Berlin. Bei einer Geiselnahme in Bayern hat ein Mann seine Ehefrau getötet und wurde von der Polizei erschossen. Die Hintergründe sind unklar.

Eine Geiselnahme mit tödlichem Ausgang hat es am Dienstagabend in Tegernsee im Landkreis Miesbach (Oberbayern) rund 50 Kilometer südlich von München gegeben. Dabei kamen ein Mann – der mutmaßliche Geiselnehmer – und seine Ehefrau ums Leben.

Der Versuch der Polizei, die 25-jährige Lebensgefährtin des Manns zu retten, scheiterte aber - die von ihrem Partner mit Messerstichen verletzte Frau starb vor Ort, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Der Präsident des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, Robert Kopp, sprach von einem sehr komplexen Geschehen, bei dem noch viele Details zu klären seien.

Tegernsee: Mann ersticht Ehefrau – Polizei erschießt den Täter

Eine Nachbarin hatte demnach wegen eines Familienstreits am Dienstagnachmittag die Polizei alarmiert. Direkt nach ihrer Ankunft hätten die Polizisten durch eine geschlossene Wohnungstür Kontakt zu dem aus Italien stammenden 46-Jährigen aufnehmen können. Dieser habe sich geweigert, die Tür zu öffnen. Er habe gefordert, seinen erwachsenen Sohn sprechen zu können und versprochen, danach die Tür zu öffnen.

Nach dem Eintreffen des Sohns gut eine Stunde später hätten beide sich kurz auf Italienisch unterhalten. Statt die Wohnung zu öffnen, sei der Mann aber aggressiv geworden, es seien Schreie der Frau zu hören gewesen. Als die Polizei die Wohnung aufgebrochen habe, sei der Mann mit der Frau über einen Balkon zur Nachbarwohnung geflohen, dabei sei auch eine Stichbewegung des Manns in Richtung seiner Frau zu sehen gewesen.

Spezialeinsatzkommando bereits auf dem Weg

Die Polizei habe daraufhin die Wohnungstür aufgebrochen, der 46-Jährige habe einen Knallkörper gezündet und damit eine starke Rauchentwicklung ausgelöst. Bei einem erneuten Zutritt in die Wohnung habe der Mann nicht auf die wiederholte Aufforderung reagiert, sein Messer wegzulegen. Er habe auch die Drohung der Polizisten ignoriert, zur Not zu schießen.

Nach Angaben des Leitenden Oberstaatsanwalts Hajo Tacke filmte die Polizei mit einer Bodycam den Einsatz. Aus den Aufnahmen gehe hervor, wie ein Polizist den 46-Jährigen wiederholt mit den Worten „leg das Messer weg, ich muss sonst schießen“ gewarnt habe - danach habe der Polizist den tödlichen Schuss abgegeben. Nach einer vorläufigen Bewertung handle es sich um eine Nothilfe, um die Frau retten zu können, und um eine Notwehrlage des Beamten. Dieser werde deshalb nicht als Beschuldigter geführt.

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Der Polizei zufolge war der 46-Jährige nicht vorbestraft. Es liefen aber noch nicht abgeschlossene Ermittlungen wegen eines früheren Falls häuslicher Gewalt.

Wie ein Polizeisprecher am Mittwochmorgen erklärte, war schon vor dem Zugriff der Streifenpolizisten ein Spezialeinsatzkommando auf dem Weg an den Tegernsee. Die Streifenbeamten betraten aber vorher die Wohnung, weil es die Situation erfordert habe.

Die Staatsanwaltschaft München II und die Kripo Miesbach ermitteln nun wegen des Tötungsdelikts gegen die Frau. Der tödliche Schusswaffengebrauch durch Polizeibeamte werde, wie in einem solchen Fall üblich, vom Bayerischen Landeskriminalamt untersucht werden, hieß es. Die Beamte wurden noch vor Ort von Seelsorge-Spezialisten betreut.

(mahe/dpa)