Berlin. Viele Jahre war der Elefant Kavaan angekettet und einsam. Doch nun hat das Tier endlich ein neues Zuhause unter Artgenossen gefunden.

Damit haben die Tierschützer nicht gerechnet: Kavaan, der „einsamste Elefant der Welt“, zeigt in seinem neuen Zuhause in einem Wildpark in Kambodscha wahre Kontaktfreude: Schon nach wenigen Tagen streckt er zutraulich seinen Rüssel in Richtung eines Artgenossen. Und der Kollege grüßt zurück. Besser kann es nicht laufen.

„Der erste Kontakt mit einem Elefanten seit acht Jahren – das ist ein großer Moment für Kavaan, sagt Martin Bauer, Sprecher der in Österreich ansässigen Tierschutzgruppe „Vier Pfoten“, die Kaavan monatelang auf seine Umsiedlung aus dem „Horrorzoo“ in Pakistan vorbereitet hatte.

Einsames Tier: Elefant lebt seit 2012 allein in Horror-Zoo

„Kavaan bekommt endlich die Chance, ein artgerechtes und friedliches Leben zu leben.“ Sobald die Pflicht-Quaräntane im Schutzgebiet des Cambodia Wildlife Sanctuary vorbei ist, kann der 35-jährige Bulle seinen Wirkungskreis noch weiter ausbauen.

Kaavan, der international Schlagzeilen gemacht hat, war 1985 als Baby in den Marghazar-Zoo in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad gekommen. Der Zoo verfiel, die Pfleger kümmerten sich schlecht um die Tiere. Seit dem Tod einer Elefantenkuh im Jahr 2012 lebte Kavaan alleine in seinem beengten, baum- und schattenlosen Gehege, war die meiste Zeit angekettet.

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Tierschützerin: Elefant Kavaan ist verhaltensgestört

„Er ist verhaltensgestört“, erklärt die „Vier-Pfoten“-Tierschützerin Katharina Braun gegenüber unserer Redaktion. „Er schwingt stundenlang mit dem Kopf hin und her, weil er sich jahrelang gelangweilt hat. Elefanten sind sehr soziale Tiere.“

Selten zuvor haben Menschen so einen Aufwand betrieben, um einen einzelnen Elefanten zu retten. Monatelang war ein Team von „Vier Pfoten“ in Islamabad, um Kaavan auf die Reise vorzubereiten. Der Tierarzt Amir Khalil, ein 56-jähriger Österreicher, gewann zunächst das Vertrauen des verstörten und aggressiven Tiers, indem er ihm Frank-Sinatra-Lieder vorsang.

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Flug nach Kambodscha: Cher bezahlte Transport von Elefant

Dann setzte Khalil ihn auf Diät. Langsam reduzierte er den täglichen Futterbedarf von 200 auf nur noch 30 Kilogramm Zuckerrohr. Mehrere Hundert Kilo Gewicht habe Kaavan dadurch abgenommen. Schließlich war Kaavan bereit für die Flugreise nach Kambodscha. Etwa 250.000 Euro kostete der Transport, je zur Hälfte bezahlt von „Vier Pfoten“ und der Pop-Ikone und Tieraktivistin Cher (74). Der Aufwand sei gerechtfertigt, glaubt Khalil: „Ich fühle mich verpflichtet, ihm die Möglichkeit zu geben, Elefant zu sein.“

In Pakistan haben sie sich derweil zu der Erkenntnis durchgerungen, dass der laut Katharina Braun völlig unterfinanzierte Zoo von Islamabad unzumutbar ist. In den letzten Jahren waren dort mehr als 500 Tiere als vermisst gemeldet worden. Im Internet kursiert ein Video, wie offenkundig überforderte Pfleger ein Feuer im Löwengehege legen, um die Raubkatzen in Transportboxen zu treiben – das Feuer geriet außer Kontrolle, die Löwen starben. Bald soll der Zoo geschlossen werden, befand das zuständige Gericht.

Der Senator Faisal Javed räumt ein, dass der einsame Elefant leiden musste: „Wir entschuldigen uns dafür, dass wir uns nicht gut um ihn kümmern konnten, und verabschieden uns von Kavaan.“ Der Elefant spaziert nun durch ein riesiges Schutzgebiet. Vor ihm liegen noch viele unbekümmerte Jahrzehnte.

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