Leipzig. Steinwürfe und „Jagdszenen“: Im Leipziger Stadtteil Connewitz ist es erneut zu Ausschreitungen gekommen. Es gab mehrere Festnahmen.

In Leipzig kam es zum dritten Mal in Folge zu Ausschreitungen bei Demonstrationen. Die Leipziger Polizei hatte sich nach den ersten beiden Krawallnächten mit einem Großaufgebot auf einen weiteren Demo-Abend vorbereitet. Im Stadtteil Connewitz lief ein Protest gegen Gentrifizierung nun bereits nach wenigen Hundert Metern aus dem Ruder.

Nach Steinwürfen auf die Fenster von Neubauten löste die Polizei den Aufzug auf, berichtete eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur. Danach habe es „Jagdszenen“ zwischen Vermummten und der Polizei gegeben. Ersten Informationen der Polizei zufolge seien etwa 500 Menschen zu der Demo gekommen.

Nach Mitternacht hielten sich noch etwa 150 Personen in dem Bereich auf. Sie besprühten eine Straßenbahn mit Graffiti, bauten Straßenbarrikaden und zündeten Mülltonnen an. Zur Schadenshöhe konnte die Polizei am frühen Sonntagmorgen noch nichts sagen.

Krawalle in Leipzig: Polizisten verletzt

Mehrere Menschen wurden in Gewahrsam genommen, gegen 15 Menschen wird ermittelt. Zwei Polizisten verletzten sich bei dem Einsatz. Der Straßenbahnverkehr in dem südlichen Stadtteil wurde gestoppt. Ein Polizeihubschrauber kreiste über Connewitz. Dessen Pilot wurde immer wieder mit einem Laser geblendet. Ein Streifenwagen brannte auf dem Gelände der Polizei.

Bereits am Donnerstag und Freitag hatte es Ausschreitungen in dem Stadtteil gegeben. Der Leipziger Polizeipräsident Torsten Schultze hatte am Samstagnachmittag seine Sorge über den bevorstehenden Demo-Abend mitgeteilt.

Schultze hatte dabei angekündigt, dass am Samstag mehrere Hundertschaften der Bereitschaftspolizei eingesetzt werden würden. Zudem würde Unterstützung von der Bundespolizei und Beamten aus Thüringen erscheinen.

Die Polizei hatte sich schon im Vorfeld besorgt geäußert. „Wir haben natürlich auch heute gehofft, dass es ein friedliches Versammlungsgeschehen werden wird und wir hier kommunikativ mit den Versammlungsteilnehmern ins Gespräch kommen“, sagte Polizeisprecherin Mandy Heimann. „Dass es sich heute wieder in dieser Form darstellt, erschüttert uns auch.“

Torsten Schultze äußerte sich auf einer Pressekonferenz besorgt über die Krawalle in Leipzig.
Torsten Schultze äußerte sich auf einer Pressekonferenz besorgt über die Krawalle in Leipzig. © dpa | Hendrik Schmidt

Proteste in Connewitz: Innenminister will höhere Strafen

Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) hatte nach den Protesten von Freitag angekündigt, sich für härtere Strafen bei Angriffen gegen die Polizei einsetzen zu wollen. Die jüngsten Ereignisse hätten gezeigt, dass es nur noch um rohe Gewalt gegen Menschen und Dinge gehe, erklärte er am Samstag.

„Insbesondere gezielte Angriffe auf Polizeibeamte haben ein unerträgliches Ausmaß erreicht und sind nicht hinnehmbar“, so Wöller. Aktuell liegt das Mindeststrafmaß bei Gewalt gegen Vollstreckungsbeamtinnen und -beamte bei drei Monaten. Wöller plädiert dafür, es auf sechs Monate zu erhöhen.

Die Leipziger Grünen verurteilten die Steinwürfe und brennenden Barrikaden ebenfalls, hoben aber auch hervor, dass man sich mit den Ursachen der Besetzungen und der Randale auseinandersetzen müsse. Leerstehende Häuser dürften keine Spekulationsobjekte sein.

Anti-Polizei-Parolen bei Demo in Leipzig

Hintergrund der Demonstrationen in Leipzig waren Hausbesetzungen in Leipzig. In der Woche hatte die Polizei ein besetztes, leerstehendes Hauses im Osten der Stadt geräumt. Am Freitagnachmittag meldeten Aktivisten und Aktivistinnen auf Twitter eine weitere Besetzung in Connewitz.

Auch dort war die Polizei im Einsatz. Schon am Donnerstag hatte es in Leipzig eine Demo gegeben, aus der heraus Polizisten und Polizistinnen attackiert worden waren.

In Leipzig kam es in den vergangenen Wochen vermehrt zu Zusammenstößen mit der Polizei.
In Leipzig kam es in den vergangenen Wochen vermehrt zu Zusammenstößen mit der Polizei. © dpa | Jan Woitas

Zu der Spontandemo hatten sich ungefähr 100 Menschen versammelt – nahezu alle schwarz gekleidet und vermummt. Es waren Böller und Raketen geflogen, Anti-Polizei-Parolen gerufen.

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Die Polizei hatte daraufhin die Zahl ihrer Einsatzkräfte verstärkt. Die Beamten und Beamtinnen waren in mehreren Straßen mit Steinen und Flaschen beworfen worden. Der Gewaltausbruch hatte etwa eine Dreiviertelstunde gedauert. Danach hatte sich die Lageberuhigt.

In dem Stadtteil Connewitz gibt es immer wieder Ausschreitungen. In der Silvesternacht hatten Randalierende für Entsetzen gesorgt, es hatte aber auch Kritik am Polizeieinsatz gegeben.

(msb/reb/küp)