Berlin. Zwei Studien bestätigen den Einfluss der Corona-Impfung auf den weiblichen Zyklus. Warum die Ergebnisse kein Grund zur Sorge sind.

Können Impfungen gegen das Coronavirus den Menstruationszyklus von Frauen beeinflussen? Seit Beginn der bundesweiten Impfkampagne berichten Frauen über Unregelmäßigkeiten bei ihren Blutungen. Zwei neue Studien bestätigen nun: Die Verabreichung eines Corona-Vakzins kann in der Tat die Menstruation verzögern oder für weitere Auffälligkeiten sorgen.

Im Rahmen einer US-Studie wurden zwischen Oktober 2020 und September 2021 die Daten von 3959 Frauen im Alter von 18 bis 45 Jahren erhoben. Bei 2403 Teilnehmerinnen handelte es sich um geimpfte Frauen, von denen 55 Prozent mit Biontech immunisiert wurden, 35 Prozent mit Moderna und wiederum sieben Prozent mit dem Vakzin von Johnson & Johnson. Die restlichen 1556 Studienteilnehmerinnen waren nicht geimpft.

In der Studie wurden die Daten aus jeweils sechs Zyklen verglichen, die geimpfte sowie ungeimpfte Teilnehmerinnen mithilfe der App "Natural Cycles" aufzeichneten. Die Datenaufzeichnung begann drei Monate vor der ersten Impfung der Frauen.

Corona-Studie: Wie sich die Impfung auf den Zyklus auswirkt

Das Resultat: Nach der ersten Impfung war eine Verspätung der Menstruation um 0,7 Tage zu beobachten. Nach der zweiten Impfung verzögerte sich die Blutung noch etwas mehr und ließ insgesamt 0,9 Tage auf sich warten.

358 Frauen wurde die zweite Impfdosis noch im selben Zyklus wie die erste verabreicht, wobei sich deutlichere Auffälligkeiten bemerkbar machten. Hier setzte die Blutung mehr als zwei Tage später als in den vorhergehenden Zyklen ein. Bei etwa zehn Prozent der Probandinnen verzögerte sich die Menstruation sogar um mindestens acht Tage.

Die Störungen pendelten sich im sechsten Beobachtungszyklus allerdings wieder aus: Zu diesem Zeitpunkt gab keine Verzögerungen mehr. Bei den ungeimpften Frauen war zu keiner Zeit eine Verzögerung zu beobachten.

Corona-Impfung verzögert Blutung: Mögliche Gründe

Die Wissenschaftler begründen die Verzögerung mit einer Immunantwort, möglicherweise besonders stark sei. "Dadurch könnte vorübergehend die Hypothalamus-Hypophysen-Eierstock-Achse beeinträchtigt sein", heißt es in der Studie.

Diese Achse ist für die Steuerung der weiblichen Hormone verantwortlich, die den monatlichen Zyklus hervorrufen. Wurde die Impfung während der Follikelreifung, also in der ersten Zyklusphase einer Frau verabreicht, könnte die Immunantwort als Stressfaktor Einfluss auf den Zyklus genommen haben.

Corona-Studie aus Norwegen unterstreicht US-Ergebnisse

Auch in Norwegen wurde eine Studie zu Veränderungen beim Zyklus durchgeführt, mit ähnlichen Ergebnissen. 5688 Frauen zwischen 18 und 30 Jahren wurden zu Menstruationsveränderungen vor und nach jeder Impfung befragt. Vor der ersten Impfung hatten bereits 38 Prozent der Teilnehmenden mit Unregelmäßigkeiten zu kämpfen. Nach der ersten Impfung stieg der Anteil auf 39 Prozent, nach der zweiten Impfung sogar 41 Prozent.

Zudem berichtete der Großteil der Frauen von einer stärkeren Blutung, und zwar nach beiden Impfdosen. Der Unterschied zur US-Studie: In Norwegen nahmen 60 Prozent der Teilnehmerinnen hormonelle Verhütungsmittel ein, was sich bekanntlich ebenfalls auf den Zyklus auswirkt. Allerdings pendelten sich die Auffälligkeiten auch hier nach spätestens zwei Monaten ein.

Deutschland: Paul-Ehrlich-Institut nimmt Stellung

In Deutschland wurden bisher keine derartigen Studien durchgeführt. Dennoch schnitt das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das in Deutschland für die Überwachung der Covid-19-Impfstoffe zuständig ist, das Thema bereits an.

So wurden dem PEI bis zum 31. Juli 2021 310 Fälle gemeldet, bei denen es um Unregelmäßigkeiten bei der Menstruation ging. Im Sicherheitsbericht von August vergangenen Jahres schrieb das Institut: "Unter Berücksichtigung der Anzahl geimpfter Frauen in den relevanten Altersgruppen und der Häufigkeit von Zyklusstörungen erscheint die Zahl der Meldungen nicht ungewöhnlich hoch zu sein, wenngleich davon auszugehen ist, dass viele, insbesondere vorübergehende Zyklusstörungen, nicht berichtet werden."

Victoria Male, Expertin für Reproduktionsmedizin am Imperial College London, merkt im Fachmagazin "British Medical Journal" an, dass der britischen Zulassungsbehörde MHRA derzeit ebenfalls keine ausreichenden Kenntnisse über einen Zusammenhang von Corona-Impfungen und Zyklusstörungen vorliegen. (day)