Berlin. Autorin Elke Heidenreich wehrt sich vehement gegen das Gendern: “Das kann ich überhaupt nicht haben, dass man die Sprache so verhunzt.“

Geschlechtergerechte Sprache ist aktuell in aller Munde - wenn auch nicht ausschließlich von Befürwortern. Mit dem sogenannten Gendern werden Ausdrücke formuliert, die - anders als das generische Maskulinum - beide Geschlechter sichtbar machen. Ein Beispiel ist die Form Ärzt*innen. Allerdings trifft das Gendern auch auf Kritik, nicht zuletzt von Elke Heidenreich.

Im "Kölner Stadtanzeiger-Talk mit K" spricht sich die Autorin gegen die neue Schreibweise mit einem Genderstern aus. "Grauenhaft, wenn ich das schon höre, diese Sprache. [...] Das ist alles ein verlogener Scheißdreck. Das kann ich überhaupt nicht haben, dass man die Sprache so verhunzt", sagt die 78-Jährige.

Elke Heidenreich: Gendern ist "feministisches Getue"

Als Beispiel für ihre Sichtweise führt die Bestseller-Schriftstellerin den berühmten Werbeslogan für Arzneimittel auf: "Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen sie Ihren Arzt oder Apotheker" - daraus "Ärzt*innen" und "Apotheker*innen" zu machen, sei absolut unnötig.

"Wenn ich Künstler sage, meine ich alle Künstler, die Künstler sind - auch die Frauen. Dieses feministische Getue in der Sprache geht mir furchtbar gegen den Strich", sagt Heidenreich. Ihrer Ansicht nach sei eher die Schreibweise mit Gendersternchen abwertend - da die Geschlechter von vornherein voneinander abgegrenzt werden und so Vorurteile aufkommen könnten.

Verwende man "Ärzte" für eine Gruppe von Männern und Frauen, liege der Fokus auf der Bedeutung des Begriffs an sich. Ob ein Arzt oder eine Ärztin sie untersucht - oder ob ein Mann oder eine Frau hinter einem Kunstobjekt steckt, sei ihr zunächst egal. Im Fokus stehe im ersten Augenblick nur: Jemand ist medizinisch ausgebildet oder jemand ist künstlerisch begabt, und zwar unabhängig vom Geschlecht.

"Dann kann man immer noch sehen, hat eine Frau gemacht, hat ein Mann gemacht", meint Heidenreich und bezeichnet das Gendern aus diesem Grund als "hysterisch". "Ich finde das ganz schrecklich und bin vehement dagegen und lade gern den Zorn der ganzen Nation auf mich, das ist mir vollkommen egal. Ich werde das niemals sagen", betont Heidenreich.

Diskriminierende Literatur anpassen? Heidenreich ist dagegen

Dennoch dulde die Moderatorin keine Willkür in der Sprache, keine herabwürdigenden, diskriminierenden oder beleidigenden Worte. Das Argument, dass sich historisch gesehen die männliche Form durchgesetzt hat und damit bis heute ein Machtunterschied zwischen Männern und Frauen suggeriert werden könnte, ist für Heidenreich dagegen unverständlich. Die gängigen Sprachformen anzupassen sei unnötig. Genauso das Verändern von alter Literatur, um es modernen, politisch korrekten Sprachformen anzupassen.

So sollten Kinderbücher mit diskriminierenden Ausdrucksweisen inhaltlich nicht angepasst, sondern als historische Dokumente gesehen werden. In solchen Fällen reiche ein neues Vorwort, um Kinder darauf hinzuweisen, dass bestimmte Begriffe heute nicht mehr verwendet werden sollten. Als Beispiel nennt sie den "Südseekönig" in Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren. (day)