Los Angeles. Überraschende Wende in Britney Spears' Vormundschaftsstreit: US-Medien zufolge will ihr Vater Jamie Spears als Vormund zurücktreten.

Überraschende Wende im Gerichtsstreit um Britney Spears: Nach 13 Jahren hat Jamie Spears, der Vater der Popsängerin, angekündigt, als Vormund seiner Tochter zurücktreten zu wollen. Dies solle „zum richtigen Zeitpunkt“ geschehen, heißt es in dem am Donnerstag beim Superior Court in Los Angeles eingereichten Dokument. Die Anwälte des 69-Jährigen führen darin weiter aus, dass ein „ordnungsgemäßer Übergang“ zur Einsetzung eines neuen Vormunds Bedingung sei. Als Grund für sein Einlenken gab er den „öffentlichen Streit“ an.

Jamie Spears hatte die Vormundschaft 2008 nach einem psychischen Zusammenbruch seiner Tochter übernommen. Seit Jahren kämpft Britney Spears dagegen an. „Ich habe Angst vor meinem Vater“, hatte sie zuletzt unter Tränen vor Gericht erklärt.

Britney Spears' Vormundschaft: Nachricht sorgt für Jubel

Bei ihren Unterstützern sorgte die Nachricht weltweit für Jubel. „Das war überfällig“, twitterte Unternehmerin Paris Hilton. #FreeBritney heißt die Bewegung, die sich für die Freiheit der 39-Jährigen einsetzt. Dabei handelt es sich nicht um einen Haufen Spinner, sondern um gut organisierte Aktivisten. Auch Menschenrechtsverbände und Prominente wie Cher, Madonna oder Miley Cyrus schalteten sich ein.

Der öffentliche Druck hatte Konsequenzen. Im Juni durfte Spears erstmals einen eigenen Anwalt engagieren: Der aggressiv auftretende Mathew Rosengart vertrat bereits Steven Spielberg und Sean Penn. Er wertete die jüngste Entwicklung als großen Sieg für seine Mandantin. Jamie Spears solle allerdings sofort als Vormund abtreten. Lesen Sie dazu: Vor Gericht - So kämpft Britney Spears um ihre Freiheit

Das ist der Grund für den Rücktritt

Die Anwälte von Jamie Spears betonten, dass der Vater von Anfang an im besten Interesse der Tochter gehandelt habe. Es gebe keine eigentlichen Gründe, Spears als Vormund zu entfernen, heißt es in den Gerichtsunterlagen. Er sei aber zur Zielscheibe „ungerechtfertigter“ Angriffe geworden und wolle einen öffentlichen Kampf mit seiner Tochter um die Vormundschaft vermeiden. Er habe seine Tochter gerettet, als sie dringend Hilfe benötigt habe. Sie sei in finanzieller Not gewesen und wäre damals von „Räubern manipuliert“ worden.

Auch gegen seine Ex-Frau Lynne, die ihre Tochter zuletzt öffentlich unterstützte, wetterte Jamie Spears. Anstatt ihn zu kritisieren, solle sie lieber dankbar sein, dass er jahrelang rund um die Uhr für Spears dagewesen sei – ob im Alltag oder bei Notfällen. „Lynne war in den letzten 13 Jahren kaum beteiligt am Leben von Frau Spears“, behauptet er.

Vormundschaftsstreit: Britney Spears' Anwalt reagiert auf Rücktritt

Wie Jamie Spears das Leben seiner Tochter kontrollierte, recherchierte der preisgekrönte Autor Ronan Farrow in einer Reportage im „New Yorker“. So entließ Spears die Lieblingshausangestellte seiner Tochter. Überhaupt entfernte er alle Personen aus ihrem Umfeld, denen sie vertraute. „Jeder, der für sie arbeitet, muss von nun an an mir vorbei“, soll er laut einer Zeugin bestimmt haben. Er beschimpfte die Sängerin als Hure und schlechte Mutter. Lynne habe hilflos reagiert: „Gehorche Daddy, und sie lassen dich wieder gehen“, riet sie ihrer Tochter. Lesen Sie ebenfalls: Britney Spears vor Gericht: "Dachte, sie wollen mich töten"

Anwalt Rosengart verurteilt die jüngsten Aussagen von Jamie Spears. „Wir sind enttäuscht, dass Herr Spears mit seinen schändlichen und verwerflichen Attacken gegen Frau Spears und andere fortfährt“, teilte er mit. Der Fall ist für ihn noch nicht erledigt – man wolle untersuchen, wie Jamie Spears 13 Jahre lang Millionen aus den Vermögen seiner Tochter abzweigte. „Anstatt falsche Anschuldigungen zu machen und auf billige Weise gegen seine eigene Tochter zu schießen, sollte Herr Spears besser ruhig sein und augenblicklich zurücktreten.“

2007 war Spears im Zuge ihrer Scheidung und angesichts von Drogenexzessen das Leben entglitten. Nachdem sie das Sorgerecht für ihre beiden kleinen Söhne verlor, erlitt sie einen Nervenzusammenbruch. Jamie Spears verwaltete von nun an das Vermögen und private Anliegen seiner Tochter. Um die persönlichen Belange der Sängerin, darunter medizinische Anliegen, kümmert sich inzwischen als Mitvormund Jodi Montgomery.

Die Ex-Assistentin soll das Amt wohl komplett übernehmen. Denn ein selbstbestimmtes Leben wird Spears noch nicht führen. An welcher psychischen oder neurologischen Krankheit sie leidet, wird unter Verschluss gehalten. Es ist das letzte Rätsel in einem seit fast 30 Jahren öffentlichen Leben. Mehr zum Thema: Vor Gericht: Britney Spears rechnet mit ihrer Familie ab