Berlin. “Lockdown“ ist in der Corona-Pandemie ein zentraler Begriff – und sogar der “Anglizismus des Jahres“. Doch was bedeutet er eigentlich?

  • Lockdown ist seit Beginn der Corona-Pandemie ein zentraler Begriff in unserer Alltagssprache
  • Das Wort ist jetzt sogar zum "Anglizismus des Jahres 2020" gewählt worden
  • Doch was bedeutet Lockdown eigentlich?

Manchmal haben genau die Dinge, die wir als selbstverständlich ansehen, eine interessante Geschichte. Beispielsweise Sprache. Wir benutzen sie jeden Tag, ohne darüber nachzudenken, welchen Ursprung die Wörter haben.

Doch ab und an gibt es auch im sprachlichen Bereich Trends, die die Neugier der Menschen auf linguistische Ursprünge wecken. Wie etwa beim Lockdown – ein Wort, das vor kurzem nicht Teil unseres täglichen Sprachgebrauchs war, wir aber inzwischen fast täglich benutzen. Sozusagen ein Shooting Star unter den Wörtern.

Lockdown ist so populär, dass das Wort zum "Anglizismus des Jahres 2020" gewählt wurde. Platz zwei teilen sich die (Corona-bezogenen) Begriffe Social Distancing, Superspreader, Homeoffice, Homeschooling und Shutdown. Seit 2010 würdigt die unabhängige Initiative "Anglizismus des Jahres" jährlich den "positiven Beitrag des Englischen zur Entwicklung des deutschen Wortschatzes", wie es auf der Website heißt.

Woher kommt das Wort "Lockdown" und was bedeutet es?

Lockdown ist ein englisches Wort und bedeutet auf deutsch "Ausgangssperre" – auch wenn die Wörter im Deutschen nicht unbedingt synonym benutzt werden. Innerhalb eines Lockdowns gibt es zumindest im aktuellen Sinne diverse Abstufungen, von Ausgangsbeschränkungen und Schließungen von bestimmten Bereichen bis hin zur kompletten Ausgangssperre.

Das Wort Lockdown wird in seiner heutigen Bedeutung noch nicht lange benutzt. Mitte der 1970er Jahre wurde der Begriff erstmals für den Zelleneinschluss von Gefangenen verwendet. Daraus entstand die Verwendung des Wortes als Teil eines Sicherheitsprotokolls für Notfälle, bei dem Menschen dazu auffordert werden, zu Hause zu bleiben.

Noch viel besser wird das Wort im Zusammenhang mit lockern. Die Kombination der Wörter stellt nämlich in Aussicht, dass die Corona-Beschränkungen runtergefahren werden. Und dazu teilen sich Lockdown und lockern auch noch dieselbe erste Silbe. Könnte es sogar sein, dass die Begriffe aus der gleichen Wortfamilie stammen – auch wenn die gegensätzliche Bedeutungen haben?

Gibt es eine Verbindung zwischen "Lockdown" und "lockern"?

Zuerst zum deutschen Wort lockern. Der Gebrauch von locker lässt sich laut Duden erst ab dem 15. Jahrhundert belegen. Vermutlich hängt es mit den Wörtern Lücke und Loch zusammen. Im Gegensatz zu heute bezog sich das Wort Loch, abgeleitet von der indogermanische Wurzel *leug mit der Bedeutung "biegen, winden, drehen", wahrscheinlich auf eine Öffnung, die sich wieder schließen ließ. Daher stammt wohl auch die Bezeichnung Loch für Gefängnis.

Da sich sowohl die englische als auch die deutsche Sprache aus dem Indogermanischen entwickelt haben, hat sich auch im Englischen ein Wort aus der Wurzel *leug entwickelt – lock. Hier entwickelten sich das Substantiv lock zu Verschluss, Schluss und das gleichlautende Verb to lock zu verschließen, absperren – also eine ähnliche Bedeutung wie Loch. Hängt nun also locker mit Loch zusammen, gibt es tatsächlich eine Verbindung zwischen locker und Lockdown – auch wenn die Begriffe heutzutage gegensätzliche Bedeutungen haben.