Berlin. Vergewaltigungen, Folter und Todesdrohungen. Mehrere Frauen werfen Rocksänger Marilyn Manson vor, sie schwer missbraucht zu haben.

  • Mehrere Frauen haben Vergewaltigungs- und Foltervorwürfe gegen den Rocksänger Marilyn Manson erhoben
  • Zuerst hatte die Schauspielerin Evan Rachel Wood erzählt, dass Manson sie jahrelang körperlich und seelisch missbraucht habe
  • Auch drei weitere Frauen belasten Manson. Sie werfen ihm Vergewaltigung, Manipulation, erzwungenen Drogenkonsum, Einschüchterung, körperliche Gewalt und Todesdrohungen vor
  • Mansons Label hat sich vom Musiker getrennt und will auch in Zukunft nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten
  • Manson selbst widerspricht den Vorwürfen. Die Behauptungen seien "schreckliche Verfälschungen der Realität"

Drei Jahre nachdem Schauspielerin Evan Rachel Wood zum ersten Mal öffentlich von ihren Missbrauchserfahrungen berichtet hat, nennt sie nun den Namen des mutmaßlichen Täters: Ihr Ex-Freund habe ihr Gewalt angetan, der Sänger Marilyn Manson.

"Der Name des Täters ist Brian Warner, der Welt auch bekannt als Marilyn Manson", schrieb Wood auf Instagram. "Er fing an, mich zu groomen, als ich noch ein Teenager war, und hat mich jahrelang grauenhaft missbraucht."

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Als "Grooming" (Englisch für "striegeln, zurechtmachen, vorbereiten") wird die gezielte Kontaktaufnahme Erwachsener mit Minderjährigen in Missbrauchsabsicht genannt. Es geht dabei darum, dass Erwachsene durch Schmeicheleien das Vertrauen Minderjähriger erschleichen.

Die heute 33-jährige Wood hatte Manson im Alter von 18 Jahren kennengelernt. Manson war damals 36 Jahre alt. Die beiden waren mit einigen Unterbrechungen bis 2010 liiert.

Evan Rachel Wood schilderte Erlebnisse bereits zuvor

Bereits 2016 schilderte die aus der Science-Fiction-Serie "Westworld" bekannte Wood erstmals im Kurzbotschaftendienst Twitter ihre Missbrauchserfahrungen. 2018 sprach sie darüber vor einem Kongressausschuss im Rahmen einer Gesetzesinitiative zum Schutz von Missbrauchsopfern. Namen nannte die Schauspielerin damals aber nicht.

Evan Rachel Wood erhebt schwere Missbrauchsvorwürfe gegen ihren Ex-Freun Marilyn Manson.
Evan Rachel Wood erhebt schwere Missbrauchsvorwürfe gegen ihren Ex-Freun Marilyn Manson. © GETTY IMAGES NORTH AMERICA / AFP | Scott Wintrow

"Meine Erfahrung mit häuslicher Gewalt ist: toxischer mentaler, körperlicher und sexueller Missbrauch, der langsam begann und über die Zeit hinweg eskalierte; Morddrohungen, Gaslighting und Gehirnwäsche; aufzuwachen, während der Mann, von dem ich dachte, dass er mich liebt, meinen bewusstlos geglaubten Körper vergewaltigte", berichtete Wood damals.

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Schon damals war gemutmaßt worden, um wen es sich handeln könnte, doch Wood hatte keinen Namen genannt. Bis jetzt. "Ich habe genug davon, in Angst vor Vergeltung, Verleumdung oder Erpressung zu leben", schrieb sie in dem Instagram-Post. "Ich bin hier, um diesen gefährlichen Mann zu enttarnen und die vielen Industrien, die ihn geschützt haben, bevor er noch mehr Leben ruiniert." Sie sprach zudem von "vielen Opfern, die nicht länger schweigen werden".

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Insgesamt vier Frauen erheben Vorwürfe gegen Manson

Gemeinsam mit Wood erhoben mindestens vier weitere Frauen, darunter die Models Sarah McNeilly und Ashley Lindsay Morgan, schwere Vorwürfe gegen den Musiker. Sie werfen Manson sexuellen Missbrauch bis hin zur Vergewaltigung vor, außerdem Manipulation, erzwungenen Drogenkonsum, Einschüchterung, körperliche Gewalt und Todesdrohungen.

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Mansons Plattenlabel distanzierte sich daraufhin von dem Schockrocker. "Angesichts der verstörenden Vorwürfe von Evan Rachel Wood und anderen Frauen heute, die Marilyn Manson als Missbrauchstäter bezeichnen, stellt Loma Vista mit sofortiger Wirkung die Werbung für sein jetziges Album ein", teilte das US-Label am Montag auf Twitter mit. Die Firma werde auch zukünftig nicht mehr mit Manson zusammenarbeiten, hieß es weiter. Loma Vista Recordings hatte im Herbst das Manson-Album "We Are Chaos" herausbracht.

Sängerin Phoebe Bridges: "Manson sagte, er habe einen 'Vergewaltigungsraum'

Einen weiterer Vorwurf erhob am Freitag die Sängerin Phoebe Bridges gegen Manson. In einem Tweet erzählt sie von einer Erfahrung, die sie als Teenagerin in Mansons Haus gemacht habe: "Ich war ein großer Fan. Er bezeichnete einen Raum in seinem Haus als den 'Vergewaltigungsraum'. Ich habe aufgehört, ein Fan zu sein."

Bridges stehe zu allen, die sich gemeldet haben. Gleichzeitig wirft sie Mansons Label, seinem Management und seiner Band vor, schon lange davon gewusst zu haben. In Richtung Mansons Label, dass sich vom Musiker distanziert hatte, schrieb sie: "Sich jetzt zu distanzieren und so zu tun, als sei man schockiert und entsetzt, ist verdammt erbärmlich."

Am Freitag reagierte auch Mansons wohl berühmteste Ex-Frau auf die Anschuldigungen. Die Tänzerin und Unternehmerin Dita von Teese schrieb auf Instagram, dass die Erfahrungen anderer Frauen mit Manson nicht die ihren gewesen seien. Sie habe Manson verlassen, weil er untreu gewesen sei und Drogen genommen habe. Gleichzeitig ermutigte sie aber alle Frauen, die in einer Beziehung missbraucht worden seien, sich Hilfe zu suchen und die Schritte hin zur vollständigen Heilung zu gehen.

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Manson reagiert auf Missbrauchsvorwürfe

Am Montagabend reagierte Manson auf die Missbrauchsvorwürfe. Seine Kunst und sein Leben seien schon lange "Magnete für Kontroversen", aber die jüngsten Behauptungen über ihn seien „schreckliche Verfälschungen der Realität“, schrieb der Musiker auf Instagram.

Seine intimen Beziehungen mit gleichgesinnten Partnerinnen seien immer einvernehmlich gewesen. Dies sei die Wahrheit, egal wie andere nun die Vergangenheit verzerren würden, führte Manson weiter aus. Am Ende werden wohl Gerichte entscheiden, welche der beiden Seiten glaubwürdiger ist. (bef/te/dpa)

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