Berlin. Brasilien verweigert dem russischen Corona-Vakzin Sputnik V die Zulassung. In Proben sind vermehrungsfähige Viren entdeckt worden.
Noch prüft die Europäische Arzneimittelbehörde, ob das Corona-Vakzin Sputnik V in der EU zugelassen wird. Die Neuigkeiten aus Brasilien dürften dem laufenden Verfahren eventuell einen Dämpfer verpassen – oder zumindest die Kontrolleure zum Nachdenken zwingen. Die brasilianische Aufsichtsbehörde hat die Zulassung für den russischen Impfstoff verweigert und dies mit fehlenden Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit begründet.
Doch damit nicht genug: Die Behörde Anvisa, die für die Untersuchungen zuständig ist, kritisiert nicht nur einen Mangel an wissenschaftlichen Erkenntnissen zu dem Vakzin, sondern teilte auch mit, dass Labore in jeder untersuchten Probe von Sputnik V vermehrungsfähige Viren gefunden hätten.
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Sputnik V: Kann der Corona-Impfstoff krank machen?
Der Anvisa-Leiter Gustavo Mendes sagte gegenüber dem Fernsehsender CNN Brasilien: "Der Impfstoff hat das Potenzial, ein genetisch verändertes Adenovirus zu erzeugen, dessen Reaktionen im menschlichen Körper und dessen potenzielle Risiken nicht bekannt sind." Man habe daher anhand der Daten aus Russland nicht final klären können, ob der Impfstoff sicher ist.
Sputnik V ist, so wie beispielsweise der Impfstoff von Astrazeneca, ein Vektorimpfstoff. Bei einer solchen Impfung transportieren ungefährliche, inaktive Viren die Bauanleitung für die sogenannten Spike-Proteine, mit denen der Erreger des Coronavirus an menschliche Zellen andockt, in den Körper. Das Immunsystem erkennt dieses eingeschleuste Erbgut als Fremdkörper und bildet selbst Antikörper und andere Abwehrzellen gegen ihn.
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Corona-Impfung: Wichtiges Gen bei Sputnik V nicht gelöscht
Bei den Vektor-Impfstoffen werden standardmäßig die Gene E1 und E3 gelöscht und damit unschädlich gemacht. Dies scheint aber bei den untersuchten Proben von Anvisa nicht der Fall gewesen zu sein. Das benutzte Trägervirus "Adenovirus 5" war in jener Sputnik-Charge wohl noch aktiv und könnte sich somit im Körper einfach vervielfältigen.
Das könnte gerade für Menschen mit schwacher Immunabwehr gefährlich werden. Denn sie erhalten den Krankheitserreger quasi direkt per Spritze und können so erkranken, warnt die US-Virologin Dr. Angela Rasmussen vom Center for Global Health Science and Security der Georgetown University auf Twitter.
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Streit um Sputnik V – Klage gegen brasilianische Aufsichtsbehörde
Der Entwickler des russischen Impfstoffs Sputnik V hat nun eine Verleumdungsklage gegen die brasilianische Aufsichtsbehörde angekündigt. Anvisa habe "wissentlich falsche und unzutreffende Informationen" über den Impfstoff verbreitet, schrieb der russische Hersteller am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Brasilien hatte seine Impfkampagne gegen das neuartige Coronavirus im Januar begonnen und dafür das Vakzin von Astrazeneca und das chinesische Präparat Coronavac genutzt. In der vergangenen Woche verkündete die Regierung, sie habe zehn Millionen Dosen von Sputnik V bestellt. Überdies hatten rund ein dutzend Bundesstaaten den Import des russischen Vakzins beantragt und bereits entsprechende Verträge über den Erwerb von mehr als 30 Millionen Impfdosen unterschrieben.
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Am Montag gab Brasilien dann neben einem Einfuhrverbot für Sputnik V bekannt, auch 100 Millionen Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs sowie 38 Millionen Impfstoffdosen beim US-Pharmakonzern Johnson & Johnson geordert zu haben. Welche Informationen bezüglich Sputnik V fehlten, teilte Anvisa nicht mit.
Russland hatte seinen Corona-Impfstoff im Sommer vergangenen Jahres zugelassen – noch bevor die klinischen Studien abgeschlossen waren. Dies hatte mit Blick auf die Wirksamkeit des Vakzins international Skepsis ausgelöst. Mittlerweile ist das Vakzin in dutzenden Ländern zugelassen. Laut einer im angesehenen Fachblatt "The Lancet" veröffentlichten Studie hat Sputnik V eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent gegen Corona-Infektionen mit Symptomen.
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Zuletzt stritt sich Russland mit der Slowakei über Sputnik-Chargen. Die slowakische Arzneimittelbehörde hatte Zweifel an der Sicherheit einer nach Bratislava gelieferten Menge des russischen Corona-Impfstoffs geäußert. Die Charge habe "nicht die gleichen Merkmale und Eigenschaften" wie jene Chargen, deren klinische Testergebnisse in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht worden waren, erklärte die Behörde vor zwei Wochen.
(bml mit dpa)
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