Nantes. Nach dem Brand in der Kathedrale von Nantes gehen Ermittler dem Verdacht der Brandstiftung nach. Die Orgel ist vollständig zerstört.

In der Kathedrale von Nantes hat es am Samstag gebrannt. Auf Fotos und Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie im Inneren der Kathedrale große Flammen loderten und dichter Rauch aufstieg. Nach gut zwei Stunden konnte der Großbrand eingedämmt werden. Inzwischen gehen die Ermittler dem Verdacht der Brandstiftung nach.

Die Polizei hat einen Mann in Gewahrsam genommen, der für die Schließung der Kathedrale am Freitagabend verantwortlich gewesen sei. Die Ermittler wollten nun „bestimmte Aspekte seines Tagesablaufs“ klären, sagte der Staatsanwalt Pierre Sennès der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag. Aussagen dazu, ob der Mann an der mutmaßlichen Brandstiftung beteiligt gewesen sei, seien jedoch „verfrüht“, betonte er.

Das Feuer brach an drei verschiedenen Stellen in dem Gotteshaus aus dem 16. Jahrhundert aus, wie die Staatsanwaltschaft von Nantes am Samstag mitteilte. Die große Orgel in der gotischen Sankt-Peter-und-Paul-Kathedrale wurde nach Angaben der Feuerwehr wohl „vollständig zerstört“.

Die Feuerwehr war gegen 7.45 Uhr am Samstagmorgen von Passanten alarmiert worden, die Flammen hinter der Fensterrose des Gotteshauses sahen, wie die Feuerwehr mitteilte. Rund 100 Feuerwehrleute waren daraufhin im Einsatz. Außer der Orgel wurden Kirchenfenster und Kunstobjekte durch den Brand zerstört.

Feuer in Kathedrale von Nantes: Brandherde liegen weiter auseinander

Staatsanwalt Pierre Sennès sagte, die Ermittler gingen dem Verdacht der Brandstiftung nach. Die drei Brandherde seien weit voneinander entfernt gewesen. Eine Stelle, an der Feuer ausbrach, sei bei der großen Orgel gewesen. Die Distanz zu den anderen Brandherden sei „fast die ganz Länge der Kathedrale“. Bei ersten Untersuchungen der Ermittler seien aber keine Einbruchspuren an den Zugängen gefunden worden. Nach Angaben der Feuerwehr konzentriert sich der Schaden auf die große Orgel.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Feuerwehrchef Laurent Ferlay sagte, mit dem Großbrand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame im vergangenen Jahr sei das Feuer in der Peter-und-Paul-Kathedrale von Nantes nicht vergleichbar. Im April 2019 zerstörte ein verheerendes Feuer große Teile der Pariser Kathedrale Notre-Dame. Der Wiederaufbau des weltbekannten Gebäudes kommt kaum voran, auch wegen der Corona-Krise.

Die Schäden seien auch nicht so enorm wie jene nach einem Großbrand in der Peter-und-Paul-Kathedrale vor 48 Jahren, sagte Ferlay weiter. Damals sei das Dach so schwer beschädigt worden, dass eine Beton-Bewehrung habe eingesetzt werden müssen. Die Renovierungsarbeiten an dem Gotteshaus dauerten 13 Jahre.

Mit rund 60 Einsatzkräften war die Feuerwehr im Kampf gegen den Großbrand in der Kathedrale von Nantes im Einsatz.
Mit rund 60 Einsatzkräften war die Feuerwehr im Kampf gegen den Großbrand in der Kathedrale von Nantes im Einsatz. © AFP | Sebastien Salom-Gomis

Frankreichs neuer Premierminister Jean Castex besuchte Nantes am Nachmittag. Zunächst müssten die Ermittlungen geführt werden, sagte er. Dann gehe es um die „schnellstmögliche“ Renovierung, für die er die Unterstützung des Staates zusagte.

Präsident Emmanuel Macron dankte den Feuerwehrleuten bei Twitter für ihren Einsatz. Die Einsatzkräfte nähmen viele Risiken in Kauf, „um das gotische Juwel der Herzogen-Stadt zu retten“, schrieb Macron.

Der Bau der Sankt-Peter-und-Paul-Kathedrale begann im Jahr 1434 und zog sich bis Ende des 19. Jahrhunderts hin. Die 63 Meter hohen Türme stammen aus dem frühen 16. Jahrhundert. 2015 hatte es bereits in einer anderen Kirche in Nantes gebrannt: Damals wurden Teile der Basilika Saint-Donatien aus dem 19. Jahrhundert zerstört. Die westfranzösische Großstadt hat insgesamt zwei Basiliken und eine Kathedrale. (AFP/dpa/ba)