Planung, als bei einem zehnjährigen Jungen ein Corona-Test positiv ausfiel – irrtümlich, wie sich später zeigte.

Pitcairninseln und Nauru lassen Touristen ein, Tuvalu nicht

Tuvalu, das durch den Klimawandel akut von Überflutung bedroht ist und deshalb weltweit in die Schlagzeilen geraten ist, hat genauso auf Abschottung gesetzt: Der kleine Inselstaat 5000 Kilometer von Australien entfernt hat die internationalen Flugverbindungen gekappt, den Notstand ausgerufen, größere Versammlungen verboten und eine Abstandspflicht eingeführt.

Die Einreise ist derzeit nach Angaben des Auswärtigen Amtes nicht möglich. Gleiches gilt vorläufig bis Ende März für die Pitcairninseln im Südpazifik. Auf die Koralleninsel Nauru, zweitkleinster Staat der Welt im Pazifik, darf man dagegen mit Impfung, Test und vorheriger Quarantäne im australischen Brisbane wieder einfliegen.

Abgesehen von den völlig coronafreien Staaten gibt es auch einige weitere Länder, die die Lage mit wenigen Fallzahlen im Griff haben: Samoa, Vatikanstadt, Vanuatu und die Marshallinseln hatten innerhalb der vergangenen zwei Jahre jeweils zwischen 4 und 57 Fällen registriert. Und insgesamt 18 Länder weltweit sind bei Mini-Infektionsraten immerhin von Corona-Todesfällen verschont geblieben – dazu gehören etwa die Falklandinseln und die Insel Tonga.

Erst kam die Vulkanasche, dann das Virus

Tonga zeigt allerdings, dass auch rigide Sicherheitsmaßnahmen keine hundertprozentige Sicherheit bieten, wenn die Natur es anders will. Sehr frühzeitig hatte das Land seine Flughäfen geschlossen, was dazu führte, dass einzelne Reisende wochenlang auf der Insel festsaßen. Auch die Häfen für Kreuzfahrtschiffe wurden gesperrt, zeitweise wurde ein Lockdown mit nächtlicher Ausgangssperre verhängt: Ein schwerer Einschnitt für das pazifische Königreich, dessen Inseln mit weißen Sandstränden als Bade-, Taucher- und Seglerparadies gelten.

Die gigantische Eruption des Untersee-Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai in der Südsee. Die Vulkanasche bedeckte weite Teile der Hauptinsel Tonga.
Die gigantische Eruption des Untersee-Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai in der Südsee. Die Vulkanasche bedeckte weite Teile der Hauptinsel Tonga. © dpa | Tonga Geological Services

Lange galt Tonga mit seinen rund 100.000 Einwohnern deshalb als coronafrei. Doch Mitte Januar kam es zu einem verheerenden Vulkanausbruch, der weite Teile des Archipels mit Asche bedeckte, danach suchte ein Tsunami Tonga heim. Mit der anschließenden internationalen Hilfsaktion kam das Virus auf die Insel, obwohl jeder direkte Kontakt zwischen den Hilfscrews und den Einwohnern vermieden wurde.

Aber auf mehreren Schiffen, die Hilfsgüter brachten, gab es Dutzende von Corona-Fällen. Zuerst infizierten sich Hafenarbeiter, dann breitete sich das Virus der Omikron-Variante trotz umgehend verhängten Lockdowns aus. Innerhalb weniger Wochen wurden auf Tonga über 250 Corona-Fälle registriert.

Vulkanausbruch

Omikron