Berlin. „Paw Patrol“ ist eine beliebte Kinderserie. Nun wird die Absetzung gefordert. Die Figur Chase, ein Polizeihund, erregt die Gemüter.
- In der Serie „Paw Patrol“ gehen Polizeihunde auf Streife
- Was zunächst erst einmal nach einer harmlosen Kinderserie klingt, sorgt im Internet für erregte Gemüter
- Einige Menschen fordern jetzt, dass die Animationsserie eingestellt wird
- Was ist der Hintergrund der Diskussion um „Paw Patrol“?
Chase ist ein Helfer auf vier Pfoten, ein Schäferhund mit gutem Herz, der sich für andere einsetzt und diejenigen rettet, die in Not geraten. Chase fährt ein Polizeiauto, trägt eine blaue Polizeimütze und ein blaues Jäckchen. Er gehört zur „Paw Patrol“, den sechs Hunden, die in der gleichnamigen Animations-Kinderserie den Menschen aus Adventure Bay bei der Lösung ihrer Probleme helfen.
Klingt zunächst einmal harmlos, doch in den sozialen Netzwerken ist ein Streit über die Figur entbrannt. Die Darstellung der Polizei sei zu unkritisch. Manch einer fordert sogar die Absetzung der beliebten Kinderserie – wegen Chase. „Schläfert den Polizeihund ein“, fordert jemand. „Entzieht der Serie die Finanzierung“, ein anderer.
„Paw Patrol“: Serie wollte den Stimmen der Schwarzen Gehör verschaffen
Solche und ähnliche Kommentare finden sich unter einem Tweet, der über den offiziellen Account der Serie „Paw Patrol“ abgesetzt wurde. Fünf Tage lang wollten die Macher ihre Kanäle stummschalten, um Stimmen von Schwarzen mehr Gehör zu verschaffen.
Der Hintergrund: Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz steht die Darstellung von Polizisten in Film und Fernsehen insbesondere im englischsprachigen Raum in der Kritik. Um reale Polizeigewalt ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, sei es nötig, mit den Stereotypen vom „guten Cop“ zu brechen, heißt es in einem Artikel der „New York Times“.
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„Paw Patrol“ wegen Polizei-Darstellung in der Kritik
Aber muss man eine niedliche, warmherzige Zeichentrickfigur nun verbannen, weil sie ein Polizist ist? Einigen Twitter-Nutzern gehen die Forderung, die Figur Chase aus der Kinderserie zu streichen, eindeutig zu weit. Das sei lächerlich, heißt es. „Paw Patrol ist eine Serie für Kinder“, erinnert eine Nutzerin, „und Chase eine Repräsentation dessen, was ein guter Polizist sein sollte.“
Abseits von der Kinderserie „Paw Patrol“ reagierten Vertreter der Branche bereits zuvor. So schrieb etwa Tom Scharpling, Produzent der Serie „Monk“, jüngst auf Twitter: „Wenn Sie – so wie ich – an einer TV-Show oder einem Film gearbeitet haben, in der oder in dem Polizisten als liebenswerte Trottel dargestellt werden, haben Sie zu der größeren Akzeptanz beigetragen, dass Polizisten die Guten sind. Die meisten Shows zeigen nicht die brutale Scheiße – geschweige denn den Rassismus – der täglich stattfindet.“
Lego stellt Werbung für Polizei-Spielzeug vorerst ein
Und auch außerhalb der Branche gibt es bereits Reaktionen. So hatte der Spielzeughersteller Lego nach dem Tötungsdelikt an George Floyd Werbung für Produkte wie Polizeistationen eingestellt, wie die „New York Times“ berichtet.
Dies alles zeigt, wie sensibel das Thema zu behandeln ist. Es ist vielschichtig und kompliziert. Chase und die „Paw Patrol“ scheinen auf den ersten Blick völlig harmlos. Vermutlich ist genau da das große Problem bei diesem ernsten Thema. (jkali)
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