Berlin. Die Corona-Warn-App hat bei Millionen Nutzern nicht richtig funktioniert. Wir fassen zusammen, was über die Probleme bekannt ist.

  • Die Corona-Warn-App hat wochenlang nicht richtig funktioniert
  • Sowohl bei Android-Geräten als auch auf iPhones erfolgte die Datenübermittlung – wenn überhaupt – nur lückenhaft
  • Das Bundesgesundheitsministerium räumte Fehler ein
  • Ein Update soll den Fehler bei Android-Geräten und bei iPhones behoben haben

Die Corona-Warn-App der Bundesregierung wurde wochenlang als wichtiges Werkzeug im Kampf gegen die Corona-Pandemie angepriesen. Doch erst stockte die Entwicklung – und nun wurde bekannt, dass die App bei Millionen Nutzern über Wochen nicht richtig funktionierte.

Zunächst war bekannt geworden, dass Nutzer von Smartphones mit Android-Betriebssystem, wie Samsung- oder Huawei-Handys, im Zweifel nicht oder zu spät gewarnt worden seien, wenn eine Infektion im Netzwerk gemeldet wurde. Grund dafür sei sei, dass sich auf diesen Smartphones die notwendige stetige Hintergrundaktualisierung der Warn-App bislang automatisch ausstellte, wenn die App nicht geöffnet war. Das sollte Strom sparen. Das Bundesgesundheitsministerium bestätigte den Fehler gegenüber unserer Redaktion.

Am Freitag wurde öffentlich, dass sich auch Nutzern von iPhones nicht auf die Warnungen der App verlassen konnten. Auf vielen iPhones funktioniere die Kontaktüberprüfung nur lückenhaft, berichtete tagesschau.de am Freitag. Nutzer seien deshalb teilweise über Wochen nicht durch die App informiert darüber worden, ob sie Kontakt zu Infizierten hatten oder nicht. Der Softwarehersteller SAP, der die App mitentwickelt hat, räumte dem Bericht zufolge den Fehler ein.

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Corona-Warn-App: Fehler auf iPhones noch nicht behoben

Anders als bei den Android-Geräten ist bei den iPhones das Problem dem Bericht zufolge noch nicht behoben. Auf vielen iPhones fand die Kontaktüberprüfung demnach nur lückenhaft statt – teilweise sei sie über mehr als zehn Tage ausgesetzt worden.

Die Entwickler hätten Apple über die Lücken bei der Kontaktüberprüfung informiert, der iPhone-Hersteller habe den Fehler eingeräumt. Nach bisherigen Erkenntnissen befinde sich im Betriebssystem iOS ein Bug. Apple habe das Problem bisher nicht selbst lösen können, man habe aber einen Weg gefunden, die betriebssystembedingten Einschränkungen zu umgehen. Dazu müssen die Anwender die Version 1.1.2. herunterladen.

Das Problem auf Android-Geräten sei mit der neuen Version 1.1.1 der App, die am Mittwoch herauskam, behoben. Über einen „Schieberegler“ lasse sich die App dauerhaft scharf schalten. Nutzer müssten die App nach dem Update einmal kurz öffnen, in die Einstellungen gehen und die „priorisierte Hintergrundaktivität“ aktivieren.

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Informatik-Professor sieht Schuld bei Smartphone-Herstellern

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Aufklärung gefordert, was an den Vorwürfen rund um die Probleme bei der Corona-Warn-App dran ist. Die App sei ein wichtiger Baustein, das Coronavirus in Schach zu halten, erklärte Vorstand Eugen Brysch am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. „Jetzt soll auf immer mehr Smartphones die Kontaktüberprüfung nur lückenhaft funktionieren. Das beunruhigt die über 15 Millionen Nutzer.“ Und weiter: „Für maximale Irritation sorgt jedoch der Bundesgesundheitsminister. Sein Schweigen ist nicht zu akzeptieren.“ Das Vertrauen in die richtige Funktion sei der Schlüssel des Erfolgs der Corona-Warn-App.

Der digitalpolitische Sprecher der SPD, Jens Zimmermann, forderte nun umfassende Antworten aus dem Gesundheitsministerium. „Ich erwarte hierzu schnelle Aufklärung durch Minister Spahn“, sagte er dem „Handelsblatt“ (Freitag). „Es ist mehr als ärgerlich, dass die zuständigen Fachpolitiker von dieser Sache aus den Medien erfahren. Ich hätte mir eine offene Kommunikation durch das Gesundheitsministerium gewünscht“, kritisierte Zimmermann.

Professor Hannes Federrath, Präsident der Gesellschaft für Informatik, sprach gegenüber der „Bild“-Zeitung von einem sehr ärgerlichen Fehler, der „gefährlich für die Gesundheit“ der Verbraucher sein könnte. Er sieht die Schuld demnach bei den Smartphone-Herstellern.

(dpa/AFP/lhel/tma/ba)

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