Los Angeles. Britney Spears feiert einen kleinen Erfolg vor Gericht. Sie darf ihren Anwalt wählen – der geht sofort scharf in die Offensive.

Sie ist Bühnenauftritte vor Zehntausenden gewohnt, wenn sie in Talkshows sitzt, schauen Millionen zu. Doch als Britney Spears jetzt in einen Gerichtssaal in Los Angeles zugeschaltet wird, ist sie nervös, aufgewühlt, rattert fahrig ihren Text hinunter. Denn diese Anhörung ist keine weitere Show für den Weltstar: Seit 2008 steht die Sängerin unter der Vormundschaft ihres Vaters Jamie Spears, seit Jahren kämpft sie juristisch dagegen an.

„Ich bin hier, um von meinem Vater loszukommen“, verliest sie in ihrem rund zehnminütigen Plädoyer. „Ich fühle mich bedroht und ich sollte nicht bedroht werden. Ich habe Angst vor meinem Vater.“ Sie sei es leid, dass zum millionsten Mal ihr Verstand infrage gestellt werde. „Ich dachte, sie versuchen mich zu töten“, erinnert sie sich an die erste Zeit ihrer Vormundschaft. „Wenn das kein Missbrauch ist, dann weiß ich nicht, was es ist.“ Immer wieder schluchzt sie. Am Ende weint sie gut eine Minute lang. Es ist ihre zweite öffentliche Stellungnahme. Lesen Sie dazu: Vor Gericht – So kämpft Britney Spears um ihre Freiheit

Britney Spears: Sie will weg vom Vater

Mit „sie“ meint sie ihren Vater, seine Anwälte und seine Assistenten, für deren Honorare sie absurderweise aufkommen muss – Jamie Spears hatte bis vor Kurzem auch die Kontrolle über ihre Finanzen. „Sie“ stahlen ihrer Aussage nach ihren Kaffee, ihre Vitamintabletten, ihre Autoschlüssel, nachdem sie ein Knöllchen kassiert hatte. Einen Teilsieg hatte Spears bereits erlangt: Für ihre persönlichen Belange ist inzwischen Jodi Montgomery zuständig. Sie war Spears’ Assistentin, ihr vertraut sie. Dem Gericht sagte Spears nun auch, Montgomery als Vormund ginge in Ordnung für sie. Ihr erklärtes Ziel ist also nicht die völlige Freiheit. Sie will weg vom Vater.

Dessen Anwältin sagte, Spears mache ihren Vater fälschlich für alles verantwortlich, was in ihrem Leben schieflaufe. Womöglich wiegele Montgomery die 39-Jährige gegen ihn auf.

Bei der letzten Anhörung hatte Spears gesagt, dass sie sich ein Kind von ihrem Freund Sam Asghari (27) wünsche, ihr Vater sie aber zur Verhütung zwinge. Auf Instagram teilte sie kürzlich ein Bild von einem gemeinsamen Wandertag. „Er sieht so sehr nach Vater aus“, schrieb sie über ihren Lebensgefährten, ein Fitness-Influencer, den sie 2016 bei einem Videodreh kennenlernte. Ihr Vater behauptete nun, Co-Vormund Montgomery setzte seiner Tochter diese Ideen in den Kopf. Spears hat bereits zwei Söhne (15 und 14).

Punktsieg für Britney

Am Mittwoch nun errang Spears einen weiteren Punktsieg: Erstmals darf sie ihren Anwalt selbst wählen. Und der war auch gleich vor Gericht: Mathew Rosengart gilt in Hollywood als harter Hund. Er vertrat schon Steven Spielberg und Sean Penn. „Ich werde mich schnell und aggressiv dafür einsetzen, Jamie Spears abzusetzen“, stellte er klar. „Wenn er seine Tochter wirklich lieben würde, würde er heute als ihr Vormund zurücktreten.“

Es gibt aber auch Stimmen, die den Vater für das kleinere Übel halten. In Wahrheit sei es ihr Freund Asghari, der die 60 Millionen Dollar schwere Sängerin manipuliere. Außerdem verberge sich hinter der Vormundschaft eine ernste Diagnose, die zu erfahren die Öffentlichkeit kein Recht habe. „Es ist so verdammt unverantwortlich, einfach zu sagen: ‘Lasst sie tun, was sie tun will’“, so ein Mitglied ihres Teams zum Magazin „New Yorker“. Auch eine Anwältin von Spears’ Co-Vormund Montgomery sagte vor Gericht: „Es ist kein Geheimnis, dass wir es mit einer psychisch kranken Person zu tun haben.“ Doch auch die Ärzte hätten dazu geraten, den Vater sofort von seiner Aufgabe zu entbinden.