Berlin/Paris. Nach dem Überfall auf den Ex-Adidas-Besitzer Bernard Tapie und seine Frau sind die Franzosen entsetzt. Die Täter gingen brutal vor.

Sein linkes Auge ist blutunterlaufen, er hat Schürfwunden an Wangen und Lippen. Das Gesicht seiner Frau ist ebenfalls gezeichnet von harten Schlägen. Nase und Mundpartie sind rot: Nach dem Überfall auf den früheren Adidas-Besitzer Bernard Tapie und seine Frau zeigen sich die Franzosen entsetzt. Die Täter seien „mit extremer Gewalt“ vorgegangen, sagte Guy Geoffroy, der Bürgermeister von Combs-la-Ville. Hier, nahe Frankreichs Hauptstadt, befindet sich die Villa einer der schillernsten Figuren Frankreichs.

Ex-Adidas-Besitzer Tapi: Ehepaar wurde gefesselt und geschlagen

Die Verbrecher seien äußerst brutal vorgegangen, berichtete auch Tapies Sohn Stéphane dem französischen Fernsehsender BFM. Das Ehepaar „wurde mit Lampen angeleuchtet und so geweckt, gefesselt und verprügelt“. Der 78-jährige Tapie hätte bereits geschlafen, als vier vermummte und schwarz gekleidete Diebe am Ostersonntag kurz nach Mitternacht bei ihnen eingedrungen seien, heißt es aus Ermittlerkreisen.

Es sei ein Albraum gewesen: Die Einbrecher hätten das Ehepaar immer wieder geschlagen. Dominque Tapie, die an den Haaren gezogen worden sei, habe nervenstark reagiert und sich befreien können. Dann sei sie zu den Nachbarn gelaufen, die die Polizei riefen. Die Einbrecher, die wohl einen Safe suchten, den es nicht gab, sind mit mehreren Wertsachen geflüchtet, so die Polizei. Dominique Tapie musste im Krankenhaus behandelt werden. Es gehe den beiden aber den Umständen entsprechend gut, sagte Geoffroy.

Lesen Sie auch:Corona-Maßnahmen: Wut auf Adidas wegen Mietenstopp

Gerichtsprozess wegen Veruntreuung öffentlicher Mittel

Tapie – in Frankreich ein höchst umstrittener Manager und Ex-Politiker – ist in Deutschland vor allem als ehemaliger Adidas-Besitzer bekannt. Zuletzt machte er Schlagzeilen wegen eines Gerichtsprozesses wegen Veruntreuung öffentlicher Mittel. Der frühere Chef des Fußballclubs Olympique Marseille hatte sich beim Verkauf von Anteilen am deutschen Sportartikelhersteller Adidas Anfang der 1990er Jahre von der Staatsbank Crédit Lyonnais geprellt gesehen und geklagt. In einem Schiedsverfahren bekam Tapie 2008 mehr als 400 Millionen Euro Entschädigung zugesprochen. Tapie soll dabei seine politischen Beziehungen spielen gelassen haben. Der Schiedsspruch wurde später aber von einem Zivilgericht aufgehoben.

Manager, Ex-Politiker - und eine der schillernsten Persönlichkeiten Frankreichs: Bernhard Tapie
Manager, Ex-Politiker - und eine der schillernsten Persönlichkeiten Frankreichs: Bernhard Tapie © AFP | BERTRAND GUAY

Vorwürfe von Veruntreuung staatlicher Gelder

Tapie hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Er war 2019 von den Vorwürfen des Betrugs und der Veruntreuung staatlicher Gelder freigesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte dagegen Berufung eingelegt. Der Berufungsprozess soll im Mai beginnen – er war wegen Tapies Gesundheitszustand zuletzt verschoben worden, der 78-Jährige leidet an einer Krebserkrankung.

Tapie, der unter dem sozialistischen Präsidenten François Mitterrand in den 90er Jahren Minister für Städtebau war, gilt zudem als verantwortlich für einen der größten Skandale der europäischen Fußballgeschichte: Wegen der Schmiergeldaffäre um den Verein Olympique Marseille, den er 1986 gekauft hatte, wurde er Ende 1995 zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. (mit dpa)

Lesen Sie auch:Vermieter sauer: Deichmann, H&M und Adidas zahlen nicht mehr