New York. Die 63-Jährige eröffnete die MTV Video Music Awards. Es war der 40. Jahrestag des Senders. Etwa genauso lang dauert Madonnas Karriere.

Mumm hat sie. Vor Millionen Zuschauern aufzutreten, die eigentlich Justin Bieber (27) oder Billie Eilish (19) sehen wollen, und sich auf den halb nackten Popo starren zu lassen – da gehört was zu. Als Überraschungsgast eröffnete Madonna (63) am Montagabend die MTV Video Music Awards in New York und trug ein maximal knappes Leder-Outfit irgendwo zwischen Sexclub und Fetisch-Dienstmädchen.

Es war der 40. Jahrestag des Musiksenders, vor fast 40 Jahren begann Madonna ihre Karriere. Beide profitierten lange voneinander. Sender und Sängerin sind nun also in die Jahre gekommen, für junge Menschen spielen beide keine Rolle mehr. Die sind lieber bei Youtube oder Tiktok. Nur für die jährliche Verleihung schwingt sich MTV noch einmal zu Bedeutung auf.

Erste Preisverleihung: Madonna springt aus Torte und singt „Like A Virgin“

Doch beide sind noch da, MTV genauso wie Madonna. „Damals haben alle gesagt, dass wir nicht durchhalten. Aber es gibt uns noch immer, ihr Scheißkerle“, ließ Madonna auf der Bühne des Barclays Center in Brooklyn wissen.

Bei der allerersten Preisverleihung 1984 ist Madonna noch ein Pop-Sternchen. Sie springt im Brautkleid aus einer Torte, singt „Like A Virgin“, wälzt sich auf dem Boden, verliert einen Schuh, lässt erkennen, dass sie Strapse trägt. „Deine Karriere ist vorbei“, schnauzt ihr damaliger Manager Freddy DeMann sie hinter der Bühne an. Es kommt anders.

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Madonna gilt als erledigt – und berappelt sich

1990 führt sie kostümiert als Marie Antoinette mit ihren Tänzern eine schwülstige Rokoko-Fantasie zu „Vogue“ auf. Die Performance gilt bis heute als eine der besten in der Geschichte der MTV Awards. Der Sender und die Sängerin sind auf dem Höhepunkt, Madonna ist mit 32 die Königin des Pop. Von nun an will man ihren Kopf. Als sie 1993 die MTV Awards mit einer lesbischen Marlene-Dietrich-Nummer zu einem Playback von „Bye Bye Baby“ eröffnet, gähnt das Publikum. Es will Pearl Jam sehen oder Lenny Kravitz.

Madonna gilt als erledigt – und berappelt sich: 1995 landet sie mit der Ballade „Take A Bow“ ihren größten US-Hit. 2003 stellt sie bei den MTV Awards ihren Auftritt von 1984 nach. Nur ist sie diesmal der Bräutigam, ihre Bräute sind die Pop-Prinzessinnen Britney Spears und Christina Aguilera. In Parodien fällt ihr das Gebiss vor dem Kuss heraus. Da war sie 45.

Madonna (l.) darf 2003 die Braut Christina Aguilera küssen.
Madonna (l.) darf 2003 die Braut Christina Aguilera küssen. © WireImage | KMazur

„Über mein Alter wird immer wieder etwas Entwürdigendes gesagt. Warum wird das akzeptiert?“, klagt sie 2015. Madonna klagt nicht nur, sie kämpft, gegen Altersdiskriminierung und gegen das Altern. Ganz klar lässt sich das bei ihr nicht voneinander unterscheiden.

Madonna heute: Junger Freund und Marihuana

Hat man geglaubt, eine wie sie würde die äußerlichen Folgen der Jahre auf sich sitzen lassen? Doch Frauen ernten für Falten genauso Häme wie für die Maßnahmen dagegen. Nach einem wackeligen Auftritt beim Eurovision Song Contest 2019 denkt man, sie würde nun blamiert abdanken. Stattdessen geht sie auf Tour, färbt sich die Haare bunt, raucht Marihuana mit ihrem neuen Freund, Tänzer Ahlamalik Williams (27). Und im vergangenen Juli erneuert die sechsfache Mutter für zig Millionen ihren Plattenvertrag mit Warner.

„Haltet den Mund, ihr Miststücke“, schimpfte sie kürzlich bei Ins­tagram, als über ihre Eingriffe spekuliert wurde. „Ich sehe aus, wie ich aussehen will, ist das klar?“ Fluchen kann sie. In puncto Gelassenheit und Selbstironie könnte sie noch von einer Älteren lernen: Cher (75). „Und was macht eure Oma heute so?“, fragte sie 2019 in Netzstrumpfhose und mit Perücke beim Berlin-Konzert ihr Publikum.