Oslo. Der Friedensnobelpreis geht dieses Jahr an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen. Das gab das Nobelkomitee in Oslo bekannt.

Der Friedensnobelpreis 2020 geht an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP). Das hat die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Freitag in Oslo bekanntgegeben. Das WFP wird für seinen Einsatz im Kampf gegen den Hunger und die Verbesserung der Bedingungen für Frieden in Konfliktregionen ausgezeichnet, wie die Vorsitzende des Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen, begründete.

Der Preis gilt als die renommierteste politische Auszeichnung überhaupt und ist diesmal mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro) dotiert. Im vergangenen Jahr war er an den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed gegangen, der damit vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Eritrea geehrt worden war.

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Friedensnobelpreis 2020: Mehr als 300 Nominierungen

Für Abiys Nachfolge waren mehr als 300 Kandidatinnen und Kandidaten im Rennen. 211 Persönlichkeiten sowie 107 Organisationen waren nach Angaben des norwegischen Nobelkomitees fristgerecht für den diesjährigen Preis vorgeschlagen worden.

Das entspricht der vierthöchsten Zahl an Nominierungen jemals, liegt jedoch deutlich unter dem Spitzenwert von 376 Nominierten aus dem Jahr 2016. Für die Auswahl des Preisträgers ist eine Jury zuständig, die vom norwegischen Parlament ernannt wird. Lesen Sie auch: Friedensnobelpreis 2020 – Das waren die Favoriten im Vorfeld

Die Namen der Kandidaten werden von den Nobel-Institutionen traditionell für 50 Jahre geheimgehalten. Manche werden jedoch schon vorab von denjenigen preisgegeben, die die Nominierung eingereicht haben – das dürfen unter anderen Politiker, Akademiker und frühere Friedensnobelpreisträger.

Greta Thunberg unter den Nominierten – Trump chancenlos

Im Frühjahr hatten zwei schwedische Abgeordnete bekannt gegeben, ihre junge Landsfrau Greta Thunberg und die Klimabewegung Fridays for Future aufgestellt zu haben. Abgeordnete der Linksfraktion im Bundestag hatten Wikileaks-Gründer Julian Assange sowie die Whistleblower Edward Snowden und Chelsea Manning vorgeschlagen. Eine norwegische Parlamentsfraktion hatte die Bevölkerung Hongkongs für ihren Kampf für Freiheit und Demokratie nominiert.

Ein norwegischer Abgeordneter machte zudem bekannt, US-Präsident Donald Trump für dessen Engagement für das Abkommen zwischen den Vereinten Arabischen Emiraten und Israel nominiert zu haben, allerdings für den Preis 2021. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass Trump auch für die diesjährige Auszeichnung vorgeschlagen worden ist. Experten räumen ihm keine Chancen ein.

Corona: Preiszeremonie fällt wegen Pandemie kleiner aus

Der Friedensnobelpreisträger wird im Gegensatz zu den anderen Nobelpreisträgern nicht in Stockholm, sondern in Oslo verkündet. Dort wird er am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel, eigentlich auch überreicht.

Aufgrund der Coronavirus-Pandemie ist diesmal aber unklar, ob der Preisträger nach Norwegen reisen kann oder digital zur Preisvergabe zugeschaltet wird. Die feierliche Preiszeremonie soll auch nicht wie üblich im Osloer Rathaus, sondern in deutlich kleinerem Rahmen in der Aula der Universität der Stadt stattfinden.

Nobelpreis-Saison endet Montag mit Wirtschaftsnobelpreis

Seit Montag sind bereits die Nobelpreisträger für Literatur sowie die Preisträger in den wissenschaftlichen Kategorien Medizin, Physik und Chemie verkündet worden. Unter den Auserwählten war mit dem Astrophysiker Reinhard Genzel auch ein Deutscher. Lesen Sie dazu: Physik-Nobelpreis: Forscher Reinhard Genzel im Freudenrausch

Am kommenden Montag findet noch eine weitere Bekanntgabe statt: Den Abschluss der Nobelpreis-Saison macht dann der Wirtschaftsnobelpreis, der als einziger nicht auf das Testament von Alfred Nobel zurückgeht.

Friedensnobelpreis – Das waren die Preisträger seit 2010

Der Friedensnobelpreis wurde erstmals im Jahr 1901 vergeben. Besonders kontrovers diskutiert wurde die Verleihung an den damaligen US-Präsidenten Barack Obama 2009. Seitdem gab es diese Preisträger:

  • 2019: Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed für seine Bemühungen für Frieden und internationale Zusammenarbeit und vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Eritrea.
  • 2018: Denis Mukwege (Kongo) und Nadia Murad (Irak) für ihren Einsatz gegen sexuelle Gewalt als Waffe in Kriegen und bewaffneten Konflikten.
  • 2017: Die Internationale Kampagne zur atomaren Abrüstung (Ican) für ihre Bemühungen, die Aufmerksamkeit auf die katastrophalen Folgen des Gebrauchs von Atomwaffen zu richten, sowie ihren bahnbrechenden Einsatz für einen Vertrag zum Verbot von Atomwaffen.
  • 2016: Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos für seine entschlossenen Bemühungen, den mehr als 50 Jahre währenden Bürgerkrieg in seinem Land zu beenden.
  • 2015: Das Quartett für den nationalen Dialog in Tunesien für seinen entscheidenden Beitrag zum Aufbau einer pluralistischen Demokratie in Tunesien nach der sogenannten Jasmin-Revolution 2011.
  • 2014: Malala Yousafzai (Pakistan) und Kailash Satyarthi (Indien) für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Kindern und jungen Leuten sowie für das Recht aller Kinder auf Bildung.
  • 2013: Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) für ihren Einsatz gegen die weltweit geächteten Massenvernichtungswaffen.
  • 2012: Die Europäische Union (EU) für ihren mehr als sechs Jahrzehnte währenden Beitrag für Frieden, Demokratie und Menschenrechte in Europa.
  • 2011: Ellen Johnson-Sirleaf und Leymah Gbowee (beide Liberia) sowie Tawakkul Karman (Jemen) für den gewaltfreien Kampf zur Stärkung der Rechte von Frauen.
  • 2010: Liu Xiaobo (China) wegen seines langen und gewaltfreien Einsatzes für die Menschenrechte in seiner Heimat.

(jkali/dpa)