US-Sänger Marilyn Manson soll die Schauspielerin Evan Rachel Wood vor der Kamera vergewaltigt haben. Es sind nicht die ersten Vorwürfe.

Es sind schwere Vorwürfe, die die US-Schauspielerin Evan Rachel Wood erhebt: Ihr Ex-Freund und Rocksänger Marilyn Manson soll sie während eines Musikvideodrehs vergewaltigt haben. Das sage Wood in einer Dokumentation namens „Phoenix Rising“, die am Sonntag auf dem Sundance Film Festival in den USA Premiere hatte.

Demnach sei sie im Jahr 2007 während des Drehs des Musikvideos zum Song „Heart-Shaped Glasses“ vor laufender Kamera vergewaltigt worden. Geplant war lediglich eine „simulierte Sexszene“. Doch als die Kameras liefen „fing er an, mich wirklich zu penetrieren“, sagt Wood in der Dokumentation. Dem hatte die Schauspielerin jedoch nicht zugestimmt.

Evan Rachel Wood wirft dem Rockmusiker Marilyn Manson vor, sie während des Drehs eines Musikvideos vergewaltigt zu haben.
Evan Rachel Wood wirft dem Rockmusiker Marilyn Manson vor, sie während des Drehs eines Musikvideos vergewaltigt zu haben. © Getty Images | Pascal Le Segretain

Die 34-Jährige ist sich heute sicher, dass sie „unter Vorspiegelung falscher Tatsachen quasi vor der Kamera vergewaltigt wurde“. Sie merkte, dass sich die Crew „sehr unwohl fühlte“ und niemand gewusste habe, was er tun sollte. Im Dokumentarfilm erzählt sie auch, wie Manson – bürgerlich Brian Warner – sie später unter Druck setze, Journalisten zu sagen, dass es während der Dreharbeiten keinen echten Geschlechtsverkehr gab.

Mit Absinth gefügig gemacht?

Die Schauspielerin hatte Manson im Alter von 18 Jahren kennengelernt. Manson war damals 36 Jahre alt. Die beiden waren mit einigen Unterbrechungen bis 2010 liiert.

Woods Mutter berichtet in der Doku, dass sie von einem Mitglied des Filmteams erfuhr, dass Manson Wood Absinth „und was auch immer“ gegeben hatte. Ihre Tochter war demnach nicht in der Lage, zuzustimmen, als er vom Drehbuch abwich.

Es sind nicht die ersten Vorwürfe, die Wood gegen ihren Ex-Freund erhebt. Die Schauspielerin, die aus der Serie „Westworld“ bekannt ist, hatte bereits im vergangenen Jahr Missbrauchsvorwürfe gegen Manson öffentlich gemacht. Auch mehrere weitere Frauen, Darunter auch der „Game of Thrones“-Darstellerin Esme Bianco beschuldigen ihn des sexuellen Missbrauchs. Die Polizei von Los Angeles hatte vergangenes Jahr bestätigt, dass sie Anschuldigungen wegen häuslicher Gewalt gegen den Sänger untersuchte.

Bereits 2016 schilderte Wood erstmals auf Twitter ihre Missbrauchserfahrungen. 2018 sprach sie darüber vor einem Kongressausschuss im Rahmen einer Gesetzesinitiative zum Schutz von Missbrauchsopfern. Namen nannte die Schauspielerin damals aber nicht.

Manson bestreitet die Vorwürfe

Mansons Anwalt Howard King wies die Behauptungen entschieden zurück. „Von allen falschen Behauptungen, die Evan Rachel Wood über Brian Warner aufgestellt hat, ist ihre fantasievolle Nacherzählung über die Entstehung des Musikvideos ‘Heart-Shaped Glasses’ vor 15 Jahren die dreisteste und am leichtesten zu widerlegen, da es mehrere Zeugen gab“ schrieb er in einer Erklärung.

Marilyn Manson bestreitet alle Missbrauchsvorwürfe.
Marilyn Manson bestreitet alle Missbrauchsvorwürfe. © dpa | Richard Shotwell

In seiner Darstellung sei Wood während des dreitägigen Drehs „voll bei Sinnen“ gewesen und „stark in die wochenlange Planung der Vorproduktion und die tagelange Nachbearbeitung des endgültigen Schnitts eingebunden“ worden. „Die simulierte Sexszene wurde mehrere Stunden lang gedreht, mit mehreren Einstellungen aus verschiedenen Winkeln und mehreren langen Pausen zwischen den Kameraeinstellungen.“ Sein Mandant „hatte am Set keinen Sex mit Evan, und sie weiß, dass das die Wahrheit ist“.

Die HBO-Dokumentation „Phoenix Rising“ schildert die Bemühungen von Wood und anderen Überlebenden sexueller Übergriffe, die Verjährungsfrist für Sexualverbrechen zu verlängern, um Frauen mehr Zeit zu geben, nach einem Missbrauch Gerechtigkeit zu suchen. Das Sundance-Filmfestival, das dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie erneut online stattfindet, läuft noch bis zum 30. Januar. (aju/afp)