Paris. Tausende Menschen in Frankreich sprechen über ihre Missbrauchserfahrungen im Kindesalter. Die Regierung plant eine Gesetzesänderung.

Sei es der bekannte Schauspieler Richard Berry, der renommierte Politologe Olivier Duhamel, der Vorsitzende des französischen Filmförderfonds Dominique Boutonnat, der Fernsehproduzent Gérard Louvin oder der ehemalige Präsidentschaftskandidat François Asselineau - seit Jahresbeginn vergeht kaum ein Tag in Frankreich, ohne dass sich die Liste prominenter Personen verlängert, gegen welche die Justiz Ermittlungen wegen Inzest, Pädophilie oder sexueller Nötigung einleitet. Der Grund ist ein Aufstand der Opfer, die auf einmal und in ständig wachsender Zahl den Mut finden, ihre Missbrauchserfahrungen öffentlich zu machen oder gar Anzeige zu erstatten.

Es war das jüngst von der 45-jährigen Juristin Camille Kouchner veröffentlichte Buch "La familia grande", welches zu dem Dammbruch führte und eine regelrechte Lawine der Enthüllungen ins Rollen brachte. Die Tochter Bernard Kouchners, dem früheren französischen Außenminister und Mitbegründer der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen", schildert darin ausführlich, wie sich ihr Stiefvater Olivier Duhamel mindestens zwei Jahre lang an ihrem damals minderjährigen Zwillingsbruder vergangen hat.

Frankreich, Paris: Ein Mann liest das Buch
Frankreich, Paris: Ein Mann liest das Buch "La Familia Grande" von Camille Kouchner. © Thomas Samson/AFP/dpa