Berlin. Anwohner beliebter Bikerrouten klagen über permanentes Getöse. Vielen reicht es: Gegen die Fahrer formiert sich massiver Widerstand.

Eines der deutschen Motorradparadiese liegt zwischen sattgrünen Hügeln und saftigen Wiesen. Fahrer lieben den Hochschwarzwald für seine scharfen Kurven und verpassen der Bilderbuchidylle die volle Dröhnung: Bis zum Ortsschild drehen sie den Hahn ihrer Maschinen auf, im Dorf bremsen sie runter, nur um sofort wieder aufzudrehen, sobald der Ortsausgang in Sicht ist.

Wovon die Fahrer schwärmen, bringt Sonja Schuchter auf die Palme. „Die wollen sich hier austoben“, schimpft die 56-Jährige. Sie muss es wissen: Schuchter ist Bürgermeisterin der 2500-Einwohner-Gemeinde Sasbachwalden – und mittendurch verläuft die bei Bikern beliebte Landstraße L86.

Der Schwarzwald ist kein Einzelfall, Motorradfans machen die schönsten Gegenden zu Rennstrecken. Sauer- und Bergisches Land, Eifel und Erzgebirge – je attraktiver die Landschaft, desto mehr Ausflügler auf zwei Rädern nerven die Anwohner. Zwar betonen Gastronomen und Tourismusbeauftragte hier wie dort, dass „Genussfahrer“ herzlich willkommen seien – schließlich haben Hotels und Wirte sie längst als Zielgruppe entdeckt.

Jedoch: „Nur fünf bis zehn Prozent der Motorradfahrer halten sich nicht an die Regeln“, stellt CDU-Frau Schuchter fest. „Aber genau diese wirken besonders störend.“

Widerstand gegen lärmende Raser

Mit dem Getöse soll bald Schluss sein. Landauf, landab formiert sich Widerstand gegen die Raser: In mehr als 100 Regionen haben Bürger als Reaktion auf den Motorradlärm bereits Initiativen gegründet. Wie emotional das Thema ist, zeigte sich am Wochenende, als Zehntausende Biker in zahlreichen deutschen Städten gegen eine umstrittene Initiative des Bundesrats demonstrierten. Man dürfe Motorradfahrer nicht unter Generalverdacht stellen, forderte Mitorganisator Jörg Brucker.

Auf Anregung einzelner Bundesländer wurde zuletzt über Streckensperrungen für Motorräder am Wochenende diskutiert. Außerdem setzt sich der Bundesrat laut Beschluss vom 15. Mai dafür ein, dass die Geräuschpegel aller neuen Motorräder pauschal auf 80 Dezibel begrenzt werden – das entspricht in etwa der Lautstärke eines vorbeifahrenden Lkw.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) erteilt den Plänen aber eine Absage: Die bestehenden Regeln seien ausreichend, sagte er als Reaktion auf die Bikerdemos vom Wochenende. Er werde die Empfehlungen der Bundesländer nicht umsetzen.

Lärmdisplays haben einen erzieherischen Effekt

Sasbachwalden und zwei Dutzend andere Kommunen nehmen ihr Schicksal deshalb selbst in die Hand – und installieren Lärmdisplays am Straßenrand. Diese 15.000 Euro teuren Geräte erkennen zu laute Motorräder durch Sensoren und ermahnen Krachmacher per blinkender Anzeige, leiser zu fahren.

Seit März besitzt Sasbachwalden so eine Elektrotafel. „Seit das Display steht“, sagt Schuchter, „ist es etwas besser geworden, berichten die Bürger.“